Trick-Siebzehn an Bord (85)


einfaches und sauberes Tanken - Beiboot als Tankschiff

regelmäßig angewendet auf der THALASSA von Bobby Schenk

Gleichgültig, ob man sich als puristischer Segler oder als Motorsegler fühlt, von Zeit zu Zeit ist das Betanken der Treibstofftanks unumgänglich. Was für den Autofahrer eine Fünf-Minuten-Routine ist, stellt sich für den Langfahrtsegler gelegentlich als ziemlich kompliziertes Prozedere dar. Wo ist die "Wasser"-Tankstelle? Ist der Sprit sauber? Was kostet der Diesel bei der Wassertankstelle, wie viel oben an der Autostraße? Reicht die Wassertiefe an der Tankstellenpier aus? Das sind nur einige der Fragen, die den Blauwassersegler beschäftigen, wenn er seine Yacht wieder uneingeschränkt mobil machen möchte.

Auf der THALASSA herrschte der Grundsatz vor der Weiterfahrt, dass man zu Beginn eines Ozeantörns, der ja oft über tausende von Meilen nonstop ging, ohne Wenn und Aber fertig vorbereitet ist. Also, Wetter und Vorhersage bestens, Yacht in technisch 1a-Zustand, sorgfältig ausgewählter Proviant an Bord und - volle Tanks. So, wie es bei Chartertörns üblich ist, nämlich vor dem Auslaufen kurz mal eben an die Tankstelle zu gehen und dann nichts wie raus aus dem Hafen, nein, das ist nicht Sache von Blauwasserseglern. Denn das unter Umständen komplizierte Anlegemanöver, die Frage, ob das Geld in Landeswährung noch ausreicht, ja, oft auch, ob ausreichend Diesel aus dem Tankrüssel kommt, und vor allem, ob es sauber ist, all das würde die immer vorhandene Nervosität vor einem langen Törn unnötig steigern und belasten.

Um all diesen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wurde es auf der Thalassa II und auf dem Kat Thalassa, jeweils ausgestattet mit einer Tankkapazität von mehreren hundert Litern Diesel, zur gemütlichen Routine, das Tanken Tage vor dem Törn in aller Ruhe durchzuführen. Und zwar, ohne vorher umständlichen Anker-auf-Manöver, vielleicht komplizierte Anlege-Prozeduren an der Tankstelle, oder aber umgekehrt, ohne das grobe Längseitsgehen eines rostigen Tankschiffs an der frisch gereinigten Bordwand.

Ganz einfach: Wir haben jeweils den preiswertesten Diesel an irgendeiner Tank-Stelle (im wörtlichen Sinne) selber abgeholt. Aber nicht mit der Yacht, sondern mit dem Beiboot. Auf dem Bild "sieht" man immerhin an die 300 Liter Diesel im Dhingy. Vielleicht hätte das Banana-Boot noch mehr Diesel transportieren können, aber mehr Kanister hatten wir nicht.

Damit hatten wir auch die Freiheit, uns die Tankstelle nach unseren Kriterien aussuchen zu können. Freilich - im Regelfalle ist die Wassertankstelle die erste Wahl, bekommt man dort doch den Diesel, je nach Land, steuerfrei und damit erheblich billiger, als der Autofahrer löhnen muss. Das ist aber nicht immer so. Häufig sind Autotankstellen die weitaus bessere Wahl. Regelmäßig besucht von Autos, ist die Wahrscheinlichkeit fast immer hoch, sauberen Brennstoff zu bekommen. Also, nichts wie hin mit dem Taxi oder Mietwagen und die vollgefüllten Kanister dann ins Beiboot abstellen. Diese Alternative zum Tanken auf dem Wasser rate ich zum Beispiel dringend allen Yachten, die in Panama bunkern. Wenn in der Literatur über "verunreinigtem" Diesel berichtet wird, fällt der Name "Panama" am häufigsten.

Der Vorteil des Dieseltransportes mittels Beiboot ist für jeden Praktiker offensichtlich: Mühselige Anker-auf-Manöver (Einsammeln von Zweit-und Dritt-Anker mittels Beiboot, Reinigen des Decks, Einholen des Hauptankers - und alles nach dem Tankmanöver in umgekehrter Reihenfolge) entfallen, ebenso Anlegemanöver, die ja häufig mit kleiner Mannschaft bei unguten Wind und Seegangsverhältnissen nicht so sehr einfach sind. Mit Beibooten, die ins Gleiten kommen, ist die Fahrt auch zu weiter entfernten Tankstellen oder Piers mit Zugang zum Autoverkehr nur eine Sache von Minuten (Foto).

Bleibt die wichtige Frage, wie man den Sprit auch bei Schwell am Ankerplatz aus den Kanistern in die Tanks bekommt, und zwar ohne große Sauerei? Nichts leichter als das: Mittels einer billigen 12-Volt-Förderpumpe - Baumarkt! Also Ansaugschlauch zum Kanister im(!) Beiboot, anderen Schlauch in den Einfüllstutzen des Yacht-Tanks, einschalten!

Diese Methode hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem "Mal-schnell-Volltanken-bei-Wassertankstelle": Ich hab absolute Kontrolle über die Geschwindigkeit beim Tankfüllen. Für was soll das gut sein?

Jeder (und das sind fast alle Weltumsegler), der mal (unvergessliche) Probleme mit schmutzigem Diesel gehabt hat, wird sofort "aha" sagen: Extrem wichtig ist es, nur sauberen Diesel, möglichst ohne Wasserbestandteile, in den Tank zu bekommen. An der vielfrequentierten Autotankstelle wird das kein Problem sein, weil dort der Diesel regelmäßig fließt, soadass sich in deren Tanks gar kein Dreck (wahrscheinlich) ablagern kann. Wohl aber beim angekarrten rostigen Dieselfass am Ufer oder bei der selten benutzten Tankstelle an der Pier. Benutzt man nun einen Feinfilter zwischen Schlauch und Einfüllstutzen ist die Strömungsgeschwindigkeit, der Schwall, üblicherweise viel zu hoch und ständig besteht die Gefahr, dass der Filter überläuft. Außerdem bringt man die nach einem wartenden anderen Yachties oder Autofahrer, die ebenfalls tanken wollen, auf Weißglut, würde man sorgfältigst seine 500 Liter oder so durch den engstmaschigen Filter rinnen lassen. Das lässt sich prima vermeiden, wenn man mit der schwächlichen 12-Volt-Förderpumpe aus dem Beiboot mit dünnem Strahl tankt und bei vollem Filtertrichter dazwischen mal ausschaltet.

Wie aufgezeigt hat das Betanken aus dem Beiboot eine Reihe von Vorteilen. Bleibt noch die Frage, ob das Ganze nicht etwas zeitraubend umständlich ist? Selbst auf meiner 15-Meter-Yacht THALASSA II hatte ich nur eine Treibstoffkapazität von etwas über 900 Liter. Macht im Extremfall drei, gemütliche, Dhingyfahrten. Kostet ein bisschen Zeit, aber davon haben wir Langfahrtsegler ja genügend! 

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