Unterhaltskosten
für Yachten
von Bobby Schenk
Yachtunterhalt
- teurer als man denkt!
Es war auf der Bootsaustellung in Düsseldorf und
ich besuchte mit einer Gruppe von "betuchten", vielleicht potentiellen
Kunden für eine Segelyacht, einen Stand, der für höchste Qualität, aber auch
für gesalzene Preise steht. Zugegeben, diese Segelyacht war eine der
schönsten, die ich je gesehen hab, über 60 Fuß lang. Wie schön musste es
sein, mit einem solchen Schiff die Weltmeere zu befahren. Wer kann schon was
gegen Träume haben?
Aus denen wurde ich dann jäh gerissen, als der
Verkäufer auf entsprechende Fragen bedächtig den Preis nannte: "Dreikommasechs
Millionen" Und um gar keinen Zweifel zu lassen, dass es ein stolzer Betrag
für eine stolze Yacht sei, warf er hinterher: "Euro natürlich und ohne
Mehrwertsteuer.
Ich sah in die Gesichter der Besucher, und hatte
das Gefühl, Gedanken lesen zu können: "Wenn wir unsere Villa verkaufen,
dann könnten wir..." oder "Wenn wir uns aus dem Geschäft einmal
zurückziehen..." Nur einer, dem man ansah, dass er zu Geld gekommen war,
weil er gelernt hatte zu rechnen, setzte dem Verkäufer nach: "Und wie hoch
sind die Unterhaltskosten?"
Die Antwort des Verkäufers verblüffte mich.
Weil, sie ehrlich und damit sicher verkaufshemmend war: "Sie müssen mit
ungefähr 10 Prozent der Anschaffungskosten an Unterhalt rechen -
jährlich!"
In diesem Fall bedeutete dies schlicht, dass man
allein fixe Kosten für die Yacht in Höhe von sagenhaften dreißigtausend Euro
aufwenden müsse - jeden Monat! Mindestens, denn was die Nachfolgekosten
anbetrifft, wird jeder vernünftige Verkäufer eher schönen.
Nun, sicher handelt es sich bei dieser Yacht um
eine,
für die es nicht ausreicht, ein gewöhnlicher Millionär zu sein. Trotzdem, der
Betrag schockiert schon etwas. Denn bei dieser Yacht handelt es sich zwar um
eine besonders schönes, edles Schiff, aber andererseits hat sie auch nichts
Übertriebenes an Bord: Hauptmaschine, Generator, viel hochwertige Holzarbeit
(Teak), elektrische Winschen, aber sonst nichts, was wir nicht auch in einer -
meist kleineren Form auf unseren Schiffen zum Leben, Reisen oder segeln
benützen.
Das würde ja bedeuten, dass Yachten in
"unserer Reichweite" - in
Prozenten gerechnet - ähnlich viel kosten im Unterhalt, an fixen Kosten?
Stimmt das? Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Fast so
schwierig, wie die hier am häufigsten gestellte Frage nach den
Lebenshaltungskosten beim Blauwassersegeln. Stellt man hierzu Überlegungen an, würde man sich in die Tasche
lügen, wenn man die Kosten für eine Yacht ausrechnet und hierbei zugrundelegt,
dass man sich ja entweder am Ankerplatz befindet und ansonsten immer unterwegs
ist, also dass keine Liegeplatzkosten anfallen. Auch belügt man sich selbst,
wenn man eine Vollkasko-Versicherung für unnötig hält nach dem Motto:
"Wird schon gut gehen!" Und dass man vieles selbst am Boot bastelt,
ist klar, aber die Arbeitszeit sollte schon in die Rechnung eingehen. Also, was
kostet, sagen wir mal, ein "normal" großes Fahrtenschiff an Unterhalt
in Prozent des Schiffswertes? Wobei wir, wir sind ja keine Kaufleute, die
Abschreibung mal weglassen, denn dann würde den meisten von uns es ohnehin
schlecht werden?
Will man nun einen Überblick über die
Unterhaltskosten bekommen, sollte man
in Prozenten und nicht in absoluten Beträgen rechnet, so, wie es zum Beispiel
die Versicherung ohnehin macht. Denn eines ist klar: Je größer und wertvoller
die Yacht, umso höher die Unterhaltskosten.
Deshalb hat die Versicherung schon recht, wenn
sie es ebenso macht. Dabei ist es heute schon einigermaßen
schwierig, fürs Langfahrtsegeln überhaupt eine Versicherung zu bekommen, die unser
Fahrtgebiet "weltweit" abdeckt. Und wenn, dann zu gesalzenen Preisen.
Ohne jetzt eine Versicherung hervorheben zu wollen, oder in Details wie
Selbstbeteiligung einzugehen, können wir - Haftpflicht eingeschlossen - von
einer Versicherungsprämie von drei Prozent des Yachtwertes ausgehen. Dies zeigt auch gleich
einen Posten, den man -je nach Mentalität und Riskiofreudigkeit - sich
sparen kann. Aber, bei den Werten, die wir durch Riff- oder Piratengewässer
steuern, ist eine Vollkaskoversicherung jedenfalls kein Luxus.
Liegeplatz- und Marinagebühren: Legen wir mal
eine 12-Meter-Yacht im Neuwert von 150.000 Euro zugrunde (knapp gerechnet), dann
werden wir - ganzjährig - mit Liegeplatzkosten von 3000 bis 5000 Euro zu
rechnen haben, je nachdem, wo die Yacht sich befindet und sicher auch nach Verhandlungsgeschick. Wir
können also die Liegeplatzkosten mit durchschnittlich 2 Prozent annehmen. Wenn
der eine oder andere Langzeitsegler auf die freien Ankerplätze verweist, dann
hab ich das schon berücksichtigt. Denn auch dieser wird an manchen Plätzen
nicht um eine Marina herumkommen, in die er vom Klima, von den Behörden, von
der Bequemlichkeit oder
von den Jahreszeiten hineingezwungen wird, und wenn, dann häufig nicht gerade an den
billigsten Plätzen.

Damit sind wir schon bei fünf Prozent. Und dabei
haben wir noch nicht berücksichtigt, dass zur werterhaltenden Pflege wohl ein
Malaufenthalt fürs Unterwasserschiff auf einem Slip oder mittels Travellift
dazugehört. Natürlich werden zahlreiche Langfahrtsegler die hierbei
anfälligen Arbeiten in eigener Regie erledigen. Doch irgendwie muss die eigene
Arbeit ja mitberücksicht werden. Zumal bereits manche Werften oder Marinas es gar
nicht mehr zulassen, dass selbst am Schiff gearbeitet werden darf. Also, wie
hoch sollte der Aufwand fürs Aufslippen, Reinigen, Abschleifen, Malen, Einkauf
der Farben (natürlich für die teure Yachtfarbe und nicht den billigen Baatz,
den sich die lokalen Fischer draufschmieren und der es meist genauso täte)
eingeschätzt werden? Bleiben wir bei der obigen 150-tausend-Yacht, dann wird es
wohl mit 1500 Euro zu machen sein. Also in etwa ein Prozent wird zu Buche
schlagen.
Sechs Prozent also bis jetzt. Die Abschreibung
für die ganze Yacht wollten wir ja nicht berücksichtigen. Aber sehr wohl muss
eingerechnet werden die Verbräuche. Glücklicherweise sind unsere Dieselmotoren
meist faszinierend sparsame Verbrennungsmaschinen, aber als
Langfahrt-"Segler" kommen wir schon auf beachtliche
Laufleistungen, sagen wir mal auf 200 Stunden, tausend Liter also, wie gesagt,
alles über den Daumen gepeilt. Hinzu kommen die Kosten fürs Öl, weil unsere
"modernen" Motoren ja alle 100 oder 200 Stunden einen Ölwechsel brauchen. Dann
schlagen auch die anderen "Betriebsstoffe" zu Buch, wie Wasser und
Elektrizität, vielleicht auch WLan-Gebühren, in den Marinas. Unsere
Rettungsmittel - Rettungswesten, Rettungsinsel(!) sollten regelmäßig
gewartet oder erneuert werden (Leuchtraketen). Und schließlich
wird es überall mehr Unart, dass die Behörden zuschlagen: Kurtaxe,
Lichtergebühr, Visumskosten, Überzeit u,ds,w,. Dem Erfindungsgesit sind hier
keine Grenzen gesetzt. Zusammen: Ein weiteres Prozent! Mindestens.
Bis jetzt sind wir davon ausgegangen, dass an
Bord nichts kaputt geht. Das wäre schön. Mit Sicherheit sind an Bord
Verbrauchsgegenstände, die regelmäßig repariert oder erneuert werden müssen.
Dazu zählen die Segel, deren Lebensdauer ich mal bei 5 Jahren ansetze, was bei
höchster UV-Belastung wohl nicht zu knapp ist. Jedenfalls fallen in dieser Zeit
mindestens teure Reparaturen an, wenn ich an die heutigen "High-Tec-Segel"
denke wie Lattengroß, Rollgroß u.s.w. Mit Reparaturen kommt man bei den
Batterien nicht weiter, die sind in regelmäßigen Zeitabschnitten zu erneuern.
Mit fünf Jahren Richtwert für die Lebensdauer liegt man in den Tropen im
unteren Bereich. Ich bin versucht, in diesen Posten auch die Auspuffanlage der
Hauptmaschine reinzurechnen, aber die spar ich mir dann doch für den nächsten
und letzten Posten auf. Trotzdem werden 2 Prozent für die
"Verbrauchsgegenstände" nicht zuviel sein.
Der letzte Posten ist den unvorhergesehenen
Reparaturen vorbehalten. Gut, da kann man Glück haben und es fallen keine an.
Andererseits haben Blauwasseryachten hohe "Laufleistungen" mit
proportional höher belastetem Material, sodass es normal ist, wenn da
außerplanmäßige Reparaturen veranlasst sind. Man denke nur an den
Kühlschrank, an die viel strapazierten Toiletten, an das Verzinken von Anker
und Kette, an das Versagen der Ankerwinde, an die kaputte Lichtmaschine und so
weiter. Bei diesen Reparaturkosten sind, auch wenn man vieles selber machen
könnte, die ganz erheblichen Kosten für die Ersatzteile und deren Versand
(Luftfracht!) mit einzusetzen. Die notwendige Arbeitszeit, teils durch
Fachkräfte, ergibt dann ein weiteres Prozent. Macht zusammen 10 Prozent.
Versicherung
3 Prozent
Liegegebühren
2 Prozent
Regelmäßige
Malarbeiten
1 Prozent
Treibstoffe, Wasser, Elektrizität,
Internet
1 Prozent
Verbrauchsgegenstände (Segel, Batterien)
2 Prozent
ausserplanmäßige Reparaturen und
Ersatzteile
1 Prozent
Das war jetzt eine Überschlagsrechnung. Ich geb
ja zu, dass in der Mehrheit patente Weltumsegler billiger davonkommen. Weil sie
die Eigenleistung nicht in die Rechnung mit einbeziehen. Nun gibt es aber eine
ganze Reihe von Segelbgeisterten, die können solche Eigenleistungen gar nicht
erbringen, sei es aus Ungeschicklichkeit, sei es aus körperlichen Gründen.
Sollte man denen deshalb eine Blauwasserreise nicht gönnen?
Und selbstverständlich werde ich zu diesem
Artikel Mails bekommen mit dem Inhalt: "Sie haben die Kosten für die
Unterhaltung viel zu hoch angesetzt. Wir haben für das jährliche Malen nur 50
Euro ausgegeben, weil..."
Meine Antwort wird sein: "Schön für
Sie!"
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