Trick-Siebzehn an Bord (94)


Amerikanischer "Palstek"

jahrzehntelang benutzt von Bobby Schenk

Knoten sind die Grund-Elemente und -Werkzeuge der Seemannschaft. Es gibt Bücher, die mehrere tausend Knoten beschreiben (The Ashley Book Of Knots) und so mancher Anfänger hält die Auseinandersetzung mit diesem Lernstoff für reichlich übertrieben. Nicht ganz zu Unrecht, denn in der Praxis kommt der Segler, auch der Blauwassersegler, mit wenigen Knoten zurecht. Keine zehn braucht er in der täglichen Bordpraxis. Und wenn er ausnahmsweise mal einen Spezialknoten setzen möchte, dann geschieht dies sicher nicht in einer Situation, wo es auf Sekunden ankommt; er kann also in Ruhe in einem der vielen Bücher (die selbstverständlich an Bord sind) nachlesen.

Aber um einen Superknoten kommt kein Segler herum und das ist der Palstek. Seine Eigenschaften: Eine mit ihm gebildete Bucht kann sich nicht zusammenziehen. Sodass er vorzugsweise beim Anlegen an der Pier um den Poller herum verwendet wird. Und auch sonst findet er täglich seinen Einsatz. Er ist schlechthin der Universalkonten auf einer Yacht, so kann er zum Beispiel auch verwendet werden, um zwei Leinen zu verbinden (Schotstek). Dass er gut hält und leicht zu öffnen ist, versteht sich für einen Seemannsknoten von selbst.

In jedem Segelkurs wird er gelehrt und von den Prüflingen wird verlangt, dass sie ihn blind knüpfen können. Was ganz so einfach nicht ist. Deshalb bekam man ja auch als Hilfestellung eine Eselsbrücke mit auf den Weg – das spannende Bild von einem Reptil: "Eine Schlange taucht aus dem Teich – kriecht um den Baum herum – und taucht dann wieder in den Teich zurück.“

Na ja, wenn man dieses Bild langsam und bedächtig mit einer Leine nachfährt, kann schon ein Palstek rauskommen. Trotzdem - besonders leicht ist es mir auch damit nie gefallen, einen Palstek hinzukriegen.. Bis ich eines Tages ein paar amerikanische Yachtsleute traf, die mich auslachten und mir die amerikanische Sekunden-Version dieses  Knotens zeigten. Verblüffend - siehe Video unten.

Seit dieser Zeit habe ich den Knoten nur noch auf diese Weise gemacht, hab sozusagen mit ihm gelebt und ihn vielen anderen Seglern gezeigt, die ihn in kürzester Zeit nachmachen konnten.

Eine kleine Gefahr allerdings gibt es bei diesem Knoten, besonders wenn man ihn bei dicken Trossen benutzt. Will man die lose Part durchziehen, dann kann es passieren, dass das Auge sich zwar zusammenzieht, die dicke lose Part aber mangels Biegsamkeit nicht durchgezogen wird. Benutzt man dann den "Knoten" blindlings, muß man feststellen, dass er aufgeht, weil er ja gar kein Knoten ist. 

Einen weiteren Nachteil hat dieser Knoten: Er ist so einfach, dass man das (in meinen Augen) viel kompliziertere, aber schöne deutsche Märchen mit der Schlange, die auf dem See auftaucht, ganz vergisst. Ich für meinen Teil kanns jedenfalls nur noch "amerikanisch".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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