Trick-Siebzehn (139)


Gangway - die Brücke aufs Land

Viele Segler, die sich auf ein Leben auf dem Schiff vorbereiten, denken an sie nicht: Die Gangway, la passerella! Doch so eine Ein- oder Ausstiegshilfe ist für alle (!) Langfahrten unverzichtbar. Es spielt keine Rolle, dass weltweit mit Zunahme des YACHT-Sports immer mehr Marinas mit Boxen gebaut werden, wo man bequem seitwärts das Schiff besteigen kann - nebenbei: Achten Sie bei der Neuanschaffung einer Yacht auf eine Reling zum Öffnen! Es spielt auch keine Rolle, dass viele erfahrene Blauwassersegler die meiste Zeit vor Anker zubringen. Irgendwann, im Mittelmeer sogar ziemlich oft, ist es dann soweit: sie werden angewiesen, römisch-katholisch anzulegen, also mit dem Heck zur Pier. Ganz selten wird dieser Liegeplatz so ruhig sein, dass man mit dem Heck so nahe zur Pier gehen kann, dass ein problemloses Übersteigen ohne Gangway möglich wäre. Da braucht sich nur ein Motorboot im Hafen nicht an die vorgeschriebenen "4 Knoten" oder so zu halten, und schon sitzen Sie mit dem Heck nicht zur, sondern auf der (Beton-)Pier. Dort sollten Sie eine Gangway zur Hand, also einsatzfertig an der Reling haben!

Keine so gute Idee ist die Verwendung eines Brettes, das man in vielen Marinas bei Bedarf wahrscheinlich vom Marineiro kaufen oder gar mieten kann, oder das vielleicht von der früheren Yacht noch rumliegt. Ich war Zeuge, ein solches Brett im leichten Schwell leicht kippte. Der Mann lag auf der Pier. Es war "nur" das Fersenbein gebrochen. Ein langer Krankenhaus-Aufenthalt folgte und der Leidensweg des Verunglückten endete mit dem Entfernen eine Niere. Ein Glück für den Skipper, dass sich nicht ein gieriger Anwalt auf diesen Fall gestürzt hat! Der Skipper hätte sicher haften müssen, denn dass so eine "Gangway " wie oben auf dem Foto "nicht ordnungsgemäß" ist, liegt auf der Hand. Abgesehen davon kann so eine Hilfs-Passarella nächtens auch recht lästig werden, wenn sie mit leichtem Quietschen im sanften Schwell die Crew nicht zur Ruhe kommen läßt.

Sicher ist es nicht schlecht, wenn man so ein Brett an der Reling mit sich führt. Es läßt sich wundervoll als Fenderbrett - (siehe hier) einsetzen, aber das ist ein anderes Thema!

Leider ist eine gute Gangway nicht gerade billig. Das ist ärgerlich, denn man möchte ja auf eine schmuddelige Planke verzichten. Der erfahrene Fahrtensegler Alexander Platen hat recht pfiffig eine tüchtige Gangway selbst gebaut, und zwar für relativ wenig Geld. Sie tuts sicher für nicht zu große Yachten - aber Gangways, die auf den ganz großen Gin-Palästen per Handy aus- und eingefahren werden, interessieren hier nicht!

Und so hats Alex gemacht:

Low Budget Gangway

Im Sommer liegen wir häufig römisch-katholisch mit dem Heck zur Pier oder Brücke, wenn es halbwegs passt. Das Übersteigen stellte uns dabei aufgrund des negativen Heckspiegels vor gewisse Herausforderungen. Um Abhilfe zu schaffen, haben wir eine einfache Gangway gebaut, die halbwegs ansehnlich und leicht zu handhaben ist und ein bequemes Übersteigen ermöglicht.

Basis ist eine etwa 2.40 m lange einfache Aluminium Leiter aus dem Baumarkt. Auf die Sprossen habe ich auf einer Seite 10 mm starke Kunststoffplanken - ebenfalls aus dem Baumarkt - geschraubt. Am oberen und unteren Ende habe ich 12 mm Gewindestangen jeweils zwischen die Holme eingefügt und an den äußeren Enden einfache Räder auf die Gewindeenden gesetzt. Landseitig liegt die Gangway auf den Rädern und rollt einfach entsprechend den Schiffsbewegungen frei hin und her.

Am bordseitigen Ende habe ich über den Gewindestab noch ein Stück 25 mm Niro-Rohr über einen Gummischlauch geschoben. Darauf befestigt ist ein entsprechendes T-Stück, das ein kurzes Stück Niro Rohr für die Halterung aufnimmt.

Die Gangway hat an beiden Seiten Räder, bordseitig aus weißem Polyamid, landseitig aus schwarzem Vollgummi. Das T-Stück habe ich als bordseitige Halterung moniert. Die Halterung über das T-Stück gewährleistet bordseitig die Drehbarkeit über 2 Achsen. Das landseitige Ende rollt sich immer locker zurecht, egal wie das Schiff durch Wind und Wellen gerade bewegt wird.

So ist die Gangway nach dem Anlegen mit wenigen Handgriffen auszubringen und vor dem Ablegen auch wieder einzuholen.

Materialbedarf und Kosten halten sich im Rahmen:

Dank an Alex für diesen Tricksiebzehn! Er betreibt eine sehr hübsche, gut aufgemachte und vor allem sachkundige Webseite - siehe hier!

Page by Bobby Schenk
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