Eine der häufigsten Fragen, die wir gestellt
bekommen: "Von was ernähren Sie sich unterwegs eigentlich, von
Fisch?" Die Antwort enttäuscht viele, die sich mehr Romantik erwartet
hätten: "Ganz normal..."
Essen und Trinken in
der Südsee
von Carla Schenk
BON APPETIT!
Hohe, üppig
grün bewachsene Berge, türkis leuchtende Lagunen, fröhliche, freundliche
Menschen, tropische Blütenpracht und der Duft nach Kokos und Tiare, das
ist die Südsee, das ist Französisch Polynesien. Doch der Weg dorthin ist weit,
rund 4000 Seemeilen sind es von Panama über den offenen Ozean und kein schickes
Restaurant findet man an
dieser holprigen Strasse, da bleibt so mancher Gourmetwunsch offen.
Was
bietet Polynesien aus kulinarischer Sicht dem weitgereisten Gast?
In den
Hotels und Restaurants wird hauptsächlich
französische Küche angeboten, außerdem gibt es einige chinesische Lokale und
Pizzerias.
Aber ein
typisch polynesisches Essen bekommt man nur privat, entweder auf
Einladung einer einheimischen Familie oder auf Bestellung.
An so
einem „Festmahl“ nimmt außer den Gästen meist nur der Chef der Familie,
und allenfalls die "Chefin", also die Ehefrau, wenn sie schon älter
ist, teil, sonstige Frauen und Kinder warten in der Küche auf das, was von der reichhaltigen
Mahlzeit übrig bleibt.
Die Gäste werden mit
Kränzen aus Frangipani- oder Tiare-Blüten geschmückt und das
Familienoberhaupt spricht ein kurzes Gebet.
Die mit
Blumen verzierte Tafel ist üppig beladen. Angeboten wird, was die Natur auf
diesen Inseln bietet, alles fangfrisch und naturbelassen: Poisson cru (roher
Fisch), das Nationalgericht der Tahitianer, gebackener und gegrillter Fisch mit
selbstgemachter Mayonnaise, zarte, kleine Langusten, Oktopus oder Mördermuscheln,
und ein Fleischgericht, meistens Huhn oder in seltenen Fällen gebratene Tölpel.
Besonders geschätzten Gästen werden auch Kokoskrabben serviert (Krabben, die
sich von Kokosnüssen ernähren), eine der großen Delikatessen. Diese in schönsten
Farben schillernden Tiere sind äußerst schwierig zu fangen und das gelingt nur,
wenn sich die Gastgeber eine Nacht lang auf einem der einsamen Motus
(Riffinseln) auf die Lauer legen. Als Beilagen wird selbstgebackenes Brot, Reis,
Schnalzgebäck, teilweise auch Brotfrucht,
Taro und Süßkartoffeln gereicht. Zum Nachtisch gibt es Fruchtsalat oder
Crepe Polynesie, zarte Pfannkuchen mit Zucker bestreut und Limonensaft beträufelt,
sowie Cafe mit Vanillearoma und statt
Sahne Kokoscreme.
Gegessen
wird mit den Fingern, nur uns „popaas“ (Ausländern) gibt man ein Besteck.
Nach dem
Essen holen die Einheimischen ihre
Gitarre und Okulele um die Gäste mit ihrer hübschen Musik und romantischen Gesängen
zu erfreuen.
Rezept:
Le
Poisson cru a la Tahitienne
:
1 kg
fangfrischer Thunfisch
4 kleine
Tomaten
1 kleine
Zwiebel
2 Mohrrüben
6 Limonen
Salz
½ l
Kokosmilch
Thunfisch
in viereckige Stücke schneiden (ca. 1 ½ cm dick) und in 1 l Salzwasser
10 Min. marinieren. Die Marinade abpressen und den Fisch mit dem Saft
der Limonen gut durchmischen. Salzen nach Bedarf
und das kleingeschnittene Gemüse
mit dem Fisch mischen. Vor dem Servieren
die Kokosmilch dazugeben und nochmals gut durchmischen.
Dazu
wird Baguette und trockener Weißwein oder Bier gereicht.
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Wie kommt
man zu der Kokosmilch?
Wenn die
Südsee-Insulaner von Kokosmilch sprechen, meinen sie nicht etwa das
Kokoswasser, dass aus der noch unreifen Nuss mittels Strohhalm als erfrischendes
Getränk angeboten wird, nein, so einfach ist das nicht! Die Nuss muss reifen,
das Kokoswasser zieht weitgehend in das Fleisch, das dadurch härter, dicker und
aromatischer wird. Dieses fein gerieben, mischt man mit dem Kokoswasser und 400
ml Wasser oder Milch, lässt das Ganze 15 Minuten ziehen, erhitzt es kurz und
presst es durch ein Tuch. Was da rauskommt, ist die Kokosmilch. So wird sie auch
heute noch, wie vor hundert Jahren, auf den Südsee-Inseln hergestellt.
Einfacher
geht die Arbeit mit dem Mixer. Man gibt das kleingeschnittene Fleisch einer
Kokosnuss zusammen mit dem
Kokoswasser und 400 ml Wasser nach und nach in den Mixer und wenige Minuten später
haben wir eine dickliche Flüssigkeit. Die Kokosmilch braucht dann nur noch
abgepresst werden.
Wird das
geriebene Fleisch der Kokosnuss ohne Zugabe von Flüssigkeit ausgepresst, erhält
man eine kleine Menge Kokoscreme, die statt Sahne den Cafe verfeinert oder zu Süßspeisen
gereicht wird. Geriebenes Kokosfleisch zusammen mit Kokoswasser eignet sich für
die Herstellung von Reis-, Fleisch- und Fischgerichten. Besonders gut passt das
feine Aroma der Kokosnuss zu Huhn, Langusten und Shrimps.
Unter
vorgehaltener Hand wird erzählt, dass die Polynesier Hunde essen, was durchaus
glaubhaft ist, denn selbst auf Motus, auf denen nur wenige Menschen leben, gibt
es eine Vielzahl von Hunden. Aber machen Sie sich keine Sorgen, dass man Ihnen einen gekochten Hund auf den Tisch
stellt! Die Polynesier kennen unsere Abscheu vor Hundefleisch und respektieren
das. Übrigens ist das Schlachten von Hunden in Polynesien gesetzlich verboten.
TAMAARA’A
Einige
Male hatten wir das Glück zu einem Tamaara’a, einem polynesischen Festessen,
das im privaten Kreis nur zu besonderen Anlässen zelebriert wird, eingeladen zu
werden. Es besteht aus einem
Schwein (gefüttert mit Kokosnüssen), das in Bananenblätter gewickelt,
zusammen mit Brotfrucht, Taro und Süßkartoffeln für einige Stunden auf heißen
Steinen im Erdofen gegart wird. Als Vorspeise wird Poisson cru gereicht und als
Dessert Poe, ein sehr süßer, dicker Brei aus Bananen, Papaya, Mango und
Kokosmilch.
Heutzutage
wird ein Tamaara’a auch in großen Hotels angerichtet. Außer dem berühmten Schwein aus dem Erdofen wird dem Gast ein üppiges
Buffet mit landesüblichen Fleisch- und Fischgerichten, sowie Meeresfrüchten
angeboten. Das bekannteste und beste Tamaara’a gibt es im Sofitel, Maewa
Beach, Tahiti, was außer von Touristen auch von der einheimischen Bevölkerung
besucht wird. Ein heißer Tipp fürs Wochenende!

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