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Parasailor:
Das neu Standard-Segel für Fahrtensegler
Endlich: Ein vernünftiges
Vorwindsegel für Fahrtensegler
Es kommt im Fahrtensegeln selten vor, dass neue Entwicklungen
so offensichtlich ihre Vorteile demonstrieren, dass es nur eine Frage der Zeit
ist, bis sie sich als neuer STandard in der Besegelung auf Fahrtenyachten
durchgesetzt haben. Das Parasailor-Segel ist so ein Fall. Als der Autor auf dem Atlantik mit seinem 14-Meter-Katamaran Kurs West - ohne Parasailor - einschlug, musste er sich bei achterlichen Winden mit den üblichen Problemen herumschlagen: Der vorhandene Spinnaker - 200 Quadratmeter groß - wurde bei kleiner Mannschaft nur bei besten Segelbedingungen gesetzt. Nachts schien es zu riskant, das große Segel mangels ausreichender Beobachtungsmöglichkeiten des Tuchs stehen zu lassen. Unter Genua und ungerefftem Groß musste bis zu dreißig Grad vom Sollkurs abgewichen werden, damit beide Segel zogen.
Wer schon mal in der Atlantikdünung mit Groß und Vorsegel versucht hat,
optimale "Tiefe" zu segeln, weiß, wie hierbei wegen der
unvermeidlichen Winddrehungen das Rigg malträtiert wird.
Wurde stattdessen der direkte Weg zum Ziel gewählt, konnte man nur mit dem Groß oder der Genua allein segeln. Bei den schwachen Winden wurden so keine höheren Geschwindigkeiten als vier Knoten erzielt.
Alles, außer dem schwachen achterlichen Wind, änderte sich, als von der Firma
Parasailor (www.parasailor.com) das Parasailor-Segel nach den Kapverden nachgeschickt worden war. In
knapp 15 Tagen war daraufhin der Atlantik nach Trinidad überquert, wobei das Parasailor-Segel praktisch 14 Tage lang ununterbrochen als einziges Segel vorgeheisst war. Anfänglich unsicher wurde für ein paar Stunden das Großsegel gesetzt und wegen seines nervigen Flappens bald wieder eingeholt und in der Segeltasche für den Rest des Törns verstaut. Die Genua blieb eine Nacht lang gesetzt - mit enttäuschenden Geschwindigkeiten. Ansonsten auf der gesamten Atlantiküberquerung:
Nur
Parasailor!
Inzwischen wurde die Yacht nur vom
Skipper-Ehepaar weitere 1000 Seemeilen gesegelt, ausschließlich unter Parasailor.
Hierbei wurde bei konstanten 5 bis 6 Windstärken auch ein Etmal von 212
Seemeilen erzielt. Gesetzt und geborgen wurde der Parasailor dieses Mal von nur
einer Person. Nebenbei: Das unhandliche Groß-Segel ist seit einem halben Jahr nicht
ein einziges Mal mehr gesetzt worden, was freilich auch damit zu tun hat, dass
die Yacht hauptsächlich in reinen Passatgebieten gesegelt wurde.
Der Parasailor ist seiner Konstruktion nach ein
Vorwindsegel. Ohne weiteres verträgt er aber auch Winde die aus einer
Schiffsrichtung von 120 Grad einfallen. Daraus ergibt sich bei stärkeren Winden
ein Einsatzbereich von zweimal 60, also von 120 Grad. Bei schwächeren Winden
kann dieser Bereich noch um ein paar Grad erweitert werden.
Auf der THALASSA wurde der Parasailor mit vier
"Schoten" gefahren, was kompliziert klingt, in Wirklichkeit die
Bedienung des Parasailors beim Schiften zum Kinderspiel macht: Platt vor den Wind
gehen, unbenutzte "Schot" über einen Block vorne am äußeren Bug bis
auf einen Meter runterwinschen (hierbei gleichzeitig die bisherige Spi-Schot
ein wenig fieren, bis
sie nicht mehr trägt) und anschließend den bisherigen "Niederholer"
fieren und die Spischot entsprechend trimmen. 10 Sekunden später ist der
Schiftvorgang beendet.
Die Yacht wurde unter Parasailor
Tag und Nacht ausschließlich mit der Selbststeueranlage gesteuert - eine fast
unlösbare Aufgabe bei einem herkömmlichen Spinnaker! Das Segel wurde ohne Baum gefahren und ist nicht ein einziges Mal eingefallen. Wenn die Lieken sichtbar den Druck verloren, öffneten sie sich von selbst nach ein paar Sekunden ohne den sonst bei Spinnakern gefürchteten Schlag oder Ruck, der Rigg und Schiff erzittern lässt. Gleiches wurde registriert als eine Regenböe in der Nacht zu spät registriert wurde und den Windmesser für ein Minute lang auf über 40 Knoten bei einer Schiffsgeschwindigkeit von 14 Knoten brachte.
Das Setzen und Bergen des Parasailors mit seinen rund 200 Quadratmeter, regelmäßig vorgenommen, um Beschläge und Blöcke auf Abnutzung zu kontrollieren, verlief mittels des Bergeschlauchs unproblematisch, auch bei den seltenen steiferen Winden. Hierzu waren jeweils zwei Mann
im Einsatz - später wurden die Manöver von einem Mann allein gefahren.
Eine über 20 Meter lange ranke Segelyacht war zur gleichen Zeit auf derselben Strecke unterwegs - ein paar Tage länger. Der Skipper berichtete, dass man sehr bald das Groß nicht mehr führen habe können, das Schlagen des Segels vor dem Wind in der Atlantikdünung hätte es absehbar zerstört.
Nach diesem 3000-Meilen-Test kann der Parasailor für Fahrtenyachten als die
ideale Vorwind-Lösung angesehen werden.
Die clevere Idee hinter dem Parasailor ist, komplizierte jahrzehntelange aerodynamische Entwicklungen aus der Gleitschirmfliegerei zu übernehmen. Tatsächlich ist der Parasailor nicht nur, wie ein Spinnaker, eine riesige Stofffläche, die dem Wind als Widerstand dargeboten wird, woraus sich dann der Vorschub (= Windgeschwindigkeit minus Schiffsgeschwindigkeit) ergibt. Das Segel setzt den Winddruck über das sich in einer großen Düse befindliche aerodynamische Profil gleichzeitig in
Vortrieb und(!) Auftrieb um. Das Parasailor fliegt der Yacht sozusagen voraus. Segel, Düse und Flügel bilden dabei eine nach aerodynamischen Gesetzmäßigkeiten entwickelte Einheit. Das Flügelprofil ist mit dem übrigen Segel vernäht und braucht nicht gesondert bedient zu werden.
Hieraus ergeben sich bemerkenswerten Verbesserungen gegenüber reinen platten Tuchflächen: Zum einen wird so eine gegenüber einem Spinnaker deutlich gesteigerte Standstabilität erreicht, zum anderen, wird das ansonsten stützlose Rollen und Schaukeln von Einrumpfyachten deutlich abgemildert. Folge: Höhere Kursstabilität - keine "Sonnenschüsse" mehr.
Bei Katamaranen, die ohnehin nicht rollen, wirkt sich dies in einer deutlichen Gewichts-Entlastung des Vorschiffs aus. Bei Mehrrumpfbooten kommt hinzu, dass wegen deren Breite die Benutzung eines Baumes zusammen mit dem Parasailor unnötig ist.
Faszinierend sind die geringen "Hardware"-Voraussetzungen
an das Rigg. Werden bei der konventionellen Passatbesegelung zwei Bäume mit
allem Drum und Dran, zwei Stags oder zwei Nuten in der Rollanlage benötigt, so
reichen beim Parasailor das Tuch und ein paar Schoten. Beim Einrumpfschiff ist nur
ein(!) Baum, kein Extrastag oder eine zweite Nut in der Rollreffanlage nötig.
Ob Mono oder Multi, der viel stabilere Stand des Parasailor gegenüber dem
herkömmlichen Spinnaker wirkt sich auch dahingehend aus, dass die berüchtigten
rigggefährdenden Rucks praktisch nicht mehr vorkommen, auch nicht, wenn das Segel beim unbeabsichtigten Verlassen des Kurses momentan gänzlich einfallen würde. Die Ursache hierfür ist - neben dem Auftrieb - die über die gesamte Segelbreite gehende Öffnung im oberen Drittel. Dort kann durch die Ventilwirkung überschüssige Luft entweichen, wodurch die gefürchteten Schläge abgefangen werden. Gleiches gilt für plötzlich einfallende Böen, die auffällig gutmütig verarbeitet werden.
Den genialen Parasailor zähle ich zur Grundausstattung bei der
Segelgarderobe jeder Fahrtenyacht, gleichgültig ob Mono oder Kat. Es ist unser
wichtigstes Segel.

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