Cinderella trifft Kiwitt

ATLANTIK, FUERTEVENTURA, Oktober 2003
28°44´ N 013°50` W

Segelt man auf der „Passatroute“ mit einer Segelyacht um die Welt, trifft man immer wieder gleichgesinnte Yachties mit Ihren Schiffen. Oft liegen zwischen den gelegentlichen Treffen ganze Ozeane; manchmal hört man auch nur von anderen Besatzungen, wo sich gerade die eine oder andere Jacht gerade aufhält.

Unsere erste Begegnung mit SEBASTIAN und HEIKE von der Kiwitt ergab sich im Oktober 2003: Wir lagen mit unserem Katamaran CINDERELLA vor Anker im Nordosten von FUERTEVENTURA bei der ISLA DE LOBOS. Die Bedingungen waren nicht gerade ideal; der Ankerplatz war ungeschützt, und es kam einiges an Schwell herein. Nicht weit entfernt von uns ankerte eine kleine Segeljacht mit deutscher Flagge und schaukelte kräftig in den Wellen – die Kiwitt.

Ich fuhr mit dem Dinghi zur Kiwitt hinüber, stellte mich vor und lud die zweiköpfige Crew auf einen Tee zu uns an Bord ein. Wir waren nicht wenig erstaunt, als uns SEBASTIAN und HEIKE von Ihrer geplanten Weltumsegelung erzählten. Noch überraschter waren wir allerdings, als wir die Rahmenbedingungen ihres Abenteuers erfuhren:

SEBASTIAN (Foto) hatte die Kiwitt von seinem ehemaligen Mathematik-Lehrer geliehen bekommen, HEIKE (Foto) war über das Internet dazu gestoßen und das vorhandene Budget war sehr überschaubar. Beide waren voller Enthusiasmus und Zuversicht was den Erfolg ihres seglerischen Traumes anbelangte. Nach einem netten Nachmittag an Bord der CINDERELLA kehrten die beiden zu ihrer Kiwitt zurück.

Am nächsten Tag holten wir die Anker auf, und unsere beiden Wege trennten sich. Ob wir die beiden wohlbehalten wiedersehen würden?


PAZIFIK, GALAPAGOS, Mai 2004
00° 58` S 090° 58‘ W

Seit dem ersten Treffen mit der Kiwitt auf den KANARISCHEN INSELN waren sieben Monate vergangen. Hinter uns lagen die Überquerung des Atlantiks, die Karibik, der Panama-Kanal und die Überfahrt zu den GALAPAGOS mitten im Pazifischen Ozean.

Wir hatten uns bereits an die Geräusche der im Wasser herum planschenden Seelöwen und Pinguinen gewöhnt, als ein neues Schnaufen neben der Bordwand unsere Aufmerksamkeit erregte: Dort schwamm SEBASTIAN im eiskalten Wasser und kam triefend an Bord.

HEIKE und er waren ebenfalls auf ISABELLA angekommen und die nächsten Tage waren mit der Besorgung von Diesel, Trinkwasser und Proviant für die bevorstehenden 3.100 Seemeilen bis zu den MARQUESAS in FRANZÖSISCH POLYNESIEN ausgefüllt.

Nach dem Treffen in den MARQUESAS trennten sich unsere Wege erneut, und wir erfuhren nur noch über die Segler-„Buschtrommel“ von der erfolgreichen Weltumsegelung der Kiwitt.

SEBASTIAN und HEIKE von der Kiwitt haben bewiesen, dass man/frau bereits in jungen Jahren dank großer Beharrlichkeit und mit viel Optimismus auch mit einem kleinem Schiff und einem bescheidenem Budget einen Segeltraum verwirklichen kann.

Da soll einer noch sagen, die Weltumsegler sterben mit Ihren Schiffen aus!

Kerstin und Hans, SY CINDERELLA