Trick-Siebzehn an Bord
(117)
Hausners
Steuersegel
"Früher",
das ist wirklich lange her, war eines der größten Probleme bei
Langstreckentörns, dass die damaligen Yachten ohne
Selbststeueranlagen auskommen mussten. Die gab es halt noch nicht.
Tatsache war, dass viele Konstrukteure davon träumten, eine Yacht aufs
Papier zu bringen, welche in der Lage war, sich selbst zu steuern, am
besten auf allen Kursen. Nach meiner Kenntnis ist das niemandem
gelungen. Jeder hat es schon mal probiert: Die Pinne festzulaschen in
der Hoffnung, die Yacht würde geradeaus weiterfahren. Das gelingt so
ohne weiteres keiner Yacht. Irgendwann, bei den einen nach 10
Sekunden, bei den anderen nach fünf Minuten, wird die Yacht mit
flatternden Segeln im Wind stehen. Das hat dazu geführt, dass man vor
hundert Jahren damit angefangen hat, mittels Segel die Pinne
anzusteuern, damit diese, nach entsprechender Übersetzung, so
bewegt wird, dass das In-den-Wind-gehen vermieden wird. Große
Erfolge wurden damit nicht erzielt.
Erst
die Erfindung des Servoruders (Blondy Hasler war hier der Pionier)
führte zu befriedigenden Selbststeuereigenschaften. Aries und Co
folgten. Nebenher wurden elektrische Steuerautomaten entwickelt, die
zu Anfangszeiten durch hohe Reparaturanfälligkeit auffielen. Hinzu
kam, dass nur wenige kleine Yachten in der Lage waren, den notwendigen
Strom zu erzeugen und bereit zu stellen.
Heute
wird man feststellen, dass die Windsteueranlagen (so die deutsche
Windpilot und immer noch die Aries) sich allgemein durchgesetzt haben,
ja quasi Standard geworden sind. Nebenher haben auch die elektrischen
Automaten eine hohe Zuverlässigkeit erreicht, auch wenn der
Stromverbrauch auf Segelyachten immer noch - und wahrscheinlich auch
in Zukunft - ein Problem darstellen wird.
Die
Tendenz auf modernen Fahrten-Yachten (welche sich von Motorbooten mit einem
Mast drauf nur noch wenig unterscheiden), geht zu beiden
Systemen, also zur stromlosen Windsteuerung und dem elektrischen
Automaten mit der bequemen Knopfdrucksteuerung. Trotzdem: Viele
Yachteigner werden sich immer noch nur für eines der beiden Systeme
entscheiden, sei es auf Grund von Einbauschwierigkeiten, sei es aus
Mangel an elektrischem Strom.
Hier
setzt der einfache Trick von Weltumsegler Wolfgang Hausner an, nach 40
Jahren Leben auf seinem selbstgebauten Katamaran wohl der
erfahrenste aller Fahrtensegler. Er bietet eine Windsteueranlage mit Feinjustierung
an,
die jeder auf seiner Yacht einrichten kann, und die wenig Geld oder gar
nichts (wenn man von einem ehrgeizigen Windsurfer mit einem ausgeleierten Regattasegel beglückt wird) und dazu Null Ampere kostet. Und sogar auf einem Katamaran auf
fast allen Kursen funktioniert.
Das Steuersegel
Auf einem kürzlichen Segeltörn über die Sulu See nach Borneo hatte ich Gelegenheit mein
neues Steuersegel auszuprobieren. Es war eine Weiterentwicklung einer Idee, die ich schon auf meinem ersten Kat Taboo in den späten 60ziger Jahren verwendet hatte. Später übernahm ich das System auf Taboo III. Es war im Prinzip eine winzige Fock, angeschlagen an dem windseitigen Achterstag, ausgebaumt durch ein integriertes Bambusrohr und gegen den Wind angestellt. Von dem Bambusstab wird die Kraft über kleine Blöcke auf die Verbindungsstange zwischen den beiden Pinnen übertragen.
Für das neue System verwendete ich jetzt allerdings ein Windsurfsegel, das auf Grund der größeren Fläche und durchgehenden Latten
mehr Kraft entwickelt. Allerdings musste es modifiziert werden um das leicht runde Vorliek gerade zu machen.
Wie arbeitet das System?
Auf einem raumen Kurs würde sich der Kat ohne Eingreifen immer höher in den Wind schrauben. Verkürzt man jetzt die Leine vom Steuersegel zu den Pinnen, man leitet also den Druck des Segels auf die Ruder um, gleichen sich bald die Kräfte aus und das Schiff hält den Kurs. Mit minimalen Veränderung der Leine lässt sich dann
jeder Kurs steuern von hart am Wind bis 30° von achtern.
Platt vor dem Wind kann das natürlich nicht klappen, aber da kommt der elektrische Autopilot zum Einsatz. Auf Taboo III genügt eine leichte Brise von fünf Knoten um den Kat problemlos am Kurs innerhalb von 5° zu halten. Um nicht jetzt jedes Mal für eine Kursänderung zur Belegklampe auf der Verbindungsstange ins achterliche Cockpit steigen zu müssen, habe ich einen der Blöcke nicht fix montiert, sondern mit einer Leine auf eine Winsch umgeleitet. So lässt sich eine Adjustierung, bei der es manchmal nur um einen Zentimeter geht, bequem durchführen. Besonders gut arbeitet das System bei stärkerem Wind und Welle schräg von achtern, was den Autopiloten zum Ächzen und Stöhnen bringen würde. Ein weiterer Vorteil, es verbraucht keinen Strom.
Nachwort
für Segler und Segelerinnen, die den bemerkenswerten Menschen und
Blauwassersegler näher kennenlernen wollen: Wolfgang Hausner, von dem wir noch
alle etwas lernen können, nimmt auf seinen Törns zahlende Gäste mit - siehe
www.Wolfgang-Hausner.com).

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