Trick-Siebzehn an Bord
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Der Trick mit dem Hammer
Manfred
Jabbusch, nicht nur Weltumsegler- siehe hier, sondern
auch bekannt geworden durch seinen Törn durch die Brüllenden
Vierziger. Segelt seither als ständige Crew auf der SY Ultima, einer
Oyster 56 (die übrigens zum Verkauf steht: www.guemueprien.com). Dass
auf solchen hochpreisigen Yachten ebenfalls mit technischen Defekten
zu rechnen ist, zeigt dieser Trick-Siebzehn - und wie man gelegentlich
der Technik mit einfachsten,
ja primitiven Tricks begegnen kann.
Skipper und Eigner Günther und ich, Crewmember, sind
im Spätherbst 2017von der Türkei ins Winterlager in der Nähe der Insel Lefkas in Griechenland. Super Wind aus SO, wir kommen gut voran. In Samos kaufen wir für die nächsten zwei Wochen ein und Segeln bei gutem SO weiter. Bei so einem großen Schiff, einer Oyster 56, brauchen wir viel Strom für Kühl- bzw. Tiefkühlschrank und vor allem für den Autopiloten. Den Strom erzeugen wir über die Hauptmaschine und den Fischer-Panda-Generator AGT 6000.
Der Generator wurde vor einigen Jahren installiert und tat bis jetzt treu seine Arbeit. Aber direkt vor dem Ankern in einer der schönen Buchten der Insel Sifinos setzt er plötzlich aus. Ungewohnte Aufregung für uns. Skipper Günther analysiert sofort richtig. „Der Generator hat Luft im Diesel und säuft ab.“ Wir entlüften ihn in den nächsten Tagen mehrfach, immer verbunden mit umständlichem Freilegen der Maschine. Leider hilft das immer nur für Stunden.
Der Generator läuft
einwandfrei. Aber woher kommt nur die Luft? Wir prüfen alle
Schläuche,
Filter und Schlauchverbindungen vom Motor bis zum Dieseltank. Können keine Lecks finden. Indes sind wir auf der Insel Milos und liegen gut im Stadthafen. Günther lässt einen Mechaniker kommen. Es kommen gleich zwei. Einer übersetzt. Die beiden arbeiten gezielt. Sie tauschen den Dieselfilter und Wasserabscheider aus.
Das Ganze dauert 2 Stunden, der Generator läuft nach dem Entlüften wieder ordentlich. Die Reparatur kostet unglaubliche 600 Euro. Das war schon recht viel, oder?
Es ist wohl ein Fehler gewesen, dass wir am nächsten Morgen Milos verlassen, denn als wir mittags den Generator starten, hat er wieder Luft. Schöne S..eiße.
Wir entlüften wütend wie die Geisteskranken solange, bis plötzlich der Anlasser des Generators klemmt. Er ist wohl zu warm geworden?! "So eine S..eiße, flucht Günther wieder, jetzt geht ja gar nichts mehr. Was machen wir jetzt? „
Ich nehme einen Hammer und schlage gezielt gegen den Magnetschalter (2) des Anlassers (1). Gelungen? Jaaa, der nächste Startversuch klappt wieder.
"Wo hast du denn den Trick her?" fragt Günther.
„Du, ich habe doch in den 60ziger Jahren mein Studium mit Autoreparaturen verdient. Da hat mir der Trick mit dem Hammer öfter geholfen. Nur ist das nicht die Lösung. Wir müssen den Anlasser ausbauen und den Magnetschalter reinigen, denn der ist wahrscheinlich durch die vielen Startversuche verklebt.“
Der Magnetschalter zieht beim Starten die Einrückgabel, drückt das sich drehende Ritzel in das Schwungrad und startet damit den Motor. Ist der Magnetschalter defekt (selten) oder verklebt, kann er sich nicht bewegen. Es besteht Kurzschlussgefahr.
Die Demontage erweist sich als sehr schwierig, da ich an die M8-Schrauben ohne spezielles Werkzeug nicht herankomme. Zum Glück haben wir einen flexiblen Steckschlüssel, den jeder Skipper im Werkzeugkoffer haben sollte. Ich stecke die passende 17ner Nuss auf und kann die Schrauben lösen und den Anlasser ausbauen. Gemeinsam nehmen wir ihn auseinander, reinigen und ölen ihn vorsichtig, prüfen ihn elektrisch und bauen ihn wieder ein. Alles klappt. Günther strahlt.
Wir beschließen, auch die Dieselpumpe zu untersuchen, da nur sie die letzte Quelle sein kann, die Luft zieht.
Eventuell ist die Membrane porös? Die Demontage, Reinigung und der Wiedereinbau erweisen sich als einfach und schnell
erledigt.
Ich bestelle parallel die Hardi-Pumpe über Ebay, damit wir ein Backup haben. Sie kostet ein Drittel des Preises in Griechenland.
Die Membrane ist in Ordnung. Irgendwoher muss die Pumpe Luft gezogen haben. Offensichtlich haben wir aber das Leck gefunden. Denn nach dem Entlüften läuft der Generator seitdem wieder einwandfrei, ohne Luft zu ziehen.
In der Marina unseres Winterlagers
werden wir übrigens vor den Mechanikern gewarnt. „Keine Ahnung, Trial-and-Error, Abzocke“.
Wir fühlen uns bestätigt, nie aufzugeben und zunächst die notwendigen Arbeiten am Schiff selber zu machen.
Deshalb raten wir allen, die längere Strecken, fern der Heimat, segeln wollen, ein wenig Erfahrung im Umgang mit den Systemen an Bord mitzubringen. Und besorgt das notwendige Werkzeug, sowie die wichtigsten
Ersatzteile! Kauft sie in Deutschland! Dort gibt es alles zu vernünftigen Preisen.
Vieles haben auch wir erst unterwegs gelernt. Segler sind hilfsbereit, denn sie sind auch ab und zu auf Hilfe anderer Segler angewiesen. Gute Mechaniker und Ersatzteile findet man unterwegs nur sehr selten.
PS: Die Generator-Bilder sind mit freundlicher Genehmigung von der Fa. Fischer Panda zur Verfügung gestellt worden.
Sie weist darauf hin, dass es von Fischer Panda spezielle Service-Kits
gibt und empfiehlt, ausschließlich Orginal-Ersatzteile zu
verwenden!
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