Trick-Siebzehn an Bord (93)


Überleben nach Kenterung - eine einfache Leine machts (vielleicht) möglich

für die Praxis geplant von Bobby Schenk und darauf hingewiesen von Robert Bachmann 

Manchmal hat man so Ideen, die in der Theorie ganz toll überzeugen, aber in der Praxis dann voll daneben sind. Nachfolgender Trick fällt sicher nicht in diese Kategorie, auch wenn er in erster Linie eine große Hilfe im Notfall eines Katamarans wäre. Bekanntlich können sich gekenterte Katamarane - im Gegensatz zu einer Einrumpfyacht - nicht mehr aufrichten. Es ist leicht dahingesagt, dass ja dann der Kat immer noch Überlebenschancen auf See bietet. Aber sinnvoll ist es im Katastrophenfall, sich von der nassen Insel im Wasser abbergen lassen. Wohl dem, der dann bald Flieger am Himmel sieht. Besucher Robert Bachmann hat mich auf so einen Fall aufmerksam gemacht und tatsächlich bekommt man beim Betrachten des gekenterten Katamarans auf dem Video

  http://www.youtube.com/watch?v=ufhyjVBL4Jw

einen guten Eindruck, wie es auf "hoher" (wohl nicht, aber bewegter) See zugeht. Schaut man genau hin, sieht man, wie die Besatzung gelegentlich Schwierigkeiten hat, sich auf dem gekenterten Boden des Katamarans festzuhalten. Das Ruder muß dann herhalten. aber eine Dauerlösung für längere Zeit ist das sicher nicht. Beim Bau meines 14-Meter-Katamarans THALASSA hab ich, wie wohl jeder Kat-Segler, auch an die Möglichkeit des Kenterns gedacht. Was machst Du dann, wenn Du Glück hast und obenauf sitzt? Die Werft hat sich sicher auch mit derartigen Gedanken beschäftigt und hat den Boden für die Box, in der sich die Rettungsinsel befindet, zum Öffnen gemacht - und zwar von unten her, damit man die Insel auch bei einem gekenterten Kat von oben erreichen kann - rechtes Foto. Dass in Frankreich bei Katamaranen Notausstiegsluken, die auf den gekenterten Katamaran führen, ohnehin vorgeschrieben sind, sei am Rande erwähnt - siehe Foto links.

Was aber ist mit der Mannschaft, die fast hilflos auf dem Schiffsboden sitzt und auf Hilfe wartet. Sie wird bei rauer See in erster Linie damit beschäftigt sein, sich krampfhaft festzuhalten, damit sie von der See nicht ins Wasser gespült wird. Eine einfache Leine, in die sich die Menschen einpicken könnten, würde schon viel helfen.

Deshalb hab ich auf der Unterseite meines Kats (die ja bei Kenterung zu "oben" wird) eine Leine auf beiden Seiten längsseits gespannt, an der man Halt findet. Kostenpunkt: Nur wenige Euro für die Leine. Sie stört in keiner Weise, insbesondere hab ich sie auch bei bewegter See und Schlagen des Wassers gegen den Boden nicht negativ wahrgenommen. Für die Puritaner unter den Katseglern: Der Speed des Kats wird in keiner Wiese beeinflusst, denn die Leinen sind ja nicht im Wasser, sondern einen halben Meter darüber.

Wie gesagt, dies gilt in erster Linie für einen Katamaran. Auch für eine Einrumpfyacht könnte die Anbringung einer Leine sinnvoll sein, wenn jemand mit so einem Unglücksfall wie der von der Cheeki Rafiki rechnet. Betrachtet man die Fotos von ihrem in der See hilflos treibenden Wrack ohne Kiel, wo man sich einhalten könnte, erkennt man, dass der Mannschaft, so sie diese Kenterung nach Kielverlust überlebt hat, kaum Möglichkeit bleiben, auf dem Rumpf zu verbleiben. Die einzigen Haltemöglichkeiten sind Ruder und Saildrive. Eine zusätzliche Leine würde jedenfalls nicht schaden. Auf meinen Mono-Yachten hab ich übrigens immer Leinen am Unterwasserschiff gehabt, meist an der Ruderanlage befestigt.

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