Peilscheibe einfach selbst gebastelt

von Georg Steiner


Früher - vor der GPS-Zeit - hat es mal als unseriös, ja als unseemännisch gegolten, mit einer Yacht rumzufahren, für die keine Steuertafel erstellt worden war. Heute scheint dies (schlechter) Standard zu sein. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass es kaum noch preiswerte Peilscheiben zu kaufen gibt? Und die sind nun mal zur ernsthaften Erstellung einer Deviationstafel notwendig, wenn man mal von den teuren Peilscheiben aus Metall absieht. Hier hilft Besucher Georg Steiner mit seiner einfachen Anleitung zum Selbstbau einer Peilscheibe. Nachmachen! Dient der Seemannschaft und macht obendrein noch Spaß!

Bobby Schenk


Einfache Peilscheibe selbst gebastelt

1 Material

Navigationsscheibe beziehungsweise Kartenwinkelmesser, erhältlich in gut sortierten Geschäften, die Navigationszubehör führen.

Hammerschnur beziehungsweise Reepschnur mit 1 mm Durchmesser und etwa 1 m lang, vorzugsweise in dunkler Farbe, erhältlich in Segel- oder Bergsportgeschäften.

Messingrohr mit 2 bis 3 mm Außendurchmesser, (1,5 bis 2,5 mm Innendurchmesser) erhältlich in Modellbaugeschäften.

Selbstklebende Anschlagdämpfer wie sie bei Kastentüren oder Laden verwendet werden, 5 Stück, erhältlich in Geschäften, die Selbstbaumöbel führen.

Plastikhülle im Format A5, erhältlich im Papierfachhandel.

   

 

Abbildung 1: Material bestehend aus: Navigationsscheibe, Messingrohr, Anschlagdämpfer, Hammerschnur und Plastikhülle.

Kosten des gesamten Materials an die 16 Euro. Das teuerste ist die Navigationsscheibe selbst mit etwa 12 Euro (Abbildung 1 ).

2 Werkzeug

Dose mit Sprühlack, vorzugsweise weiß und matt, erhältlich in Baumärkten

Packpapier oder Altpapier als Unterlage beim Lackieren

ein Blatt kariertes Papier

Papiertaschentücher

Klebeband zum Abdecken der nicht zu lackierenden Bereiche (Abdeckband)

ein nicht mehr benötigtes Trinkglas (beispielsweise ein ausgedientes Senf- oder Gurkenglas), Durchmesser etwa 7 bis 8 cm

Metallsäge

Feilen (eher klein und fein)

Schere

Feuerzeug

3 Herstellung

Aus der Navigationsscheibe wird der Messfaden entfernt und deren Unterseite durch Abreiben mit einem Papiertaschentuch sorgfältig gereinigt.

Dann die Navigationsscheibe mit der Unterseite nach oben auf das karierte Papier legen und mit dem Kreppklebeband die Ecken abdecken. Das überstehende Kreppklebeband fixiert die Navigationsscheibe auf dem Papier, sodass diese beim Lackieren nicht verrutschen kann. Damit die Größen der abgedeckten Stellen möglichst gleichmäßig werden, empfiehlt es sich zuvor auf dem untergelegten Papier entsprechende Markierungen anzubringen. Die Karos helfen dabei.

Das Trinkglas schützt das Zentrum der Navigationsscheibe vor dem Sprühlack (Abbildung 2). Achtung: Das Glas sorgfältig zentrieren!

 

Abbildung 2 : Navigationsscheibe fertig zum Besprühen mit  Lack.

Nun mit dem Sprühlack gleichmäßig besprühen und härten lassen (Herstellerangaben des Sprühlacks beachten!). Ein zweites mal besprühen erhöht die Deckfähigkeit der Lackschicht deutlich.

Nach dem vorläufigen Härten des Lacks die Abdeckungen entfernen (Glas und Klebeband). Dabei beachten, daß vom Klebeband nichts zurück bleibt. Nun die Lackschicht endgültig aushärten lassen (Herstellerangaben des Lacks beachten) (Abbildung 3).

 

 

Abbildung 3 : Navigationsscheibe nach dem Lackieren.

Die Anschlagdämpfer an der Unterseite aufkleben, an jeder Ecke einer und neben der Mitte einer.

Die Hammerschnur an Stelle der zuvor entfernten Messschnur, also von der Oberseite, einfädeln und mit einem Knoten fixieren. Ein sorgfältig rund geschmolzenes Ende erleichtert das Einfädeln.

Vom Messingrohr ein Stück abschneiden, vorzugsweise so lang, wie unsere Peilscheibe breit ist. Die Enden des Messingrohres mit der Feile entgraten.

Das Messingrohr über die Hammerschnur schieben und mit Knoten vor dem Verrutschen sichern. Auch hier erleichtert ein schlanker Schmelztakling das Fädeln.

Ein schöner Knoten am Ende der Hammerschnur vervollständigen unsere Peilscheibe. Aus rein optischen Gründen habe ich den Schmelztakling an diesem Ende der Hammerschnur wieder entfernt und diese aufgedrüselt. Endgültig soll die Hammerschnur eine Länge von etwa 80cm haben, die Entfernung zwischen Peilscheibe und Messingrohr hat sich mit 50cm bewährt.

 

 

Abbildung 4 : Fertig zusammengesetzte Peilscheibe.

Aufbewahrung in der Hülle schützt vor Kratzer, dazu wird Hammerschnur samt Messingrohr um die Scheibe gewickelt.

4 Erfahrungen und Gebrauch

Die mühevollste und zeitraubendste Arbeit ist das Lackieren der Unterseite der Navigationsscheibe. Dies erwies sich jedoch als notwendig, da auf dunklem Untergrund, beispielsweise auf dem Schiebeluk eines Segelbootes, das Ablesen der farblosen Scheibe schwierig bis unmöglich war.

Auf dem Schiebeluk mit der Unter- oder Seitenkante angelegt, NORTH beziehungsweise 0° ist die Kielrichtung, erlaubt die selbstgemachte Peilscheibe im Bereich von 260° über 0° bis 100° das Ablesen einer Seitenpeilung auf 2° genau! Der Bereich von 101° über  180° bis 259° ist mit etwas Übung (hocken seitlich des Niedergangs oder Bauchlage auf dem Salondach) auch möglich, doch ist auf Grund der meist unbequemen Haltung mit geringfügig größeren Ungenauigkeiten zu rechnen.

Der ursprüngliche Verwendungszweck der Navigationsscheibe, das einfache und rasche Ermitteln von Kartenkursen, bleibt um so besser erhalten, je schmäler der weiß lackierte ringförmige Bereich an der Unterseite ausgeführt wird.

Wegen der immer heikler werdenden Kontrollen in Flughäfen, ist es besser die selbstgemachte Peilscheibe nicht im Handgepäck an Bord eines Flugzeuges mitzunehmen (Messingröhrchen!). Mit 63 Gramm belastet unsere Peilscheibe das aufgegebene Gepäck nicht übermäßig.

 

Gerhard Nissalk hatte schon 1993 die Idee zu dieser Peilscheibe und hat sie unter der Musterregister - Nr.M9306712.7 beim Patentamt in München angemeldet. Wer sich das Basteln ersparen möchte, kann die fertige Peilscheibe gegen den geringen Betrag von 10,50 Euro plus Mehrwertsteuer u. Versandkosten über Herrn Nissalk selbst beziehe. (gerhard@nissalk.de oder Telefon +49(0)2325/795535) beziehen. 

 

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