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Kauftipps für Sextanten
Vorbemerkung:
Ein Grundsatz in der Navigation
- zu Wasser oder in der Luft - ist, daß der Navigator niemals
einem einzigen System vertrauen darf. Das bedeutet: Solange es
nur ein voll funktionsfähiges Global Position System gibt, muß
an Bord einer Hochseeyacht auch ein Sextant als Backup-System vorhanden sein.
Das auch! Macht es nicht Spaß,
alleine mit Hilfe der Gestirne seinen Standort bestimmen zu
können? Gleichgültig, welche (Rechen-)Methode man hierzu
benutzt, ein Sextant ist durch nichts zu ersetzen.
Daneben wird es immer wieder
Segler und Skipper geben, denen es Spaß macht, einen Sextanten
einfach zu besitzen, ihn womöglich als Wandschmuck anzubringen.
Was ist daran so falsch, statt eines Gemäldes einen schönen
Sextanten aufzuhängen? Schließlich ist der Sextant schlechthin
das Symbol für die Erschließung der Welt durch den Menschen. Er
ist das Werkzeug schlechthin zur Positionsbestimmung. Besonders
der moderne Mensch will seine Position kennen.
Was man
vor dem Kauf bedenken sollte:
Steht man noch vor der
Anschaffung eines Sextanten wird man sich fragen, ob man einen
Sextanten
erwerben möchte.
Der
Sextant als Navigationsinstrument:
Es ist Tatsache - siehe hierzu:
genaueste Sextant der Welt - , daß ein geübter Navigator beim Messen unter
günstigen Bedingungen (Flaute, beste Sichtverhältnisse)
allenfalls eine Genauigkeit von ein bis zwei Seemeilen (ein bis
zwei Winkelminuten) erzielen kann.
Ob also der Sextant eine
eingebaute Ungenauigkeit von 10 Winkelsekunden oder einer halben
Winkelminute hat, spielt somit keine große Rolle. Selbst , wenn
ein billiger Übungssextant (aus Plastik) nur eine Genauigkeit
von 10 Minuten (zehn Seemeilen) hat, so würde dies immer noch
ausreichen, einen guten Landfall in der Karibik zu machen.
Das heißt: Für die Navigation
im Notfall (Ausfall des GPS) tut es jeder Sextant, auch ein
billiger Plastiksextant!
Allerdings: Je
"billiger" der Sextant, umso schwieriger ist er in der
Handhabung. Der Anfänger ist also, wenn er es sich leisten kann,
mit einem Metallsextanten am besten bedient.
Wichtig: Einem Anfänger oder
einem weniger Geübten wird dringend die Benutzung eines Vollsicht-Spiegels empfohlen. Der früher übliche
zweigeteilte "Spiegel" ist zur Hälfte verspiegelt,
während die andere Hälfte durchsichtig ist. Messungen mit einem
Vollsichtspiegel sind bei Tag und bei Dämmerung erheblich
einfacher und damit im Ergebnis besser.
Wird der Sextant also nur(!)
für die Praxis benötigt, dann reicht dem Könner jeder billige
Plastiksextant. Der Anfänger sollte sich aber schon für einen
Metallsextanten entscheiden.
Unterschiede bei den
Metallsextanen zeigen sich nur in der Baugenauigkeit. Nachdem
diese jedenfalls im Bereich von 20 Winkelsekunden liegt, ist es
gleichgültig, für welches Fabrikat man sich entscheidet. Weiße Metallsextanten sinde, weil thermisch unemfindlicher,
in den Tropen vielleicht eine Spur genauer als die
traurig-schwarzen Sextanten. Auch preiswerte Produkte aus der
früheren DDR ("Freiberger"), aus der früheren UDSSR,
aus China und erst recht aus Japan genügen den Ansprüchen der
Praxis voll. Markensextanen aus Japan, England und Deutschland
gehören zu den Spitzenerzeugnissen der Welt.
Empfohlene Ausrüstung für den Sextanten in der Navigation:
Trommel zum Ablesen der
Messung, vierfaches Fernrohr und Beleuchtung, in jedem Fall aber
ein Vollsichtspiegel.
Unnötige (und unbrauchbare)
Spielereien sind: Sternspreizglas, Kompaß im Fernglas und angebaute Uhr.
Völlig unbrauchbar in der
Bordpraxis ist ein künstlicher
Horizont (Bubble-Horizont
nach dem Prinzip der Wasserwaage)
Gebrauchte Sextanten
jeden Alters taugen ebenfalls
ohne Abstriche für die Bordpraxis, wenn sie unbeschädigt sind.
Deshalb achte man sorgfältigst auf Spuren, die auf ein
Fallenlassen oder ähnliches hindeuten. Dann Finger weg! Denn es
ist ohne Vermessung beim Hersteller nicht möglich, die
Fehlerfreiheit eines Sextanten festzustellen, die aus
mechanischen Beschädigungen herrühren. Damit sind nicht die
"üblichen" Fehler wie Indexfehler oder Horzontfehler
gemeint, die sich durch Nachjustierung an Bord leicht beseitigen
lassen.
Der
Sextant als Schmuckgegenstand
Wenn der Sextant als
Schmuckgegenstand dienen soll, dann muß es schon ein
Metallsextant mit dem klassischen Metall-Sprossen-Körper sein. Schwarzes Outfit ist immer noch
das eleganteste, messingfarben noch schöner.
Je älter der Sextant, umso
schöner ist er. Dann darf er auch ein paar Schrammen haben. Ein
Hinweis auf das Alter: Hat der Gradbogen aus Metall nur eine Nonius-Einteilung am Gradbogen und keine Trommel, dann dürfte er aus der Zeit vor 1935
stammen. Näheren Aufschluß gibt immer der zugehörige
Holzkasten. Beim Erwerb eines antiquarischen Sextanten achte man
vor allem darauf, daß der Sextant möglichst komplett ist, also
auch im Orginalholzkasten aufbewahrt ist, wo sich bei alten
Sextanten fast immer mehrere Fernrohre finden sollten.
Achtung: Zur Zeit wird der
Markt von goldfarbenen Imitationen von Sextanten überschwemmt, die - aus
der Ferne betrachtet - sehr edel aussehen. Sie sind nicht viel
wert, weil sie für das Kennerauge doch schlampig im Detail
gearbeitet sind. Aber manche Händler in maritimen Fremdenorten
scheuen sich nicht, solche Sextanten als Orginale den Leuten
anzudrehen. Der Preis verrät es: Ein gut erhaltener goldfarbener
Orginal-Sextant vom Jahrhundertbeginn ist komplett heute kaum
unter 5000.- DM zu bekommen.
Eine Warnung: Man glaube nicht,
auf dem Flohmarkt einen wertvollen antiquarischen Sextanten zu
bekommen. Diese Märkte werden seit Jahrzehnten von
professionellen Antiquitätenhändlern nach diesen begehrten
Schmuckstücken abgegrast.
Navigationsinstrument
und(!) Schmuckgegenstand
Hierfür taugt nur ein
Metallsextant mit Sprossenkörper, am besten in schwarzer, wenn
es gibt, in messinger Farbe. Ausrüstung wie oben, das Wichtigste
ist der Vollsichtspiegel.
Sextanten
als Statussymbol
Karikatur
Sex-Tanten von Dietmar Grosse
Dafür ist das teuerste gerade gut
genug. Selbstverständlich müssen im Kasten (darf nur aus
Mahagoni, nicht aus praktischem Kunststoff sein) alle, aber auch wirklich alle
möglichen Zubehörteile enthalten sein, also: Mehrere
Ferngläser, mit und ohne Kompaß, Sternspreizglas, zusätzlicher
künstlicher Horizont und so fort. Das wichtigste ist auf dem
Mahagonikasten ein Messingschild, in das nicht nur der Name des
Skipper (mit Titel selbstverständlich) sondern auch der Name der
Yacht eingraviert ist, schließlich soll ja jeder wissen, daß es
sich hier um einen Yachtbesitzer handelt. Wenn beim Abflug des
Urlaubsjets nach Mallorka unser Yacht-Ballermann in der
Abfertigungshalle mit dem Mahagonikasten erscheint und die staunenden Passagiere auf dem
großen Messingschild lesen können:
"Bord-Sextant
von Cptn. Heini Holzdeck - Navigation SY Aphrodite"
dann genießt Heini Holzdeck endlich die
Blicke der Bewunderung, die ihm ja wohl schon lange zustehen.
Auch, wenn er bei der letzten BR-Scheinprüfung durchgefallen
ist.
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