Essenzielle Tipps für extreme Trips

von Rainer Messingschlager


Ärztin und Weltumseglerin gibt Seminare für Lanzeitreisende

Mit dem Boot um die Welt, mit dem Motorrad durch die Wüste oder mit dem Wohnmobil durch die Steppe: Nicht wenige gehen Jahr für Jahr auf derartige Extremtrips. Aber was machen die Globetrotter, wenn sie krank werden? Die Antwort darauf hat die Fürther Ärztin Kerstin Heller parat.

Sie gibt Seminare für Extremreisende. Dabei weiß die Medizinerin sehr genau, wovon sie spricht. Denn neben diverser Motorrad- und Wohnmobiltouren kann sie vor allem auf eine Weltumsegelung verweisen. Im April 2001 war sie mit Mann Bernd und der damals zweijährigen Tochter Luca in San Giorgio bei Triest in See gestochen. Vier Jahre war die Familie dann unterwegs. Von Sizilien über Gibraltar nach Südamerika, in die Karibik, durch den Panamakanal, nach Polynesien und weiter nach Indonesien, Singapur, Thailand (wo man den Tsunami verschlafen hat - siehe hier) Malediven und Oman. Durch den Suezkanal und über Zypern ging es schließlich im Juni 2005 wieder zurück nach San Giorgio.

In dieser langen Zeit an Bord sind natürlich Krankheiten ebenso wie Verletzungen unausweichlich. "Man verletzt sich an Bord sehr gerne", sagte Kerstin Heller. Man bekommt etwas auf den Kopf, man schneidet sich, etwas entzündet sich. "Da lernt man auch, seinen Partner zu nähen, zu klammern oder zu tapen."

Aber auch in vielen Gesprächen mit anderen Weltumseglern drehte es sich immer wieder um die ärztliche Versorgung. Dabei hatte es sich auch schnell in der Seglergemeinschaft herumgesprochen, dass Kerstin Heller Ärztin ist. Immer öfter warteten in den Häfen Segler, die sie um medizinische Rat oder Hilfe baten. Aber auch Einheimische hat sie behandelt. "Wir waren ja auch ausgerüstet wie ein Krankenhaus", sagt Bernd Heller.

Kinder an Bord

Den Auslöser, die Erfahrungen weiterzugeben, hat aber ein Seminar in Hamburg gegeben, bei dem die Hellers über "Kinder an Bord" referierten. "Schnell hat sich herumgesprochen, dass ich Ärztin bin", sagt Kerstin Heller. Dutzende von Fragen seien dann auf sie heruntergeprasselt. Dabei habe sich herauskristallisiert, dass sich viele von längeren Trips abschrecken lassen, weil sie sich eine Leben ohne medizinische Rund-um-Versorgung nicht vorstellen können. "Was ist, wenn ich oder das Kind krank werden?", sei die häufigste Frage gewesen.

"Wir Deutschen brauchen ja für alles einen Plan", sagt Kerstin Heller. Auch einen medizinischen – aber den mache meist der Hausarzt. "In den Bordapotheken ist dann auch alles drin, was man braucht." Der Arzt sage meist auch etwas dazu, doch praktisch hätten die wenigsten Erfahrung. "Die Sachen stehen dann zwei Jahre in der Box und dann sitzt man plötzlich mit einem gebrochenen Bein auf einer Insel, mit der Aussicht, dass der Arzt unerreichbar ist. Oder man hat auf hohe See plötzlich 41 Grad Fieber." Oder man beißt sich fernab jeglicher Zivilisation ein Stück Krone ab, wie es Kerstin selbst passierte. "Das tut zunächst nicht weh, aber in drei Wochen hat sich das entzündet". Also hat ihr Mann unter Anleitung Zahnzement angerührt und das Loch zugeschmiert. "Das hat über ein Jahr gehalten und war besser als das, was dann der Zahnarzt gemacht hat."

Medikamente fehlen

Vor allem die Praxis ist es, die Kerstin Heller künftig bei ihren zweitägigen Seminaren vermitteln will. Aber auch die Zusammenstellung einer sinnvollen Reiseapotheke wird gelehrt. "Oft ist es auch so, dass zwar ein Arzt vor Ort ist, der hat aber weder Medikamente noch sauberes Werkzeug", sagt Kerstin Heller. "Dann ist es besser, man kann ihm zum Beispiel ein paar Einwegspritzen geben." Weiter werden Ernährungs- und generelle Hygienefragen angesprochen.

"Es wird allerdings kein Zuhören-und-mitschreiben-Seminar sein", sagt Kerstin Heller. Die zwei Tage werden überwiegend von Übungen geprägt sein. "Das Seminarziel ist Vorsorge, Diagnose und Behandlung der wesentlichen Erkrankungen und Verletzungen auf langen Reisen ohne medizinische Vorkenntnisse."

Die Seminare werden in ganz Deutschland stattfinden. Nähere Auskünfte über die zweitägigen Seminare von Dr.Kerstin Heller: www.outdoor-medical.de. Dr. Kerstin Heller ist auch Referentin bei Bobby Schenk's Blauwasserseminar

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