Ein Leserbrief:
Betreff: langsam mach ich mir Sorgen....
"es ist brütend heiß, früh am Tag und wir bester
Stimmung, aber auch todmüde. Die Witwe, tiefgekühlt,
erweckt uns kurz zum Leben und im Restaurant auf der
anderen Seite des Stegs konsumieren wir das erste
Karib-Bier. Dann noch eins und dann noch eins. Und
dann: Schlafen...."
Hallo Herr Schenk,
...das waren Ihre letzten Worte nach der Ankunft in
der Karibik! Und dann nix mehr, kein Lebenszeichen wie
es nun weitergeht! Was war das bloß für ein Bier...?
Da wird man schon beunruhigt.
Viele gespannte Leser warten auf die Fortsetzung Ihres
Berichtes, lassen Sie uns teilhaben. - also demnächst-
Alkoholverbot! ;-)
Viel Spaß noch
C. Schneidereit
Dienstag, der 21.5.02 -
Cartagena, die hübsche Stadt
Samstag, der 18.5.02 - ein Super-Etmal
Freitag, der 17.5.02 - Probleme
beim Absegeln
Mittwoch, der 15.5.02 - Abschied von Bonaire!
Sonntag, der 28.4.02 - Ankern verboten in Bonaire!
Donnerstag, der 25.4.02 - neue Zielvorstellung: Bonaire?
Mittwoch, der 24.4.02 - on the road again
Samstag, der 20.4.02 - zu Besuch beim Flyer
Freitag, der 19.4.02 - langsam
wird es wieder ernst
19.4.02 -
Trinidad, das Yachtzentrum
Ja, ja wir wissen es: Zu lange hocken wir schon in
Trinidad. Aber da sind wir nicht allein. Trinidad
ist in den letzten zehn Jahren zum Yachtzentrum geworden. Viertausend Schiffe,
meist amerikanischer Herkunft, liegen hier herum - ähnlich wie wir. Es waren
die häufigen Hurricanes, denen Trinidad das Geschäft mit den Yachten verdankt. Denn nach der Heimsuchungen der Karibik haben die amerikanischen
Yachtsleute immer mehr Schwierigkeiten gehabt, ihre Schiffe zu versichern. Denn,
das wissen wir alle, Versicherungen
arbeiten am liebsten ohne jedes Risiko. Immerhin, die
Versicherungsgesellschaften erklärten Trinidad zum
hurricanefreiem Gebiet, sodass die Amis unbesorgt dort eine Zuflucht fanden. Vor
10 Jahren gab es hier noch keinen Yachthafen, jetzt gibt es 12 (zwölf) Marinas
mit mächtigen Travelifts und allen sonstigen Annehmlichkeiten wie Wasser, Strom (im
Liegepreis eingeschlossen), Fernsehen und Telefon am Steg. Und es gibt vor allem
Geschäfte, in denen Yachtzubehör aus aller Welt, freilich zu gesalzenen
Preisen, gekauft werden kann.
Die
meisten Amerikaner lassen hier ihre Yachten während der Huricane-Saison auf dem
Trockenen, oder wie sie sagen: "on the hard". Dann, nach dem weltberühmten
Karneval, setzen sie die Yacht ins Wasser und segeln nordwärts, Grenada,
St.Lucia und so weiter.
On the hard ist es meist brütend heiß. Die
hiesigen Geschäftsleute
sind aber clever und vermieten transportable Klimaanlagen
an die Yachten. Einige Amerikaner finden das so gemütlich, dass sie on the hard
wohnen bleiben. Trotz Aircondition verdorren sie so an Land.
Ein Umstand allerdings zeichnet Trinidad, im
Gegensatz zu einigen Gegenden im Mittelmeer aus: Alle Yachten hier haben schon
ein paar tausend Meilen hinter sich, sind bewohnt und werden nicht verchartert.
Plastikeimer aus europäischer Produktion sind hier selten. Amerikanische
Yachten sind fast immer liebevoll gepflegt, was auch das Zubehör angeht. Reine
Kurzkieler sind hier in der Unterzahl, der gemäßigte Langkieler
überwiegt. Unübersehbar ist der Trend zum Katamaran. Jede Marina bietet
spezielle Katamaranplätze für wenig Aufpreis an.
THALASSA war auch auf dem Trockenen. Unser
französisches Antifouling war nach acht Monaten im Wasser in so mieser
Verfassung, dass wir einen saftigen Aufpreis beim Malen für "besonders
viel Bewuchs" zahlen mussten. Jetzt wurde Jotun draufgemalt - bin gespannt,
wie das wirkt.
Ja, was haben wir die letzten Monate gemacht?
Sehr einfach, wir haben gearbeitet. Ich an einer Neuausgabe an meinem Buch
Fahrtensegeln, Carla am Schiff: Acht Uhr Frühstück, dann Internetcafe, dann
ins Büro Steuerbord unten. So ähnlich wie zu Hause. Apropos Internet-Cafe: Im
Umkreis von 100 Meter sind hier um die Marina vier Internetcafes gruppiert, die
fast immer mit Yachties besetzt sind.

Internet-Cafe
Wenn nun jemand denkt, der Schenk ist schön
blöde, das hätte er auch zu Hause haben können, dann tröstet es, dass es anderen Yachties nicht viel anders gegangen ist. Jeder hat immer
etwas am Schiff zu arbeiten. Nicht einen hab ich die letzten Monate erlebt, der
mal so zum Vergnügen ein paar Meilen gesegelt ist. Weltumsegler Hannes hat es
auf den Punkt gebracht: "Wir sind alle Hausmeister!"
Warum machen wir das dann? Weil es eine
Herausforderung ist, sein Schiff immer im (technisch) perfekten Zustand zu
halten. So sehe ich auch eine Atlantiküberquerung nicht als was Besonderes an.
Die Leistung besteht vielmehr darin, dass man eine Yacht so herrichtet und vorbereitet,
dass sie problemlos den Atlantik überqueren kann.
Doch, einmal haben wir die THALASSA sogar bewegt. Wir sind vier Seemeilen in die paradiesische Scotlands Bay gefahren
(nicht gesegelt), um dort untertags den bunten Vögeln und nachts den
Brüllaffen zuzuhören.

Scotlands Bay
Es ist uns nicht langweilig geworden in Trinidad. Kurz nach
unserer Ankunft lernten wir Michael kennen. Sein Schicksal interessiert. Er
war Blumenhändler in Berlin. Eine Kundin verblüffte ihn wegen ihrer
Großzügigkeit und Geduld. Als er sie nach ihrer Lebensphilosophie fragte,
antwortetet Frau Bufe, so ihr Name: "Wissen Sie, ich bin mit meinem Mann um
die Welt gesegelt, das lehrt einem die Welt mit anderen Augen zu sehen!"
Das beeindruckte Michael so sehr, dass er seinen
gutgehenden Blumenladen aufgab, auf den Kanaren ein 10-Meter-Stahlschiff aus
zweiter Hand kaufte und lossegelte.
Vor zehn Jahren kam er hier in Trinidad an,
heiratete die bildschöne Inderin Minor und lebt heute immer noch auf seinem altem
Stahlschiff. Die Leute hier raunen, dass Michael so geizig ist, wo er sich doch
eine Villa leisten könnte. Tatsächlich hat er sich mit dem Österreichischen
Katamaransegler Peter zusammengetan und einen Musterbetrieb für Yacht-und
Schiffszubehör ohne Startkapital aufgebaut, mit dem er einige Dutzend Arbeitplätze
für die Einheimischen geschaffen hat. Sein Betrieb ECHO-MARINE ist so erfolgreich, dass
dieser kürzlich als der kundenfreundlichste Yachtbetrieb von Trinidad
ausgezeichnet wurde.
Nein, geizig ist Michael nicht. Er liebt sein
Schiff und die Idee, jederzeit mit Frau und Kind weitersegeln zu können.
Michael zeigte uns "sein" Trinidad. Im
Norden finden sich zahlreiche Badestrände, die in ihrer großzügigen
Schönheit einzigartig sind. Sie sind so groß, dass sich die zigtausend
Badegäste fast aus den Augen verlieren. Touristen gibt es an den Stränden
keine. Trinidad ist reich an Erdöl, kann somit gut auf Fremde verzichten. Die
Strände besuchen nur Einheimische, Trinis, also Inder, Schwarze, Asiaten und
alle Mixturen daraus. Rassenprobleme gibt es hier nicht, die Menschen stehen zu
ihrer Hautfarbe, achten alle anderen. Als ich einen dunklen Taxifahrer fragte,
wie er sich selbst bezeichnen würde, lachte er herzlich. "I am a negro,
what else?". Das sagte er nicht ganz ohne Stolz!
An
Weihnachten und Sylvester waren wir Gäste bei Michaels Familie in deren Haus in
den Bergen. Beeindruckend der Lebensstil solcher Großfamilien und der
Zusammenhalt. Die Schwiegermutter Michaels ist das Familienoberhaupt. Minor hat
zehn Geschwister und viele Nichten und Neffen. Fast alle kamen, aßen, tranken
und tanzten bis in den frühen Morgen.
Der berühmte Karneval, Attraktion für viele
Fahrtenyachten, hat uns nicht hingerissen. Am meisten waren wir vom Finale der
Steelband-Wettbewerbe enttäuscht.
Während
die Panbands, wie sie hier genannt werden, zu wahren Kunstwerken an melodischer
Musik - von Bach bis Rock - imstande sind, wenn sie in kleinerem Kreis ihre
meist kostenlosen Konzerte spielen, sind sie für die Wettbewerbe wie
verwandelt. Haben die All Stars uns noch in der Tropical-Marine mit spritzigen
Musical-Melodien verzaubert, wachsen die Bands für die Wettbewerbe von sonst 20
Mann/Frauen auf Hundertschaften und darüber an. Die vielen tausend Zuhörer
scheinen die lautesten für die besten zu halten, was in einen ohrenbetäubenden
Lärm mündet, wobei kaum noch eine Melodie zu erkennen ist. Besonders auf die
Basstrommeln wird gelegentlich sogar mit Anlauf eingedroschen.
Die Bands nehmen das Spektakel sehr ernst. Zwischen den Bands stehen auf der Riesenbühne uniformierte Polizeitrupps, die mit gezogenen Schlagstöcken - länger als einen Meter - die Akteure auseinanderhalten müssen. Richtig einschreiten mussten sie nur einmal:
Die All Stars gewannen wieder einmal. Die Zweiten konnten sich mit der Entscheidung des Schiedsgerichts
nicht so ohne weiteres abfinden.
Wie immer sind wir froh, wenn es weitergeht. Wohin?
Nach Westen. Um Venezuela werden wir einen Bogen machen. Hört man ohnehin keine
guten Nachrichten von dort - eine Yacht mit einem Ehepaar wurde an der Küste
von "Fischern" überfallen, der Skipper niedergeschossen, hat nach
fünfstündiger Operation überlebt - gerät jetzt während der Revolution
sicher alles außer Rand und Band. Je nach Laune werden wir also Anfang
nächster Woche unseren Bug nach Cartagena oder San Blas oder direkt nach Panama
richten.
Zuvor aber besuchen wir morgen noch die
berühmteste Yacht hier. Es ist der holländische FLYER, Whitbread-Sieger vor
einigen Jahren.
20.4.02 -
Flyer
Als das Whitbread-Race noch das Überrennen war,
rund um die Welt mit nur drei Stopps ohne Größenbegrenzung und nicht nur eine
Betriebs- und Werbeveranstaltung für einen kleinen Profikreis wie das heutige
Volvo-Race darstellte, da machte sich ein Privatmann daran, der Segelwelt zu
zeigen, dass auch eine kleine Nation im Segeln erfolgreich sein kann -
ohne lautes Gewinsel um Sposorengeld. Cornelius von Ritschoten war der Name des
Holländers, der mit seiner FLYER den Rest der Welt um dieselbe abhängte.
Man
sage nun nicht, damals in den Achtzigern sei das alles viel einfacher gewesen,
man erinnere sich nur, dass zu den Geschlagenen unter anderem der französische
Nationalheld Tabarly gehörte, der deshalb bei dieser Regatta ins Gerede
gekommen war, weil sein Kiel angeblich aus radioaktivem Material bestanden
hatte. Der Name der Pen Duick strahlte nach dem Rennen nicht, sondern es war
"der Flyer".
Ritschoten setzte noch eins drauf: Mit einem
Neubau, schöner und größer als sein nunmehr berühmt gewordener Vorgänger
wiederholte er seinen Erfolg und gewann das Whitbread-Race ein zweites Mal gegen
über 20 Konkurrenten. Die Besatzung bestand aus Amateuren, für die es eine
Ehre war, ein solches Rennen mitzumachen. Und der FLYER, gebaut aus Aluminium
bei Huismann in Holland wanderte auch nicht auf den Müll wie manche
Regattayachten heutzutage, sondern wurde liebevoll zur Fahrtenyacht umgebaut.
Der Anschaffungspreis für den FLYER wird auch heute noch geheimgehalten, die
Umbaukosten sickerten durch: drei bis vier Millionen.
Hanneken
und Hermann Blei heissen mich an Bord willkommen. Sie sind die Besitzer des
berühmten FLYER. Stolz? Hanneken seufzt: "Manchmal hassen wir das Schiff,
meistens lieben wir es."
Sie segeln den FLYER manchmal nur zu zweit. Kaum
vorstellbar, dass dieses gemütliche holländische Ehepaar sich allein in diesem
Winschenpark zurechtfindet." Wenn die Elektrik funktioniert, dann geht
es", meint die Skipperin.
Über
das Geld, das er für den schönen FLYER bezahlt hat schweigt sich Hermann Blei
aus. Gewisse Schlüsse auf den Preis einer so schönen Yacht mit fast 25 Metern
Länge lassen sich aus Nebenbemerkungen des Eigners ziehen. Er beklagt sich,
dass in Holland das kürzliche Lackieren des Mastes (nicht des Schiffes) mit
hunderttausend Mark doch recht teuer gewesen sei.
Bezahlte
Mannschaft gibt es auf der FLYER keine - wie sympathisch! Morgen kommen ein paar
Freunde, dann geht es durch die Karibik. Hanneken räumt bereitwillig die Pantry
zum Fotografieren auf. "Mein Platz", sagt sie und seufzt leise, um
dann noch hinzuzufügen, dass es doch sehr anstrengend sei, den FLYER zu segeln.
Sie müssten nämlich Rudergehen, der elektrische Strom reiche nicht für einen
Automaten. Tröstlich, die Probleme ähneln sich auf jeder Segelyacht!
Beim
Umbau zum Fahrtenschiff wurde der Tiefgang von fast vier Metern auf vernünftige
drei Meter mit einem neuen Kiel verkürzt. Der Motor ist noch orginal. Hermann
Blei öffnet stolz den tresortürähnlichen Verschluß zum Maschinenraum.
"Ich arbeite gerne mit den Händen". Man sieht es an der Sauberkeit.
Solche Bemerkungen und der Beruf des Eigners - Ziegeleibesitzer - lassen den
Werdegang zum Millionär erahnen.
Schiffe,
speziell Fahrtensegler sind immer ein Kompromiss. Als Hermann Blei zu einem Bier
ins Cockpit der THALASSA kommt, wundert er sich: "Mein Gott, ist hier viel
Platz!"
24.4.02 -
on the road again
Ruth und Hannes von der ViteVite winken zum
Abschied der THALASSA nach. Selten haben wir so hilfsbereite Segler kennen
gelernt wie die beiden. Gestern Abend waren wir noch auf deren schönen
15-Meter-Kat zum Abendessen. Hannes hat in seiner schmucken Kombüse
(Mikrowelle, Kafeemaschine fest installiert) aufgekocht. Ganz allein hatten
unsere beiden Katamarane die Bucht Monos unweit "unserer" Marina.
Hannes kannte die besten Obstbäume am Strand und schon war unser Reiseproviant
gesichert: Eine Staude Bananen, Pampelmusen, Lemonen...
All zu viel würden wir nicht brauchen, denn unser
nächstes Ziel ist nicht weit entfernt. Ein paar hundert Meilen vielleicht. Wir
können es noch nicht sagen, wo es lang geht, denn in letzter Zeit haben wir uns
angewöhnt, das Ziel erst nach dem Auslaufen, je nach Laune festzulegen.
Ein ekelhafte Kabbelsee empfängt uns draußen. Wir
hatten den kurzen Weg rechts neben der Dragon-Insel gewählt, möglichst weit
weg von Venezuela. Denn dort wären wir auf dem Präsentierteller, wenn wir zu
nahe an der venezolanischen Küste segeln würden. Ist Venezuela in
"Friedenszeiten" schon verrufen genug, ist es sicher nicht
ratsam, während der jetzigen turbulenten und blutigen
"Regierungskrise" diesem desolaten Land zu nahe zu kommen.
Zum Schein schlagen wir zunächst einen nördlichen
Kurs ein, als ob wir nach Grenada segeln wollten, um dann außerhalb Landsicht
abzufallen. Die See beruhigte sich sofort. Nachmittags setze ich den
Parasailspinnaker, während Carla am Ruder den jeweils von mir ausgerufenen Kurs
am Automaten eindreht. Kein Problem für eine Person, den Parasailor zu setzen,
der Bergeschlauch macht es leicht. Bei 15 Knoten Wind marschiert THALASSA mit
sieben Knoten, der GPS zeigt ein SOG von zehn.
Wohin? Ich tendiere zu den Testigos-Inseln, aber
Carla meint, so ein kurzer Schlag sei nichts, jetzt, wo wir nach so langer Zeit
wieder unterwegs seien. Gut, dann vielleicht Bonaire oder Cartagena oder...
25.4.02 -
neues Ziel: Bonaire - oder?
Auf
12°00'N und 64°34' W stehen wir jetzt. Nicht schlecht, seit Abfahrt gestern
haben wir jetzt runde 190 Meilen gesegelt, alles unter Spinnaker. Allerdings
hatten wir bis zu drei Knoten Strom mit uns. Der ist aber leider seit ein paar
Stunden eingeschlafen wie auch fast der Wind. Wir zuckeln mit dreieinhalb bis
fünf Knoten dahin. Bei weniger als 10 Knoten Wind, genau von achtern, sind wir
damit zufrieden. Der Parasail steht immer noch wie eine Eins, sein Vorflügel
nickt nur selten ein. Wenn wir uns vorstellen, wie mühsam die Segelei wäre,
wenn wir nur die konventionelle Besegelung mit Groß und Genua hätten, wird uns
ganz anders. Mühsam wäre es, halb so schnell und unheimlich quälend fürs
Material. Längst hätten wir da sicher schon die Maschinen angeworfen. So aber
segeln wir gemütlich dahin durchs blaue Wasser.
Das ist erwähnenswert, weil im großen Umkreis um
Trinidad und Tobago das Wasser nur grün war. Es käme vom Orinoko und seinen
eingeschwemmten Schlamm-Massen, der den Gewässern vor Venezuela die blaue Farbe
nimmt. Schade, denn die damit verbundene schlechte Sicht führt dazu, dass diese
Inseln für Taucher und Schnorchler nicht gerade attraktiv sind.
Bonaire dagegen soll ein Tauchparadies sein. Immer
wieder wälzt Carla die TO- und SSCA-Hefte nach Informationen über Bonaire. In
Ihnen finde ich auch die email-Adresse der TO-Stützpunktleiterin auf Bonaire,
Marlis Schmid. Über Pactor, also über Kurzwellenfunk sende ich ein Mail ab und
siehe da, kurze Zeit später hole ich aus meinem Computer das Antwort-Mail:
Hallo Thalassa Crew,
Bonaire ist ein wirklich schoener Platz um eine kleine
Segelpause einzulegen. Ausser der Marina hat es genuegend Moorings.
Mein Haus ist einfach zu finden, liegt zwischen der Marina und dem Zentrum von
Kralendijk ca in der Mitte, an der Hauptstrasse. Oder mit dem Beiboot an dem
Fischersteg festmachen, einen Block zur Hauptstrasse laufen,dann sieht man mein
Haus. Flamingo-Pink mit blau gestrichen,vor dem Haus sind bunte Tauchtaschen und
eine Schaufensterpuppe.
Es gibt auch ein Schild,Marlis Sail & Canvas Shop
Ganz easy!!
Tel/fax 717 7741 (in Bonaire so zu waehlen)
Ich freue mich auf euer Erscheinen, bis dann,
Marlis
Also, klingt doch gut, nix wie hin!
28.4.02 -
Segeln im Naturpark
Das war einer unserer besten Segeltörns. 420
Seemeilen unter Spi in weniger als drei Tagen. Sicher haben wir noch 10 Stunden
verschenkt, weil wir nachts in Bonaire nicht einlaufen wollten. Also haben wir kurz vor Mitternacht den Parasail eingeholt, was dank Bergeschlauch wie
Butter flutschte. Mit der Genua allein brachten wir dann die Geschwindigkeit
auf die gewünschten 4 Knoten runter, damit wir beim ersten Morgengrauen hier in
Bonaire nach einer freien Muring suchen konnten.
Das Großfall schlug ich als erstes ab. Beim
nächsten Mal überleg ich mir bei solchen reinen Passatstrecken, ob ich es
überhaupt anschlagen soll, denn der Parasail macht das bei dieser
Schiffsgröße für zwei Leute doch recht unhandliche Großssegel weitgehend überflüssig. Aber
ob es immer so glatt geht wie bisher? Schöne gleichmäßige 15 bis 20 Knoten
schoben uns von achtern an, wie es die Wettervorhersage bestimmte. Jeden Tag
konnte ich mir über Amateurfunk (Pactor) eine erstklassige Wetterkarte
abholen. Danke an die Stationen ZF1GC in Grand Cayman und WG3G in Trinidad!
Warum Wetterkarte über Amateurfunk, wenn ich mit
dem Iridium Satelliten-Telefon aus dem Internet komme? Bei letzterem fallen
Telefongebühren von 5 bis 10 Euro für die Wetterkarte an, bei Pactor gibts das
umsonst. So sieht die Wetterkarte aus dem Amateurfunk aus:

Schiffsverkehr hatten wir auch so gut wie keinen.
Gott sei Dank, davor hatten wir Bammel! Ein Fischerboot mit Außenborder und ein
paar Typen drin bedeutet heute nämlich nur noch selten "arme Fischer, die
um ein paar Zigaretten" betteln, sondern häufig nichts Gutes. Michael war
gerade vom Urlaub aus venezolanischen Gewässern zurückgekommen und hatte so
eine Begegnung. Er baute sich daraufhin mit seiner "Wumme" (sein
Ausdruck) gut sichtbar auf dem Vorschiff auf, worauf das "Fischerboot"
wenige Dutzend Meter vor ihnen wieder abdrehte. Nebenbei: Amerikanische Yachten
werden selten von diesen Burschen heimgesucht, weil die offensichtlich wissen,
dass Amerikaner regelmäßig recht gut bewaffnet sind. Deutsche dagegen, meist
unbewaffnet, sind eine leichte Beute.
Wir hatten Vorsorge für den Fall des Falles, also
für einen Überfall getroffen, indem wir präparierte Beute in den Tresor
legten: Abgelaufene Kreditkarten, wertlose Devisen, gesperrte Schecks und ein
paar hundert echte Dollars - der Glaubwürdigkeit halber.
Bonaire entschädigt. Es ist ein einziger Naturpark
und die Einwohner hüten ihren einzigen Schatz, die Unterwasserwelt. Harpunen (Schußwaffen
sowieso) sind abzugeben, es bestehen engste Vorschriften für das Leben auf dem
Wasser. Zum Tauchen benötigt man eine Genehmigung. Ankern ist strikt verboten -
wegen der Korallen. Die "Gemeinde" hat 40 Murings ausgelegt, die
zwingend benützt werden müssen - für ein Tagesgeld von sieben Euro. Ist keine
Muring frei, und in den beiden Marinas auch kein Platz, bleibt einem nichts
anderes übrig als weiterzusegeln. Zehn Muringe, so schätze ich, sind
unbesetzt. Mir ist es ohnehin lieber, so eine Muring zu benützen, denn die
Steine am Grund wiegen sicher mehrere Tonnen, wie ich durch die Maske sehen
kann. Welch ein Blick. Jede Menge bunter Fische schwimmen unter mir ohne jede
Scheu. Und man kann weit sehen. Ich schätze die Sicht so auf 30 Meter, denn 15
Meter hinter der THALASSA kann ich unter Wasser immer noch ihren Bug ausmachen.
Neben
uns hängt die DRAMA aus Dänemark mit vier sehr sportlichen Jungens an Bord. Ob
sie schon an Land waren? Sie drucksen so merkwürdig herum, bis ich entdecke,
dass am Heck kein Beiboot hängt. Ob sie kein Dhingy besäßen? Sie verneinen
und nehmen dankbar unseren Lift an. Am nächsten Morgen sitzen die vier
braungebrannten Jungen und eine hübsche Blondine an Deck herum. Wie sie die
wohl wieder an Land bringen? Ihr Problem!
Marlis treffen wir auch. Wir laden sie zum
venezolanischen Bier und Pizza ein. Sie ist vor fast einem Jahrzehnt mit der
Yacht ORION hier hergekommen und hängen geblieben - wie sie sagt. Sie
macht einen zufriedenen Eindruck, lebt von Segelreparaturen, Fertigung von
Tauchtaschen und pflegt kranke Tiere. Ne, zurück in das Deutschland von
heute will sie nicht mehr. Die Leute dort würden einen so komisch anschauen,
wenn man nur vor sich hinlacht. Oder gar ein Lied singt! Es sei offenbar Pflicht
in Deutschland, ein ernstes Gesicht zu machen. Sind wir wirklich so schlimm?
Mit Segeln hat sie nicht mehr viel am Hut, muss
aber auch ein Horrortörn gewesen sein, ihre Atlantiküberquerung: Mitten auf
dem Ozean hatten sie ein entmastetes Schiff gefunden und ein paar Tage später
eine Rettungsinsel - mit einem jungen Franzosen drin. Der wiederum war mit einer
entmasteten Yacht 53 Tage rumgetrieben, bevor er sich entgegen seinem Skipper
und jeder Logik entschloss, in der Rettungsinsel Zuflucht zu suchen. Der Skipper
fand den Tod, die Rettungsinsel dagegen wurde schon nach drei Tagen von Marlis
und der Besatzung der ORION entdeckt.
Wie lange wir hier in Bonaire bleiben, fragt die
dukelhäutige Dame, die die Gebühren für die Muring kassiert. Wir wissen es
nicht. Zwei Wochen? Gut zahlen wir mal für 14 Tage. Bonaire scheint attraktiv
zu sein. Heide treffen wir im Beiboot. Sie lebt auf einem Schweizer Katamaran
mit einem aufgemalten Regenbogen vorne am Bug. Sie sei hier hängengeblieben,
vor 12 Jahren...
Was zieht diese Leute an Bonaire an? Das
Kleinstadtflair (14000 Einwohner) mit zauberhafter Unterwasserwelt? Wir bemühen
uns, das rauszufinden, hier im "Divers Paradise" - so steht es auf den
Auto-Nummernschildern.

15.5.02 -
Abschied von Bonaire
Zwei
Wochen Bonaire reichen. Dieser kleine Ort mit 14 Tausend Einwohnern ist
merkwürdig. Die Preise sind derart hoch, dass sogar die Amerikaner - beim
derzeitigen Dollarkurs die Krösusse unter den Yachties - nervös werden. Wenn
unter den Yachtsleuten diesbezüglich immer wieder Tahiti als das
Negativbeispiel erwähnt wird, so liegt Bonaire im Preisgefüge mit der Perle
der Südsee sicher gleichauf. Was rätselhaft ist, denn die kleine Insel ist von
Touristen nicht gerade überlaufen und die einheimische, zum Teil schwarze,
Bevölkerung, gehört offensichtlich nicht zum Geldadel.
Die
örtliche Zeitung beklagt sich: Sonst seien um diese Zeit 70 Yachten hier
gewesen, dieses Mal sind es nur knapp 40. An was dies wohl liegen mag?
Vielleicht hat sich herumgesprochen, dass an den Murings, zu denen man ja wegen
allgemeinem Ankerverbot gezwungen wird, am Wochenende an ein Schlafen nicht zu
denken ist. Die örtliche Beatband spielt am Strandcafe viel lauter als richtig.
Als ob Absicht dahinter steckt, beginnen sie erst um zwei Uhr morgens und haben
die Laursprecherwände auf See in Richtung der Murings gerichtet. Dabei
bräuchten sie das Gehör der Zuhörer gar nicht zu schonen, denn es ist
praktisch kein Publikum vorhanden.
Andererseits genießen wir es richtig: Zum ersten
Mal seit langer Zeit ist es nicht mehr notwendig, nachts das Beiboot zum Schutz
vor Dieben an Deck zu hieven. Wir treffen Siggi und Jürgen von der PETITPRINCE,
einer 11-Meter-Taiwan-Ketsch. Sie wollen zusammen mit ihrem jungen
Bulldogg-Mischling aus Trinidad die Welt umsegeln.
Mit ihrem Mietwagen fahren
sie uns nach dem Süden der kleinen Insel. Es ist nicht viel zu sehen, das
Wenige aber ist erschreckend. Mehrere Sklavensiedlungen, in denen die Holländer
ihre schwarzen Sklaven hielten wie Vieh! Dabei kamen sie sich wahrscheinlich
noch recht menschlich vor, denn die Hütten waren immerhin aus Zement.
Das Schockierende an ihnen ist ihre Größe. Unvorstellbar, dass darin ganze
Familien hausen mussten.
Ich hatte das Gefühl, dass ich mich nicht mal
ausgestreckt auf den Boden legen konnte. Tiefstes Mittelalter!
Denkste - die Sklavensiedlungen stammen aus der
Neuzeit, aus dem
Jahre 1850. Wenn man dem großen Romancier James Mitchener in seinem Werk
KARIBIK glauben darf, waren die Holländer in puncto Unmenschlichkeit noch einen
Tick schlimmer als alle anderen Sklavenhalter.
Gleich
gegenüber den Sklavensiedlungen sind die Salzseen, in denen noch heute durch
Verdunstung von Seewasser Salz hergestellt wird. Was früher die Sklaven
arbeiten mussten, wird heute von Caterpillars erledigt, denn in der glühenden
Sonne hier zu schuften, kann man schließlich keinem Menschen zumuten. Für die
zahlreichen Flamingos scheint die rosa-violette Farbe der Salzlake das
Paradies zu sein. Schnatternd wie Gänse verbringen sie dort in der glühenden
Hitze den ganzen Tag.

Unsere Plätze an der Muring sind reizvoll, denn
wir haben den offenen Blick nach Westen. Nicht oft liegen wir an Plätzen, an
denen wir mit dem Spinnaker lossegeln können. Wenn das Wetter so gleichmäßig
bleibt, werden wir das morgen oder übermorgen tun. Bis jetzt gibt es, weit im
Norden, erst eine tropische Störung, namens OLGA. Die sollte uns hier in Ruhe
lassen, denn Bonaire ist bereits außerhalb der Hurricane-Zone. Das einzige, was
Bonaire erfahrungsgemäß abkriegen würde, wären Westwinde. Ein paar Mal pro
Saison passiert es. Dann können die Murings nicht mehr benützt werden, und man
muss, angeblich nur für ein paar Stunden, Schutz hinter der Insel "Klein-Bonaire"
suchen.
Unser Zutrauen in die Murings haben wir etwas
verloren, nachdem uns drei der billigen Polypropylen-Leinen schlicht abgerissen
sind. Die Marinaleitung, die dafür zuständig ist, scheint dies nicht zu
stören: "Ja, da kommt jemand raus und checkt das!". Aber man nehme
nicht an, dass die kaputten Trossen ausgetauscht werden. Man wies uns nur eine
andere zu. Die defekte ist nicht gekennzeichnet. Immerhin könnte ja nachts eine
Yacht einlaufen, und sich dann der kaputten bedienen. Dass die dreikardeelige
Trosse unten am Stein nur noch an einem einzigen Kardeel hängt, sieht man nur
am Tag mit Schnorchel und Maske. Ich würde ja nicht meckern, wenn die Murings
nicht gebührenpflichtig (5 USD/Tag) und, vor allem, Ankern nicht
verboten wäre.

17.5.02 -
Probleme beim Absegeln
Carla hatte ausklariert und ganz früh sollte es
losgehen, also Beiboot wegpacken, drei Leinen von der Muring nehmen, Spi
setzen und los.
Daraus wurde nichts. Schuld war ein ausnehmend
hübsches Lokal mit stilechter Bar, an der man auch gleich preiswert, und das
ist in Bonaire erwähnenswert, essen konnte. Der Abend in der M.L.-Bar war
richtig gut und Carla behauptete, das sei eines der besten
Essen in ihrem Leben gewesen.
4 Stunden später hat sie das nicht mehr behauptet, sondern
nur noch gekotzt.
3 Stunden später war ich dran und habe mich so oft ergeben,
wie insgesamt noch nie in meinem Leben zuvor.
Und dann sind wir flach gelegen, den ganzen Tag und die ganze
Nacht.
Heute morgen, noch etwas schwach auf den Beinen sind wir mit
der Genua los, mit der wir zum Teil über 7 Knoten machten. Denn es wehte zum
Teil mit 35 Knoten. Als wir aber Klein-Bonaire hinter uns hatten, ging der Wind
auf 25 Knoten zurück und ich setzte, obwohl es mir noch manchmal ziemlich übel
war, den Parasail. Jetzt marschieren wir mit 8 Knoten dahin, gleich haben wir
die Nordspitze von Curacao querab. Dann kommt die dritte der ABC-Inseln dran,
nämlich Aruba...
18.5.02 - Super - ein Etmal über 200 Seemeilen!
Es
lief bestens, und ich fühlte mich wieder einigermaßen erholt. Der Wind blies
mit bis zu 30 Knoten beständig, während die See ein wenig rau wurde. Das
stimmte ungefähr mit der Wettervorhersage überein, die uns Hanspeter in
Marbella als SMS (kostenlos!) auf die Anzeige des Satellitentelefons geschickt
hatte.
Drei bis vier Meter hohe Wellen? Das dürfte
gestimmt haben. Aber das tat der tollen Segelei keinen Abbruch, denn die
THALASSA zog - kursstabil - unter dem Parasail dahin - Richtung Carthagena/Kolumbien.
Man
sagt, dass reine Vorwindkurse für einen Kat nicht ideal sind, weil er, platt
vorm Laken, sein Geschwindigkeitspotential nicht richtig nutzen kann. Aber davon
hielt unser Kat nichts. Ständig war das Speedometer im zweistelligen Bereich,
ja ging sogar gelegentlich über die 13, auch 14 Knoten. Als Karla auf dem
Steuersitz saß, mit einem Buch zum Lesen in der Hand, sah sie auch die
Bestmarke auf der Geschwindigkeitsanzeige: 16,1 Knoten.
Obwohl heute morgen der Wind dramatisch nachließ,
wurden die Geschwindigkeiten durch ein Etmal von 212 Seemeilen bestätigt - das
längste, das Carla und ich gesegelt hatten - ohne Strom wohlgemerkt. Das
entspricht einem Durchschnitt von fast 9 Knoten. Nichts im Vergleich zu den
Geschwindigkeiten, wie sie Rennkatamarane um die Welt erzielen, aber das sind ja
auch fußballteamgroße Mannschaften auf Rennmaschinen, während wir zu zweit
ein "Haus auf zwei Rümpfen" skippern. Übrigens - der gleichnamige
Film wird wegen des großen Interesses zum zweiten Mal wiederholt - auf 3-Sat am
29.Mai um 11 Uhr 15.
21.5.02 - Cartagena,
die hübsche Stadt
Seit gestern also sind wir in Kolumbien, ein Land,
vor dem die Fahrtensegler wegen der hohen Kriminalität immer wieder
gewarnt werden. Tatsächlich gehört Kolumbien wohl zu den verrufensten
Ländern, schon bevor Bill Clinton jedenfalls den Kokain-Baronen den Krieg
offiziell erklärt hatte. Nie im Leben wollten wir dahin, aber ein paar Briefe
von amerikanischen Yachtsleuten hatten uns umgestimmt. Cartagena sei die
schönste Stadt der Karibik, die Leute sehr nett und ein guter Platz zum
Proviant fassen. Stimmt!
Was
wir bei manchen derartigen Gefühlsausbrüchen von Amerikanern leicht
übersehen, ist schlicht die Tatsache, dass es in den USA so gut wie keine
historischen Bauten gibt, das älteste Haus kaum über 200 Jahre alt ist und
dass Amis wohl aus diesen Gründen geradezu hysterisch reagieren, wenn sie auf
irgend ein älteres Gemäuer treffen. Tatsächlich besitzt Cartagena eine
sehenswerte Stadtmauer, jedenfalls die Reste davon, die diese alte Stadt über
Jahrhunderte uneinnehmbar für Seeräuber gemacht hat.
Über diese Mauer sind wir gesegelt. Nachdem um
Mitternacht vor der Ankunft der Parasail herunten war, und wir die Genua
aufrollten um das Tempo auf eine Morgenankunft einzupegeln, wurden die Tiefen
gegen die Morgendämmerung zu lotbar. Schiffsverkehr, der uns beunruhigen hätte
können, machten wir keinen aus, noch hielten wir uns in den Fahrwassern der
Großschifffahrt auf.
Am Morgen bekam dann das Wasser eine grünliche
Färbung und wir segelten/motorten über endlos große Bänke, die sich mangels
Wind und Strömung von der harmlosen Seite zeigten. Das ist nicht immer so,
schließlich ist die Gegend wegen der Overfalls berüchtigt und sah vor ein paar
Monate eine Amel Sharki durchkentern.
Die
eigentliche Einfahrt nach Cartagena soll für unsere Schiffsgröße eine schmale
Furt über versunkene Reste der Stadtmauer sein, so hatten wir den
einschlägigen Quellen entnommen. Ich telefonierte mit dem Transocean-Vertreter
in Cartagena, ob er wisse, wie die Einfahrt gekennzeichnet sei. Plastikstangen
sollten es sein, ohne Farben, breit und tief genug, jedenfalls für unser Schiff
- am Tage kein größeres Problem. Ein anderer Bericht beschrieb die Einfahrt
als mit Tonnen gekennzeichnet, rot und grün, und über 10 Fuß Wasser.
Die Realität sah anders aus. Zwar kannten wir die
exakten GPS-Koordinaten, aber als wir an dieser Stelle bei spiegelglatter,
giftgrüner See waren, war weit und breit nichts zu sehen, außer Wasser, das
mehrere Meilen entfernte Ufer und einer(!) grünen Tonne, von der ein Pelikan
uns nichtssagend anstarrte. Wenn er doch nur reden hätte können! Grün-
Steurerbord? Auslaufend, einlaufend?
Trotz
des schönen Wetters keine Yacht in Sichtweite, nur zahlreiche Fischerkähne!
Das war der große Moment für unser Interphase-Sonar, in dem sich dieses Gerät
schon bezahlt
gemacht hat, nachdem es uns ganz klar anzeigte, dass bei Tonne an
Steuerbord unsere Kiele bald auf Grund wären, während es mit der Tonne an
Backbord, voraus über die 4-Meter-Barre hinweg tiefes Wasser erblickte.
Der
Rest waren dreißig Motorminuten zum Ankerplatz, wo wir auf die deutsche Yacht
Ironlady mit Nathalie und Michael trafen. Sie hatten sich schon vor Tagen für
uns im Club de Pesca um einen Liegeplatz bemüht. Kein Problem! Als wir mit
Nathalie und Michael dann vor dem Clubgelände rumfuhren, wurden unsere
Gesichter länger. Da war kein Platz für den breiten Kat. Erste Enttäuschung!
Der
Ankerplatz hat guten Haltegrund, aber das ist auch schon alles. Ansonsten
schwimmt die THALASSA dort in einer trüben Brühe mit dem Abfall der ganzen
Stadt, so scheint es nach der Anzahl der vorbeitreibenden Plastiktüten und
anderen Unrats zu schließen. Zweite Enttäuschung!
Im
Club Nautico dann ein freundlicher Empfang mit Merkblatt: "Aussenborder
sind ab 7:00 Uhr an Bord zu nehmen und zu verschließen." Und das 100 Meter
von der Marinestation entfernt, wo sogar motorisierte Kähne mit aufgepflanztem
Maschinengewehr patroullieren - dritte Enttäuschung!
Wenn
ich da an das glasklare Wasser in Bonaire zurückdenke, kann ich mir nicht
vorstellen, dass wir hier alt werden.
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