BOOT 2011 -
persönlich erlebt
von Bobby Schenk
Die Krise ist erst mal vorbei!
Bis
auf wenige Ausnahmen waren die Aussteller zufrieden. Eine
vielleicht sogar zuverlässige Zahl aus dem Zubehörmarkt lautet: im
Durchschnitt 20 % Zuwachs. Das ist bemerkenswert und deutet darauf hin, dass der
Aufschwung bereits in Fahrt ist und nicht nur – wie immer behauptet wird –
bevorsteht. Ein Spiegel für die allgemeine Wirtschaftslage ist dies
freilich nicht, denn das Konsumverhalten auf dem Hobbymarkt war
immer schon ganz anders als das auf dem normalen Verbrauchermarkt, wo es um
lebenswichtige Dinge geht.
Auch wenn für viele Segler eine eigenes Boot als
lebenswichtig gefühlt wird. Auf dem Bootsektor das Übliche: Die Kajüten
"moderner" (heller) oder "schiffiger" (dunkler),
das Reffen auf Knopfdruck, zwei Steuerstände, ein Strahlruder, ja auch
Heckstrahlruder sind im Kommen, so wie er halt alle Jahre wieder aussieht, der Neuheitenkatalog. Was nicht
ganz gleichgeblieben ist, sind die Neupreise, sie wurden fast unmerklich
angehoben.
Persönliche Highlights
Da
dies ein persönlicher Rückblick ist, darf ich sagen: Für mich
gab es zwei Highlights: Zunächst die Vorstellung meiner Biografie "Segeln
lebenslänglich": Ich möchte dem Verlag aufrichtig danken, denn die
Aufmachung ist für diese Art
von Buch und für diesen Preis geradezu sensationell. Die
Außenwelt nimmt ja oft nicht zur Kenntnis, dass ein Verlag kommerziell denken
muss, der Autor hingegen an den Inhalt. Und letzteren wünscht sich der Autor
natürlich schön verpackt, wenn er (und die Koautorin), wie in meinem Falle, 2
Jahre daran gearbeitet hat. Da treffen Interessen aufeinander, die wegen der
hohen Herstellungskosten in der Regel nicht unter einen Hut gebracht werden können.
Umso mehr weiß ich es zu schätzen, dass die „Verpackung“ in meinem Falle
so exzellent gelungen ist.
Watson und Dekker, die Große und die Kleine.
Das
zweite Highlight war das Treffen auf das (nicht mit dem) faszinierende Mädchen
Jessica Watson, deren Natürlichkeit bestechend war - Foto links von Claus
Schieber. Ihr Buch wurde ihr vom
begeisterten Publikum förmlich aus der Hand gerissen, was ich ohne jede
Eifersucht (und das ist nicht nicht normal, auch nicht bei Autoren des gleichen Verlags)
beobachtete. In diesem Zusammenhang ein Rundfunkinterview, wo natürlich wieder
einmal der Name "Dekker" ins Gespräch gebracht wurde: Ich
durfte der netten Dame vom Rundfunk die Passatroute entlang der gemäßigten und
weitgehend sturmfreien Breiten erklären: "Was, und
wir dachten alle, die segelt nonstop um die Welt?" Schon eine tolle
PR-Leistung, das Töchterchen Laura im Kielwasser der Watson segeln zu lassen.
Dabei sind doch die Fakten so: Laura wird mit 10 oder 20 Stopps um die Welt
segeln (vielleicht), während die große Watson nicht einen einzigen Stopp gebraucht
hat. Für mich besteht die Leistung solcher Unternehmungen ja vor allem darin,
das Schiff ständig technisch in einem hoch-seetüchtigen Zustand zu
halten, und das ist naturgemäß ungleich leichter, wenn nach einigen hundert
oder tausend Meilen auf der gemütlichen Passatroute ein Boxenstopp mit gründlicher Schiffsüberholung durch
das Team erfolgt. Wenn die Bettelaktion von Vater Dekker erfolgreich sein wird
- Interviewpreise mit dem Töchterchen sollen bei einigen tausend Euros liegen.
Die YACHT hat ja schon schriftlich bekundet, das nicht mitzumachen. Im übrigen
ist der Vergleich eines stattgefundenen mit einem geplanten Törn um die Welt für
Fachleute geradezu hahnebüchen. Ein
Bergsteiger würde es vermutlich wie folgt vergleichen: Laura Dekker macht einen
gemütlichen Spaziergang zum Zugspitzplatt – vielleicht - ; Jessica Watson
hingegen hat die Eiger-Nordwand (oder den Nanga Parbat) bezwungen – ohne
Boxenstopp. Zur Klarstellung: Derzeit segelt eine Armada von ungefähr 500 Weltumseglern in spe auf der
beabsichtigten Dekker-Route um die Welt.
Freundestreffen
Es
ist immer noch eine Ehre für mich, am YACHT-Stand auftreten zu dürfen, um dort
meine persönliche Meinung von mir zu geben. Erquickend auch das Gespräch mit
meinem alten Freund Christoph Schumann (genannt "Gottschalk des
Segelsports", auch Sprecher bei Eurosport) im Segelzentrum, mit dem ich
mich schon an die zwanzig mal in der Öffentlichkeit unterhalten durfte. Nur in
einem Punkt musste ich ihn enttäuschen, als ich nach dem von mir unumschränkt bewunderten dreifachen Goldmedaillengewinner
Jochen Schümann auf die Bühne gestiegen war. Christoph befragte
mich zum Regattasegeln und ich musste gestehen: Fußball ja, Formel1 ja, aber
das heutige(!) Regattasegeln mit Segelmaschinen und einem Dutzend
muskelbepackten firmenangehörigen Profis drauf: Für mich uninteressant, weil
unübersichtlich, langweilend und viel zu weit von meinem Segeln entfernt.

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