Die
Strom-Revolution: Lichterführung
auf Segelyachten von
Bobby Schenk
Nach wie
vor ist auf Yachten das Energieproblem bei weitem nicht gelöst. Dies gilt vor
allem für Segelyachten, die nicht von Steckdose zu Steckdose segeln. Da kommt
die neuere Entwicklung der LED-Lampen einer kleinen Revolution gleich...
Problem
bei allen Langfahrtyachten: Sichere Beleuchtung
Sind
wir doch mal ehrlich, und eine kleine Rundfrage unter Langfahrtseglern hat dies
auch bestätigt: Eine Segelyacht vorschriftsmäßig zu beleuchten, und zwar
über mehrere Tage hinweg, ist ohne Zuhilfenahme der Hauptmaschine kaum möglich.
In
der Praxis spielt sich das doch bei Ozeanüberquerungen auf vielen Yachten so
ab: Man segelt ohne jede Beleuchtung durch die Nacht, hält aufmerksam Ausguck,
und wenn am Horizont Lichter von anderen Schiffen ausgemacht werden, dann geht
man über auf "vorschriftsmäßige" Beleuchtung( Heck, Grün, Rot oder
Dreifarbenlaterne). Und hofft, dass die nächsten ein oder zwei Stunden bis zur
Klärung der Situation ("Peilung wandert aus!") die Batterie nicht schlapp macht.
Was uns gelegentlich schon mal passiert ist.
Morny,
ein 33-jähriger Yachtsmann, der fast 10 Jahre im rauen Kanal von Mozambique auf
Fischerbooten gefahren war, kennt die andere Seite: "Da siehst Du in 2 Meilen
Entfernung auf dem Radarschirm ein Echo, aber kein Licht. Erst, wenn Du Dich dem
Echo näherst, gehen die Lichter der Yacht an - und Dir auf. Da kannst Du verrückt
werden!"
Dann
gibt es natürlich noch Zwischenlösungen zwischen der Vorschrift und der
gängigen Praxis auf hoher See: Das Ankerlicht als einzige Beleuchtung, ein
Blitzlicht im Mast oder der Austausch der vorgeschriebenen 25-Watt-Birnen gegen 10-Watt-Birnen,
gar Katzenaugen an den Bordwänden (nein, nicht die auf dem Foto sind gemeint,
sondern die wir von den Fahrrädern kennen) - allesamt gesetzeswidrige Notlösungen, um mindestens der
Schifffahrt anzuzeigen, dass da was umher schwimmt.
Aber
letztlich befriedigend ist nur eine gesetzlich saubere Beleuchtung, denn da hat
die Versicherung im Falle des Falles keine Möglichkeit, einzuhaken. Zumal und
jetzt seit einem Jahr eine gesetzeskonforme Beleuchtung zur Verfügung steht,
die zudem den Vorteil hat, dass sie die herkömmliche Beleuchtung mit
Glühbirnen in allen, aber auch wirklich allen Punkten weit in den
Schatten stellt.
Die
Revolution heißt: LED-Lampen
Wir
kennen die LED-Birnchen längst: Sie finden sich in Kugelschreibern, in
Schlüsselanhängern oder in Taschenlampen, wo man mit einer Batterie wochenlang
auskommt. Der Grund hierfür ist ein geradezu unverschämt niedriger
Energieverbrauch. Vor allem aber sehen wir sie uns aus zahlreichen Ampelanlagen
im Straßenverkehr entgegenleuchten - wenn wir mal das ROT genauer
betrachten. Der Grund hierfür dürfte nicht nur der geringere Energieverbrauch,
sondern auch andere Leistungsmerkmale sein. Also geradezu geschaffen für unsere
Yachten, wo Gesehenwerden lebensnotwendig, die verfügbare Energie aber mangels Landsteckdose
schmerzhaft
begrenzt ist.
Also
ideal fürs Boot? Ein eindeutiges JA, aber erst seitdem die LED-Lösungen für
unsere Lichterführung den gesetzlichen Erfordernissen entspricht, also wenn sie
die erforderliche BSH-Zulassung hat. Warum? Siehe oben!
Ich
halte die Ausrüstung mit den LED-Lampen aus dem genannten Grund für so
wichtig, dass ich zum Beispiel kein Schiff kaufen würde, das noch mit den alten
Glühbirnen ausgerüstet ist. Auch kein Gebrauchtboot, da dort die alten Lampen
dem Käufer nur dir Denkweise des Verkäufers signalisieren würden: "Nach mir die Sintflut!"
Also
heißt das Gebot: Umrüsten auf LED-Lampen. Meine Wahl fiel auf die Lampen der
dänischen Firma Lopolight www.LOPOLIGHT.de
- deutsche Vertretung: Peter Frisch GmbH.
Die deutsche Zulassung und das gefällige Äußere
überzeugten letztlich. Ebenso die
fünfjährige(!) Garantie, die im übrigen auch versprach: Kein Lampenwechsel mehr!
Das war wichtig, denn allzuoft hab ich abends die Navigationslichter
eingeschaltet mit der bangen Frage "hoffentlich brennen die auch?" Und gar nicht
so selten musste ich dann aufs Vorschiff, um in der Dämmerung eine Birne zu
wechseln oder mit Sandpapier Kontakte reinigen - von der untergehenden Sonne unter Zeitdruck
versetzt.
Der
Verbrauch auf der THALASSA durch die Glühbirnen
Aber
halten auch die Werbeversprechen? Vor
dem Austausch wollte ich genau dokumentieren, was mir die notwendige
Modernisierung einbringen würde. Also wurde der Stromverbrauch gemessen und der
Strom abgelesen. Das kann heute jeder auf seiner Yacht ohne großartiges
Messinstrument nachschauen, denn überall ist wohl so ein feines
Batterieüberwachungsgerät eingebaut. Es zeigte an - ohne, dass ein Verbraucher
eingeschaltet war: "0,76 Ampere"
Warum
nicht "0,0 Ampere"? Weil da noch eine Reihe von Mini-Verbrauchern an
den Batterieen hängen, deren Existenz man nur ahnen kann, zum Beispiel Alarm,
Gasdetektor und natürlich das sparsame Messinstrument selbst. Aber das ist hier
Nebensache!
Dann
wurden die Navigationslichter eingeschaltet, also Hecklicht, Rot und Grün, so
wie es eben die "vorschriftsmäßige" Beleuchtung für eine Segelyacht
unter Segel ist, wenn sie nicht mit dem Stromerzeuger Diesel motort. Rot und
Grün waren jeweils entsprechend den Vorschriften mit 25-Watt-Birnen und das
Hecklicht mit einer 10-Watt-Birne geladen. Der angezeigte Stromverbrauch war dann doch niedriger als ich erwartet hatte, nämlich insgesamt
4,08 Ampere: Ein kurzer Check
des Hecklichts brachte die Erklärung: Die Birne war - wieder einmal -
durchgebrannt. Also wurde die Hecklaterne - zum letzten Mal - verarztet und ihr
eine neue (nicht gerade billige) 10-Watt-Birne verabreicht. Der Austausch verlief schnell und einfach, weil
keinerlei Korrosionsspuren vorhanden waren. Klar, die Hecklaterne ist ja nicht
gerade dem Wetter ausgesetzt.
So,
jetzt sollte ich also gleich erfahren, wieviel Strom meine Lampen verbrennen
würden. Das Display der Batterieüberwachung zeigte "5,66 Ampere",
Macht also - 5,66 minus 0,76 - insgesamt 4,90 Ampere Strom, also nahezu die
durch die Lampenleistung erwarteten 5 Ampere (2 mal 25 plus 10 und alles geteilt
durch 12!). Nehmen wir den gemessenen Strom mal
12 Volt, dann haben wir eine Leistung von 59 Watt. Fast 5 Ampere
würden also aus der Batterie nur wegen der Navigationslichter fließen, wenn
die Laternen ordnungsgemäß ausgestattet gewesen wären!
Ein Blick in die
alten Laternen rechtfertigt den Austausch auch noch unter einem anderen
Gesichtspunkt: Beide Birnen wiesen schwere Korrosionsanzeichen auf, die wahrscheinlich für
völlig unnütze aber energieaufwendige Übergangswiderstände sorgen würden,
natürlich zur Unzeit - so sehe
ich das als Elektro-Laie. Damit wäre ein
zusätzliches Problem unweigerlich auf mich zugekommen. Ein Birnenaustausch innerhalb weniger Minuten, wie zuvor bei der Hecklaterne, wäre
nicht ohne Werkzeug möglich gewesen. Und ob ich dann die kaputte Birne herausgebracht hätte, ohne
die Fassung zu beschädigen, wage ich zu bezweifeln.
Nun
könnte man meinen, dass es Erbsenzählerei ist, sich um die paar Watt solche
Gedanken zu machen. Deshalb ein paar Einmaleins-Rechnungen, wobei ich,
praxisnah, bei dem gerade gemessenen Wert von 59 Watt, beziehungsweise 4,90 Ampere
bleibe. Man sollte sich klarmachen: "4,90 Ampere" in der Stunde ist
mehr als ein Kühlschrank zieht, wobei der nicht einmal pausenlos läuft,
sondern nur in Intervallen. "4,90 Ampere" in der Stunde bedeutet in
einer langen Tropennacht von 12 Stunden 59 Amperestunden! Rechnet man andere
Verbraucher wie Ruderautomat, Leselampen und den Kühlschrank dazu, dann kommt
man sehr schnell zur Erkenntnis, dass die Rechnung eigentlich nicht aufgeht, mehrere Tage
lang ohne zusätzliche Stromerzeugung (Hauptmaschine, Windgenerator oder/und
Solarzellen) durchzuhalten. Das sind Tatsachen! Düstere Fakten!
Einfacher
Umbau
Wie
schaut es dagegen mit dem Stromverbrauch bei den
LED-Lampen aus?
Die
Versprechungen sind hoch, in den Prospekten ist die Rede von 70 Prozent
Ersparnis. Das wäre fantastisch, doch bin ich mit Prospektangaben vorsichtig.
Dass die LED-Lampen Stromsparer sein müssten, kann man fühlen, denn sie
bleiben beim Betrieb kalt. Anders die Birnen in den Navigationslampen,
die zu Recht "Glühbirnen" heißen, weil sie eben einen überwiegenden
Prozentsatz des Stromes verheizen, was daneben den Nachteil hat, dass sie in
unnötig voluminösen Gehäusen untergebracht sein müssen, die wiederum eine
Belüftung benötigen und damit nicht unbedingt wasserdicht sind - eben, alles
nur Nachteile!
 Also,
bringen LED-Lampen in der Praxis eine spürbare Verbesserung? Das lässt sich
nur durch Austausch und Messung unter gleichen Bedingungen nachprüfen.
Ich
bin kein großer Handwerker, aber den Austausch sollte ich doch fertig bringen,
zumal die neuen Lampen wesentlich kleiner und kompakter sind, sodass die alten
Laternenhalterungen ohne Änderung verwendet werden können. An Werkzeugen sind nur ein paar
Inbusschlüssel, ein Lötkolben und eine Bohrmaschine mit Bohrern, die auch mal
ein Niro-Blech schaffen, notwendig, also alles, was beim normalen Bordwerkzeug
ohnehin schon vorhanden ist.
 Die
mitgelieferte Schablone hilft beim Bohren der Löcher und eine Ausrichtung auf "waagrecht" kann man sich ersparen, wenn
man die Schablone an den vorhandenen Löchern für die alten Laternen anklebt - vorausgesetzt, die Werft hat nicht geschlampt. Bedenkenlos kann man die alten
Zuleitungen benutzen, die man allerdings vom meist vorhandenen schwarzen Belag
auf den Kupferlitzen sorgfältig reinigen sollte, sonst hält das Lötzinn, und damit der
beigelegte Kabelschuh nicht. Vor Übergangswiderständen wegen der alten
Leitungen brauchen wir in der Regel keinen Respekt zu haben, weil die LEDs einen
ungleich geringeren Strom ziehen werden und die vorhandenen Adern eigentlich
für die LEDs überdimensioniert sein sollten. Die Polarität muss
beachtet werden: BRAUN gehört nach PLUS. Ich hab mirs da zur Gewohnheit gemacht
und check es nochmals mit dem Messgerät. (Zur Erinnerung: Wenn ich die rote
Spitze auf eine Ader halte und das Messinstrument einen positiven Wert anzeigt,
dann hab ich an der roten Prüfspitze den Pluspol.)
 Bevor
nun die (Heck-)Lampe nach dem elektrischen Anschluss zugemacht wird, muss sie mit SIKAFLEX (oder ähnlichem
Material abgedichtet werden - silikonhaltig darf es nicht sein!) abgedichtet
werden. Damit schützt man zuverlässig die Terminals vor Feuchtigkeit,
tatsächlich ist die ganze Lampe anschließend wasserdicht, auch eine Folge
der fehlenden Wärmeentwicklung. Ob es überflüssig ist, weiß ich nicht, ich
hab jedenfalls anschließend noch die Inbusschrauben, mit denen die Lampe selbst
und der Deckel befestigt ist, mit "Loktite" gesichert. Der Bayer sagt:
"Nutzts nix, dann schadts nix!"
Wieviel
Strom verbrauchen die LED-Navigationslichter auf der THALASSA?
 Dann
der spannende Moment, weswegen man die Arbeit (und die nicht ganz unerheblichen
Kosten) auf sich genommen hat. Der Strom wird gemessen, ohne die
Positionslichter einzuschalten: Es sind - ähnlich wie vorher mit den alten
Lampen: 0,75 Ampere. Nach dem Einschalten der Lopolights - check! Sie brennen
alle hell - 1,37 Ampere.
Damit ziehen
die drei Lichter mit verbürgten Tragweiten von mehr als 2
Seemeilen (BSH-Zulassung) einfach unglaubliche 0,62 Ampere -
gegenüber 4,90 Ampere "Heizleistung" der ausgebauten Laternen, also 7 Watt
gegenüber 59 Watt . Oder auf die Tropennacht berechnet: 7 Ah gegenüber 59 Ah!
Das lässt sich hören!
Stromersparnis
auf der THALASSA: 83 Prozent
Ersparnis
in Prozent? Die Werbung verspricht 70 Prozent! 7 Watt von 59 Watt sind , das kann jeder mit
dem Taschenrechner nachrechnen: Unglaubliche 12 Prozent, also eine Ersparnis von
88 Prozent!
Zugegeben,
wenn eine Yacht eine Dreifarbenlaterne benutzt, dann ist die Stromerparnis zwar
nicht ganz so sensationell, aber immerhin noch rund 66%, rund zwei Drittel. Auch in diesem
Fall empfiehlt sich dringend ein Autausch, denn die LED-Lösung hat gegenüber den
Heizbirnen noch eine Reihe von weiteren Vorteilen:
Die
LEDs arbeiten mit jeder Spannung zwischen 10 und 36 Volt mit gleichbleibender
Helligkeit. Die Momente, wo die alten Positionslampen langsam, aber deutlich
sichtbar dunkler wurden, weil die Spannung der Batterie gegen morgen -
nicht ungewöhnlich - in Richtung 11 Volt absackte, gehören also der
Vergangenheit an. Ich war an Bord einer 14-Meter-Yacht, deren Batterie soviel
Volt verloren hatte, dass ihre Posis im hellerleuchteten Hafen von Palma de
Mallorca nur noch funzelten und die deshalb von einem heimkehrenden Fischer
übergemangelt wurde - mit Mastbruch und Verletzten. Das eine Mal reicht mir!
LED-Lichter:
Nur Vorteile
Der
große Spannungsbereich kommt auch Eignern von 24-Volt-Anlagen entgegen, denn
sie brauchen nunmehr kein seltenes Sonderzubehör für 24 Volt.
Die
Lebensdauer von den LEDs scheint nahezu unbegrenzt zu sein, wie könnte sonst
der Hersteller eine Garantie von 5 Jahren geben. Einen Lampenwechsel gibt es
nicht mehr, teure Ersatzbirnen brauchen wir nicht mehr mitzuführen.
Dass
diese Lampen - im Gegensatz zu den alten mit den vibrationsempfindlichen
Glühfäden und korrosionsempfindlichen Birnenfassungen (siehe oben) -
mechanisch erheblich robuster sind, leuchtet schon ein, wenn man so eine Lampe
in die Hand nimmt. Überkommenden Seen bieten die flachen Lampen einen
wesentlich geringeren Widerstand.
Last
-
not least sollte man der Umwelt zuliebe auf diese stromsparenden Lichter
umrüsten (wenn einem schon die eigene Sicherheit nicht so wichtig ist). Was, wegen der paar Watt? Ja, man denke an die Diskussion zu den stromverschwendenden Standby-Schaltungen unserer Fernseher und anderer
elektrischer Geräte! An Bord geht es um wesentlich mehr Strom. Und was an Land gilt, hat
an Bord noch viel mehr Berechtigung: Der Strom kommt nicht aus der Steckdose!
Und kostet, wenn man den ganzen Aufwand zur Stromerzeugung auf Yachten umrechnet, erheblich
mehr als unser Haushaltsstrom.
zur
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