Nirosta-Ankerkette auf Weltumsegelung

Bereits in meinem Buch ANKERN habe ich generell davor gewarnt, im Salzwasser sogenannte Nirosta-Ketten zu benutzen. Korrosionsgefahr ist immer dann gegeben, wenn in einem Elektrolyt (Seewasser) zwei verschiedene Metalle elektrischen Kontakt haben. Anläßlich einer Frage des Besuchers Werner Hilp besteht Anlaß das Problem erneut zu beleuchten - hängt doch das ganze Schiff am Anker und damit an der Kette. Nebenbei bin ich persönlich kein Freund von Kettenvorläufern (abgesehen beim Einsatz von kleinen Yachten) und hab das auch in meinem Buch begründet. Zum Problem der Niroketten folgende äußerst fundierte Stellungnahme des Weltumseglers und ausgewiesenen Fachmanns im Ankern, Martin Birkhoff, der auch im Kapitel Who-is-Who-im- Weltumsegeln unter Anke und Martin mit der Reinke-Yacht Just do it verzeichnet ist.

Bobby Schenk  

 

Problematische Sicherheit

von Martin Birkhoff

 

Zu der Fragestellung von Werner Hilpp (siehe hier)- Kette mit Tauwerk spleißen eine wichtige Anmerkung:

Ich weiß ja nicht, wo Herr Hilpp segeln will. Aber bei der von ihm angegebenen Ketten- und Leinenlänge gehe ich mal von weltweiter Fahrt aus. Stutzig machte mich die Aussage, dass Herr Hilpp eben eine Nirokette verwenden will. Dazu ist dringend zu sagen, dass eine "Niro"-Kette für weltweite Fahrt mit langen Aufenthalten in tropischen Gewässern ungeeignet ist. Da Edelstahl nicht gleich Edelstahl ist (auch A4-Stahl ist nicht gleich A4-Stahl, es gibt unterschiedliche Materialqualitäten) folgende verallgemeinernde Aussagen.

Grob verallgemeinernd kann man feststellen:

A4-Stähle (meist verwendet A4-Stahl mit der Werkstoff-Nr. 1.4401) sind nicht seewasserbeständig und als Ankerkettenmaterial nicht geeignet.

A5-Stähle (z.B. A5-Stahl mit der Werkstoff-Nr. 1.4571, wird von WASI als Material für den Bügelanker verwendet) ist ebenfalls nicht ausreichend seewasserbeständig. Die Korrosionsbeständigkeit in Seewasser, besonders bei hohen Wassertemperaturen, reicht für einen Anker aus, nicht aber für eine Ankerkette. Auch A5 ist nicht ausreichend seewasserbeständig.

Duplex-Stahl (bei Ketten handelsüblich der Duplex-Stahl mit der Werkstoff-Nr. 1.4462) ist als einziger erhältlicher Edelstahl ausreichend korrosionsbeständig, um als Kettenstahl auf weltweiter Fahrt eingesetzt zu werden.

Man muss sich vergegenwärtigen, dass es keine absolut korrosionsbeständigen Stähle gibt. Kommen die richtigen Parameter zusammen, besteht für jeden Stahl ein Korrosionsrisiko. Für die Langfahrt kann man im Grunde nur zwischen zwei Alternativen Wählen:

1. eine klassische, verzinkte Kette
2. eine Kette aus Duplex-Stahl


Ansonsten muss man sich vergegenwärtigen, dass eine Kette, ja sogar so etwas Massives wie ein Anker, Verschleißgegenstände sind, die man regelmäßig kontrollieren sollte.

Martin Birkhoff -
www.sy-justdoit.de

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