Trick-Siebzehn an Bord (54)
Treibstoffkapazität strecken
erprobt auf zahlreichen Langfahrtyachten
Die
Zeiten sind wohl endgültig vorbei, als es als unsportlich angesehen wurde, die
Maschine einer Segelyacht längere Zeit zu benutzen. Obwohl - machen wir uns da
keine Illusionen - schon Altmeister Hiscock, für die älteren Blauwassersegler
schlechthin das Vorbild für alle Weltumsegler hatte bereits in den fünfziger
Jahren schon angekündigt, er werde in Zukunft durch die weiten windstillen
Zonen, also zum Beispiel durch die Doldrums motoren und den benötigten
Extra-Diesel in transportablen Kanistern an Deck mitführen.
Das hat Schule gemacht und so führt heute ein großer
Prozentsatz der Langfahrtyachten zusätzliche Tankkapazität an Deck mit. Schön
sind die mitgeführten Kanister nicht gerade, die ursprünglich prospektschöne
Silhouette der Yacht wird dadurch (und natürlich durch das unvermeidliche
Beiboot an Deck) nachhaltig verschandelt. Es gibt aber keinen patenteren Platz
auf einer Yacht, Zusatzkanister mitzuführen. Denn vor allem fürchten wir ja,
dass da mal so ein Kanister undicht wird und der Diesel dann ins Schiffsinnere
läuft. Das wäre eine arge Bescherung!
Grund
zu dieser Befürchtung besteht durchaus. Denn was nach meiner Beobachtung den
meisten Kanister-Lösungen gemein ist, sind Kunststoffkanister, die eigentlich
zur Treibstoffaufbewahrung ungeeignet sind - eine löbliche Ausnahme ist auf
diesem Bild zu sehen. Der Grund hierfür liegt am Zeitpunkt, an dem der
Langfahrtsegler erkennt und einsieht, dass er gerne mehr Diesel an Bord hätte,
um seine Reichweite unter Motor zu erhöhen. Dann ist er nämlich schon meist
entfernt der Heimat und er muß an Kanistern halt das nehmen, was am Ort des
kleinen Hafens halt erhältlich ist. Hinzu kommt, dass man es auf vielen
ärmeren Orten des Planeten nicht so sehr ernst nimmt mit Vorschriften über
Treibstoffe, oder die es vielleicht am Ort gar nicht gibt. So nimmt man halt,
was man bekommen kann - vom Wasserbehälter bis zum Ölkanisterkanister bis hin
zum Kanister für Speiseöl, sehr beliebt in der Nähe vielbesuchter
Restaurants.
Dass
aber auch Qualitätskanister aus Kunststoff nicht das ewige Leben, vor allem
nicht in der Tropensonne, gepachtet haben, sieht man an obigen Bild. Alle
Kunststoffe sind mehr oder weniger UV-lichtempfindlich,
werden mit der Zeit spröde und zerbrechen endlich, was auch an Deck eine
ziemliche Sauerei ergeben würde. Also schützt man sich gegen das UV-Licht mit
Stoffüberzügen, meistens sichtlich Fleißübungen der Bordfrau, seltener
passgenau aus der Nähmaschine eines Segelmachers. Im letzteren Fall läßt sich
daraus auch schließen, dass man die Kanister an Deck nicht nur als temporäre
Lösung zur Überbrückung windstiller Zonen ansieht, sondern durchaus als
Standardeinrichtung.
Dass
es aber auch wesentlich billiger geht mit den "Kanisterpersenningen"
zeigt nebenstehendes Foto, auf dem sich ein pfiffiger Skipper mit einem
Tricksiebzehn auszeichnet. Maßgeschneiderte Schonbezüge für Kanister sind
nämlich gar nicht so billig, wobei ich mich frage, ob da ein Neukauf eines
Kanisters nicht die preiswertere Lösung wäre. An manchen Plätzen in Asien
sind nämlich T-Shirts als Sonderangebote so billig erhältlich, dass sie die
preiswerteste Lösung darstellen, einen Kanister vor der Sonne zu schützen.
Übrigens: Wer schon mal unterwegs, vor allem auf einem
Einrumpfschiff, den eingebauten Dieseltank aus einem Kanister befüllen wollte,
wird festgestellt haben, dass dies nicht gelingt, ohne erhebliche Mengen aufs (Teak-)Deck
zu verschütten. Verhindern lässt sich das nur, wenn man einen Schlauch zu
Hilfe nimmt, eine Schüttelpumpe ist da eine patente Lösung. Auf der THALASSA
kommt hierbei eine kleine mobile 12Volt-Pumpe (bei Conrad erhältlich, muss für
Diesel ausgelegt sein) zum Einsatz. Da gibt es kein Verschütten mehr.
Wieviel Zusatzdiesel soll man denn nun bunkern, was bringt so
ein Kanister? Das ist, logisch, je nach Schiffsgröße und damit je nach
Dieselmotor und seiner Drehzahl verschieden. Nimmt man aber mal die
"übliche" Größe für eine Zweiermannschaft von 10 bis 13 Meter an,
so kann man als Daumenregel annehmen, dass man mit einem Liter Diesel bei
ökonomischer Marschfahrt, von vier bis 5 Knoten einen halben bis ganzen Liter
für eine Seemeile benötigt. Bleiben wir bei einem halben Liter, dann sind bei
4,5 Knoten rund 50 Liter pro Tag fällig, wofür wir uns bei öliger Flaute
gut 100 Meilen einhandeln. Für drei bis vier Tage durch die Doldrums
benötigen wir also 150 bis 200 Liter. Das ergibt dann schon eine
ansehnliche Kanisterbank!
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