Video-"Filmen"
an Bord von Fahrtenyachten 2010
Wie bereits im Beitrag übers
Videofilmen an Bord aus dem Jahre 2004 (hier
klicken!) festgestellt worden ist, wird analog weder gefilmt, das
schon gleich gar nicht, noch fotografiert. Nur noch "digital" zählt. Inzwischen hat sich
noch Einiges mehr getan,
was die Entwicklung von Amateur-Fotoapparaten und Videokameras in den letzten
Jahren Langfahrtsegler durchaus interessieren könnte.
Foto oder Video, je
nach Zweck?
Viele von uns stehen ja zu Beginn
ihres Fahrenslebens vor der Frage, ob sie die Langfahrt per Video oder per
Fotoapparat dokumentieren wollen, sei es aus rein privaten
Gründen, sei es, mit
dem Hintergedanken das Ergebnis der Reise irgendwie kommerziell zu nutzen, oder
sei es auch nur, um die eigene Homepage zu füttern. Nebenbei wird der
vorhandene digitale Fotoapparat, oder auch die Videokamera fast immer eingesetzt
werden, wenn es darum geht, Reparaturen an Bord visuell zu protokollieren oder
auch, um das richtige Ersatzteil zu bestellen.
Je nach Einsatzzweck tut es heute
dann auch eine ganz billige Digitalkamera aus dem Kaufhaus (ja, auch von Aldi)
oder eine halbprofessionelle Kamera, deren Anschaffung aber dann schon bei
einigen tausend Euros (mit den notwendigen Wechselobjektiven) liegen kann.
Fürs Internet
taugt jede Kamera, die Qualitätsansprüche sind auch heute bei den besseren
Übertragungsgeschwindigkeiten noch nicht sehr hoch. Deshalb müssen Fotos noch immer
komprimiert werden. Ja sogar Einzelbilder aus Videofilmen
können sich von der Qualität her durchaus für die eigene Webseite eignen.
Beim reinen Fotografieren hat sich
in den letzten Jahren, von der Bordpraxis her gesehen, nicht viel getan. Die
Apparate sind schneller geworden, sodass man heute auch schon mal Delfine im
Bild festhalten kann, was mit den langsamen Digitalkameras der ersten Jahre
nicht möglich war. Aber ansonsten? Gesichterkennung, das ärgerliche
"digitale Tele" und Rote-Augen-Gadgets
interessieren uns an Bord wenig und zur Bearbeitung auf dem Computer
tut es auch ein älteres Notebook.
Hochauflösend
heißt das Schlagwort
Ganz anders sieht die Entwicklung
auf dem Videosektor aus. Der "Mini-DV-Standard", der ja gegenüber den
früheren VHS-Formaten eine Revolution war, hat schon wieder ausgedient,
hochauflösende Videos sind der Stand der Technik heute. In welchem Prospekt auch
immer von AVCHD (Advanced Video Codec High Definition), von H.264/MPEG-4, AVC,
Blue-Ray oder auch von
"1080" die Rede ist, man kann von hochauflösenden Videos und damit vom heutigen
Qualitätsstandard auch im Amateurbereich ausgehen. Das nähert sich schon sehr
dem, was wir vom TV her erwarten. Das ist aber nicht der
einzige Grund, sich fürs Bordleben damit zu befassen.
Strom und
Speicherplatz sind keine Probleme mehr.
Wer all die
Entwicklungsstufen vom Stummfilm bis zum HD-Video miterlebt hat, wird sich
besonders an der Tatsache erfreuen, dass in den modernen Video-Apparaten, in
Kameras sowieso, keine beweglichen Teile zur Bildaufzeichnung mehr nötig
sind. Die heutigen Geräte
zeichnen auf daumennagelgroßen Speicherkarten (z.B. SDHC) auf und zwar
so platzsparend, dass auf eine 16-GB-Karte eine Stunde hochauflösendes Video
gespeichert werden. Übrigens mit einer Akkuladung! Speicherplatz von insgesamt
64 Gigabyte ist heute nichts Ungewöhnliches, sodass man darauf sicher schon
Material von einer ganzen Weltumsegelung aufzeichnen könnte. Wenn man es
zwischenzeitlich auf den Computer überspielt, natürlich ein Vielfaches. Nur zum
Vergleich aus 8- oder 16-Millimeter-Zeiten: Damals war eine ganze (sehr teure)
Filmrolle schon im Fünf-Minuten-Bereich zu Ende.
Video-Kamera und
Fotoapparat in Einem!
Aber jetzt das wirklich Interessante
für das Leben an Bord. Seit ein oder zwei Jahren wachseln Video und Foto
zusammen. Es kommen immer mehr Fotoapparate - oder soll man gleich sagen -
"Videogeräte" auf den Markt, die beides in sich vereinen, nämlich
Foto und Video. Und zwar Video in hochwertiger Auflösung. Mit gleichen
Qualitätsstandards wie spezielle handtellergroße Videokameras - siehe Foto
links. Das bedeutet, dass man mit so
einem Apparat sich keine Gedanken mehr machen braucht: Fotos oder
Video? Denn
man hat ja beides schon in der Hand. Man kann sich also fürs "Filmen"
entscheiden oder fürs Fotografieren. Wobei die Fotos nicht irgendwelche
Einzelbilder aus dem Video sind (das geht mit abgesenkter Qualität natürlich
auch), sondern richtig hochwertige Digitalbider in JPG- oder gar
TIF-Qualität.
Wobei die Bildgröße bis zu 5 MB beim JPG und 20 MB beim TIF (oder auch Raw)
kaum noch eine Rolle in der Praxis spielt, denn mit modernen Notebooks und preiswerten
externen Festplatten (1 Terabyte mit USB-Anschluss für 100 Euro) ist man in der
Speicherkapazität kaum
beschränkt.
 Jetzt Achtung: Wer auf seinem
Fotoapparat, meist auf einem Drehrad, die Einstellung "Video" findet,
und meint, er habe Obiges schon auf seinem Apparat drauf, der Rede irrt. Meist handelt es sich um eine
Videomöglichkeit mit Handyqualität (640 mal 480 Bildpunkte). Damit kann man in
der Praxis wenig Vernünftiges anfangen.
Outdoor-Kameras
Nun gibt es spezielle
Unterwasser-Apparate oder Outdoor-Kameras, wasserdicht bis, sagen wir mal 3
Meter und man sollte meinen, dass diese sportlichen Dinger für den "harten
Bordeinsatz" gerade das Richtige sind. Das mag für den Charterer im Urlaub
so sein, aber an Bord, jedenfalls auf meinen Schiffen, sind sie nicht ideal.
Denn das, was man sich als Anfänger manchmal vorstellt, nämlich auf dem
Vorschiff in der Gischt zu liegen, um so "richtige
Sturmbilder" nach Hause zu bringen, können sie auch nicht. Sie mögen gut genug
sein, um unbeachtet im Cockpit rumzuliegen, denn sie sind auch weniger
stoßempfindlich als normale Kameras. Aber man bezahlt für etwas, was man nicht
so recht braucht und zwar mit Qualitäts- und Leistung-Einbußen
gegenüber
"normalen" Apparaten. Es ist so ähnlich wie mit wasserdichten
Notebooks. Die sind, verglichen mit Aldi-Notebooks dreimal oder fünfmal so teuer -
mindestens - und bringen bei Weitem nicht die Leistung - schon gar nicht, um
Videos zu verarbeiten. Ich hab mein Leben lang, wasserdichte Fotoapparate, ja,
spezielle Unterwasserkameras
an Bord gehabt, benutzt hab ich sie praktisch nie, weil sie unhandlich
zu bedienen waren und außerhalb des Wassers nicht allzu viele
Einstellungsmöglichkeiten geboten haben.
Noch eine Warnung: Die sogenannten spritzwassergeschützten Gehäuse teurer
Kameras sind ja ganz nett, weil sie etwas unempfindlicher gegenüber
Umwelteinflüssen sind, aber einen Schwall Wasser vertragen sie garantiert
nicht, nicht einmal Spritzer mit Seewasser. Also, Aufnahmen von Stürmen können
wir uns eh ersparen, weil ich noch keine Amateuraufnahmen gesehen haben, die
schlechtes Wetter auch nur annähernd plastisch wiedergeben können. Und wer mal
die putzigen Clownfische beim Schnorcheln (in der Tiefe gibt es eh keine
Farben) abbilden möchte, kommt auch mit seiner normalen Kamera in einem
Platikschutzgehäuse gut zurecht!
Also, wer gute Fotos und(!) gute
Videos machen möchte, leiste sich einen Fotoapparat mit echter Videofunktion,
zum Beispiel eine Panasonic Lumix, eine Canon Eos 5D (Foto) oder die 7D oder ähnliches
(aber, die Auflösung sollte schon full HD sein,
also 1920 x 1080 Bildpunkte bieten!) oder, noch besser, er warte bis die Preise weiter gefallen sind.
Diese Tendenz ist
garantiert! Und auch die Tendenz, dass immer mehr Fotoapparate auf den Markt
kommen, bei denen Video in Full HD quasi als Dreingabe mit eingebaut ist.
Die Regeln für ein
gutes Video haben sich nicht geändert.
Was ich im Artikel aus dem Jahr
2004 zum Thema Videografieren geschrieben habe, hier
klicken!, gilt weiterhin. Also: Den
Zoomknopf während "Kamera läuft" nicht berühren, möglichst vom
Stativ (auch, wenn Bildstabilisator vorhanden)
aus arbeiten ("Alles bewegt sich, nur die Kamera nicht!"), keine
Schwenks und den Autofokus abschalten, es sei denn, der stellt sich blitzschnell
und ohne jedes Pumpen auf neu Aufnahmesituationen ein. Nachdem der Speicherplatz
und Strombedarf moderner Kameras kein Problem mehr ist,
sollte man großzügig
die Kamera mitlaufen lassen, um anschließend herzhaft zu schneiden. Wenn jemand
90 Prozent Verschnitt produziert, deutet das auf Qualitätsbewusstsein.
Im
Video-Studio-Programm entsteht der Film
Weiterhin, und heute, wo das
"Filmmaterial" nichts kostet erst recht: Ein ungeschnittenes Video ist
eine Zumutung für den Betrachter. Aus eigener Beobachtung kann ich sagen, dass
bei dem Überangebot im Fernsehen, kein Video die 30-Minuten-Grenze
überschreiten sollte. Selbst 20 Minuten können schon zu lange sein, wenn das
Material nichts besonderes bietet. Dabei kann beim Schnitt durchaus auf
raffinierte Übergänge verzichtet werden. Der Betrachter findet die heute nicht
mehr sehr interessant, deshalb sollte man sich meist mit sogenannten "harten"
Schnitten begnügen. Man betrachte mal einen Fernsehfilm daraufhin und wird feststellen,
dass auch dort fast nur Szene an Szene gereiht ist, manche keine zwei Sekunden
lang. Freilich, zu einem guten Schnitt benötigt man sogenannte
"Zwischenschnitte", also die Hand an der Winsch, der Blick auf die
Nationale im Wind, das Speedometer, die bewegte Winschkurbel, die schlagende
Schot, der Schotblock in Großaufnahme, der einsetzende Bug, das Heckwasser, das
Servoruder der Selbststeueranlage, der schwingende Kompass, das bewegte
Ruderrad und so fort.
Noch ein wunder Punkt bei der
notwendigen Weiterverarbeitung von hochauflösendem Video-Material ist der Computer. Schneller
Prozessor und leistungsfähige - separate - Grafikkarte sind
ein Muss. Dann aber geht das Schneiden, auch die - überflüssigen -
raffinierten Szenenübergänge leicht von der Hand. Der Autor hat gute
Erfahrungen mit dem Video-Bearbeitungsprogramm Video deluxe 16 (jetzt gibt es
schon die Version "17" - hier
klicken!) von Magix gemacht -
siehe Foto. Erfahrungen mit
Studio plus
von Pinnacle kann ich nicht berichten, weil sich das Programm stur geweigert
hat, die Mov-Dateien aus einer Canon einzulesen. "Format unbekannt"
oder so ähnlich lautete die Meldung, die ich auch durch diverse
Umwandlungtricks nicht überlisten konnte. Mit dem Magix-Programm gab es da
keine Schwierigkeiten und nach einem halben Tag konnte schon das erste Video,
immerhin acht Minuten lang, erstellt und vorgezeigt werden.
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