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Waffen an Bord von Yachten
Die Frage nach Waffen an Bord von Yachten wird
Langfahrtseglern am meisten gestellt. Und ehrlich,
was dabei so ärgert, ist die Scheinheiligkeit
der Fragesteller, wenn Sie nicht die für Sie bequeme Antwort gehört
haben.
Deshalb vorweg eine leicht zynische Betrachtung: Es gibt in
Deutschland keine Möglichkeit, eine "richtige" Waffe legal für eine
Yacht zu erwerben. Welche Antwort auf Ihre Frage erwarte ich dann wohl
und welche bringt mich in Schwierigkeiten? Richtig! Bei "ja keine
Waffe!" brauche ich kein Geld ausgeben, mein Schiff ist auch diesbezüglich
bestens ausgerüstet und nebenbei kann ich mich als Menschenfreund und
friedliebender Mensch aufspielen.
Bei "Waffe an Bord!" schau ich als Deutscher alt
aus. Ich weiß nicht, wie ich an ein Schießeisen rankommen soll und meine Yacht
ist schutzlos irgendwelchen Gaunern ausgeliefert.
Auf den Kanaren war mal eine deutsche Yachties-Gesprächsrunde,
in der man sich gegenseitig versicherte, dass eine Waffe an Bord ganz was Böses
sei. Nur - am nächsten Tag verkaufte ein Geschäft an jedermann Revolver und
Gewehre und plötzlich fand sich auf all diesen Yachten eine Waffe.
Ich hätte von Berufswegen ohne weiteres einen Waffenschein
haben können, auch die notwendige Sachkunde habe ich nachgewiesen. Trotzdem
habe ich auf eine Waffe hier verzichtet, weil ich keinen Sinn darin gesehen
habe. Einen Überfall oder ähnliches hier mit einer Waffe verhindern zu wollen,
ist eine aussichtslose Sache. Denn, die Distanz zum Täter und der damit
verbundene Zeitgewinn fehlt, der notwendig wäre, eine
Waffe (drohend!) einzusetzen. Wenn ich überfallen werde, merke ich das
hier in Deutschland erst, wenn es schon passiert ist.
Ganz anders draußen auf dem Wasser, auf einem einsamen
Ankerplatz oder auf der offenen See. Eine wahre Geschichte: In Westindien sieht
der Skipper, wie ein offensichtlich Einheimischer am Strand einen Kahn
fertig macht, und mit einer riesigen Machete seelenruhig zur Yacht rudert. Der
(waffenlose) Yachtsmann muss zusehen, wie der Verbrecher
mit der Machete in der Hand an Bord steigt, den Skipper schwerst mit der
Machete verletzt und dann über die Frau des Skippers herfällt. Ein Verbrechen,
das wahrscheinlich nicht stattgefunden hätte, wenn der Yachtsmann aus fünfzig
Metern Entfernung eine Pistole gezeigt hätte.
Anderes
Beispiel: Ein Hai hatte nichts besseres zu tun, als sich auf offener See und
Flaute in meine Selbststeueranlage zu verbeißen. Ein Schuss aus meinem Revolver
in seinen Rücken vertrieb ihn schnell. So war zwar mein hölzernes Servoruder
abgebissen, die Anlage blieb aber heil.
Die meisten kennen das Drama auf der deutschen
Yacht Appolonia, bei der der Skipper und seine Freundin von einem
Yacht-Anhalter erschossen wurde und ein weiterer Mitsegler einen Schuss in die
Brust erhielt. Es ist Spekulation, aber schlimmer für die Opfer hätte es nicht
kommen können, wenn sie bewaffnet gewesen wären. Möglicherweise würden sie
heute noch leben, möglicherweise hätte der Täter den Mord nicht gewagt, wäre
der Skipper bewaffnet gewesen.
Man könnte noch ein paar solcher Beispiel aufführen. Ein
Beispiel, wo eine Waffe an Bord zum Verhängnis geworden ist, kenne ich nicht.
Jetzt die beliebtesten Argumente gegen Waffen an Bord:
a) "Gegen Seeräuber hat man
sowieso keine Chance":
"Seeräuber" und "Seeräuber" ist nicht
unbedingt dasselbe. Man muss nicht gleich an die schwerstbewaffneten Kidnapper
auf den Philippinen denken. Meistens handelt es sich um arme Fischer, schlecht
oder gar nicht bewaffnet, die in einer "reichen" Yacht leichte Beute
sehen, vor allem dann, wenn sie völlig wehrlos ist. Wenn diese Typen nur mit
Messer und Muskelkraft ausgerüstet sind, dann werden sie sich einer Yacht nicht
mehr weiter nähern, wenn ihnen von dort eine Schusswaffe gezeigt wird.
Logisch, gegen gut bewaffnete Verbrecher hat der Yachty keine
Chance. Mit Schusswaffe oder ohne.
b) "Die
Signalpistole kann genau so gut zur Abschreckung eingesetzt werden":
Falsch,
eine Signalpistole ist zur Abschreckung nicht geeignet. Laien sehen in dem Ding
mit der großen Öffnung mehr ein Spielzeug, nehmen sie als Waffe nicht
ernst. Andererseits ist die Signalpistole, aus kurzer Entfernung abgefeuert,
eine tödliche Waffe, ohne die Möglichkeit, den Gegner "nur" zu
verletzen. Und das ist ja das Letzte was wir mit einer Waffe wollen, einen
anderen Menschen töten.
c) "Wenn
man eine Waffe hat, dann muss man sie auch einsetzen":
Dieses
Argument wird gerne von selbsternannten Waffensachverständigen oder
Waffennarren gebraucht und dann von Yachtsleuten nachgeplappert.
Falsch:
Ich will eine Waffe nicht einsetzen, sondern damit nur
abschrecken. Gegen einen Gegner, der mit Waffen umgehen kann, lass ich
mich nicht auf ein Feuergefecht ein. Ich habe gegen den kein Chance, mit oder
ohne Waffe.
Ineressant ist in diesem Zusammenhang auch,
dass amerikanische Yachtsleute, die zu Hause sehr leicht Waffen erwerben
können, fast ausnahmslos ihre Yachten mit Waffen bestens ausrüsten. Es ist
dümmlich, dies damit zu erklären, dass alle Amis eben Waffennarren sind.
Diejenigen, die ich getroffen habe, waren fast alles recht nüchtern und
vernünftig denkende Segler aus allen Alters- und Berufsklassen. Ist die bekannt
gute Bewaffnung amerikanischer Yachten vielleicht der Grund, warum
Schiffe unter Stars and Stripes von Gangstern auf See seltener als Opfer
auserwählt werden als Angehörige anderer "friedliebenderen"
Nationen?
Also, es soll jeder für sich entscheiden, was
für ihn das Richtige ist. Man betrügt sich aber selbst, die Frage je nachdem
zu beantworten, ob man an eine Waffe herankommt oder nicht.
Für
mich war es übrigens sehr leicht, jeweils Revolver legal(!!!)
zu erwerben. Einmal habe ich mitten in London im Geschäft eine Waffe
gekauft, die dann versiegelt auf mein Schiff in London gebracht wurde, ein ander
Mal habe ich in Italien in einem Geschäft eine Beretta gekauft, die in meinen
Paß eingetragen und von der Polizei an Bord transportiert wurde.
Jetzt
das Wichtigste: Wenn eine Waffe an Bord ist, muss(!) sie
bei jedem Einklarieren den Behörden gegenüber angegeben werden. Die
meisten Behördenformulare für Schiffe enthalten ohnehin die Spalte: Firearms?
Wer
dies nicht tut, ist ein Narr, dem nicht zu helfen ist. Denn ohne Deklaration
kann dies auch als Waffenschmuggel ausgelegt
werden, wobei eine der mildesten Konsequenzen noch die Beschlagnahme des
Schiffes ist. Wer hierbei Angst davor hat, dass ihm die Beamten die Waffe, die
ein paar läppische hundert Mark gekostet hat, wegnehmen und nicht wieder
zurückgeben wird, tickt nicht ganz richtig. Bei mir hat die Realität so
ausgesehen, dass die Waffe einmal an Bord versiegelt wurde, ein andermal von der
Polizei mitgenommen wurde (und ich sie dann vor der Abreise wieder abholen
konnte) oder, dass ich nur ermahnt wurde, die Waffe nicht an Land zu
bringen.
Ob Waffen an Bord oder nicht, der kluge
Yachtsmann wird nicht in Gegenden herumsegeln, die wegen Gewalttaten berüchtigt
sind, vor allem nicht in bestimmten asiatischen Gewässern.
Leider verschlechtert sich die Situation zusehends. Fiji galt bis vor kurzem als
eines der friedlichsten Gewässer. Im Moment kann man es eigentlich nicht mehr
anlaufen. Für die Neuen Hebriden sieht es auch nicht gut aus und auf den
früher beliebten Solomon-Inseln herrscht Krieg. So wird die Welt von Tag zu Tag
kleiner und man kann eigentlich nichts besseres tun, als möglichst schnell
loszufahren.
Übrigens: In weiten Teilen des Mittelmeers
oder in der "französischen" Südsee, also Polynesien, halte ich
persönlich eine Waffe für ziemlich überflüssig.
Noch
was: In jedem Fall Finger weg von Kriegswaffen. Das
sind alle halb- und vollautomatischen Waffen, wozu
zum Beispiel das berühmte Schweizer Sturmgewehr
zählt, das die Standardausrüstung eines jeden Schweizer Soldaten ist und somit
(meines Wissens) in jedem Schweizer Haushalt herumsteht.
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