Freiheit mit dem
Freediver
Wichtige
Ausrüstung fürs Langfahrtsegeln
Bei der Vorbereitung einer Langfahrt denkt der
Weltumsegler in spe an Alles. Ankergeschirr, so steht es in
den Büchern, ist ganz wichtig. Mindestens drei Anker sollten es schon sein. Was
aber ist, wenn man einen in abgeschiedener Gegend verliert, wenn man ihn trotz
aller Tricks nicht mehr ausbrechen kann? Klar doch, dann heißt es tauchen. Aber
bei mehr als fünf Meter Tiefe kommen die meisten von uns mit Schnorchel
und Maske nicht mal auf Griffweite an das Eisen heran, geschweige können unten
arbeiten.
Der Ausweg erscheint leicht: Eine Tauchflasche
muss dabei sein. Mit der kann ich schon mal auf 20 Meter runter und den Anker
losarbeiten. Oder das Unterwasserschiff mal eben abschrubben. Eine Patentlösung
also?
Die Wirklichkeit schaut, wie üblich, ganz anders
aus. Da hat man sich also mit einer Tauchflasche eingedeckt, aber schon nach
den ersten Übungen im glasklaren Wasser bleibt die Luft weg, ist die Flasche
leer. Lademöglichkeiten keine weit und breit und in der nächsten Stadt weigert
sich die Ladestation die Flasche zu füllen, weil man keinen Tauchschein hat.
Der Ausweg heißt, und nicht wenige kommen darauf: Ein Tauchkompressor
muss aufs Schiff.
Damit sind wir unabhängig. Und so laut, dass die anderen Ankerlieger rebellisch
werden.
Vom Anschaffungspreis mal ganz abgesehen hat so ein Kompressor auch den
Nachteil, dass er erheblich Platz beansprucht und nach feuergefährlichem Benzin
verlangt. Kurzum: Eine Reihe von (teuren) Nachteilen, damit man im Ernstfall den
Anker sicher bergen kann oder ohne Luftnot die Muscheln von der Kielsohle
entfernen kann.
Flaschentauchen ohne
Ausbildung ist lebensgefährlich
An den größten Nachteil der Tauchflasche denkt
man häufig gar nicht: Flaschentauchen ohne gründliche Ausbildung und Übung
ist lebensgefährlich, jedenfalls viel gefährlicher als Segeln im Sturm. Und
genaugenommen, wird jeder "gelernte" Taucher sagen, verbietet sich das
Flaschentauchen ohne sachkundige Begleitung - Merkspruch: "Tauche
nie allein!". Nachdem die "übliche"
Standardbesatzung einer Langfahrtyacht zwei sind, scheidet damit in den meisten
fällen schon aus diesem Grund das Scubadiving aus, abgesehen davon, dass man
ohnehin zwei Flaschen bräuchte, und, und, und...
Einen guten Ausweg aus dem Dilemma bietet der
Freediver, im Prinzip nicht anderes als eine elektrische Luftpumpe mit einem
Lungenautomaten dran, der dafür sorgt, dass der Schwimmer - ich sag absichtlich
nicht "Taucher" - die Atemluft mit dem richtigen Luftdruck zugeführt
bekommt, und zwar über einen Atemschlauch, der bis in 10 Meter Tiefe reicht. Der
Vorteil liegt für uns Yachties auf der Hand:
-
keine schwere Tauchflasche
-
keine Nachfüllprobleme
-
kein zusätzlicher Kompressor erforderlich
-
kein Benzin nötig
-
praktisch fast unbegrenzte Tauchzeiten
-
Tauchmöglichkeit für zwei Personen
gleichzeitig
-
kein Tauchschein nötig
-
weitaus ungefährlicher als Flaschentauchen
Beim letzten Punkt werden Taucher aufschreien,
vor allem die Frischlinge, die gerade ihre Grundausbildung hinter sich haben.
Denn natürlich kann man sich in 10 Meter Tiefe mit ausreichender Atemluft
umbringen, wenn man beim Aufstieg nicht kontrolliert ausatmet. Oder, um es
drastisch zu sagen: Schon in drei Meter Tiefe, gar in zwei, kann ein solcher
Fehler zum Tode führen. Der Grund hierfür liegt ganz einfach darin, dass sich
Atemluft, die in der Tiefe eingeatmet wird, beim Aufstieg entsprechend der
Druckabnahme ihr Volumen erheblich vergrößert, was im schlimmsten Fall dazu
führt, dass die nicht ausgeatmete Luft die Lunge zerreißt. Wenn man aber
diesen einen einzigen Punkt beachtet und sich angewöhnt, unter Wasser immer
kontrolliert auszuatmen, dann kann ich in der Benutzung des Freedivers keine
Gefahr sehen. Wer keinen Druckausgleich herstellen kann, wird schon aus
Selbsterhaltung nicht abtauchen. Sagen wir es so: Wer schnorcheln kann, ist fit
für den Freediver. Und wer nur am Unterwasserschiff oder am Propeller arbeitet,
für den ist der Freediver ungefährlich.
Sich nicht ums
Unterwasserschiff zu kümmern ist schlechte Seemannschaft
Als ich den Freediver auf der letzten BOOT zum
ersten Mal gesehen habe, schoss es mir sofort durch den Kopf: "Endlich, auf
sowas hab ich schon lange gewartet, das Ding muss her!"
Nach den ersten Versuchen mit dem Freediver haben
sich meine sehr hohen Erwartungen voll bestätigt. Mehr noch: Ich betrachte den
Freediver als Grundausrüstung bei einer Langfahrt. Denn im Gegensatz zu
Charterseglern ist doch der Langfahrtsegler für den Zustand seiner Yacht immer
allein verantwortlich. Die Yacht endet aber nicht an der Wasserlinie, sondern
setzt sich noch einen oder zwei Meter unter Wasser fort. Wer sich ums
Unterwasserschiff nicht kümmert, begeht eigentlich Augenwischerei, wenn er
regelmäßig das Rigg auf Problemstellen abcheckt und dem Unterwasserschiff
keinen Blick gönnt. Und selbst im Mittelmeer, wo
Travelifts in jeder Marina zu finden sind, wird man nicht jedes mal das
Schiff rausheben, wenn das Unterwasserschiff zu kontrollieren ist. Das wäre
unerschwinglich - genau so, wie einen Taucher zu engagieren.
Erst recht entsteht ein Bedürfnis, das
Unterwasserschiff im Auge zu behalten, wenn man in der Ferne, weitab von jedem
Werftbetrieb ist:
-
Arbeiten die Zinkanoden?
-
Sind Anfressungen am Propeller?
-
Ist Bewuchs mal schnell zu entfernen?
-
Ist das Ruderlager ausgeschlagen?
-
Hängt der Impeller der Logge?
-
Ist der Echolotgeber sauber?
Freilich - zur Not gehts auch ohne Freediver, nur
mit Maske und Schnorchel. Aber wer beides ausprobiert hat, kann es bestätigen:
Mit dem Freediver geht es erheblich leichter,
ungleich scheller und supergenau.
Ein
Beispiel aus der Bordpraxis: Ohne diese Atemhilfe benötige ich zum
Propellerputzen (für einen!) eine gute halbe Stunde, obwohl die Schraube ja nur
einen halben Meter unter Wasser ist. Die meiste Zeit geht mit
dem ständigen und kräftezehrenden Schnappen nach Luft drauf. Mit dem Freediver erledige ich die
gleiche Arbeit in fünf Minuten - ein Riesenunterschied, vor allem im kalten
Wasser.
Das Unterwasserschiff von Kalkschnecken zu
reinigen ist bei 15 Meter Wasserlinienlänge - bei einem Katamaran also 60 Meter
- ohne Freediver ein Zweitages-Knochenjob, "mit" dauert es
gerade mal ein oder zwei Stunden. Dabei hat diese Atemhilfe für mich persönlich noch
einen gesundheitlichen Riesenvorteil: Meine Ohren sind leider etwas empfindlich
bei mechanischer Belastung. Arbeite ich an der Kielsohle, so ist bei jedem
Abtauchen, und es sind Dutzende Male, erneut ein Druckausgleich
im Ohr nötig. Für meine Ohren ist
es ungleich schonender, mit dem Freediver einmal auf eineinhalb Meter
abzutauchen, um dort unten die Kielsohle in einem einzigen Zug zu reinigen.

Was
mir beim Atmen über den Freediver besonders aufgefallen ist: Man spürt kaum
einen Atemwiderstand, nie hat man das Gefühl der Luftknappheit, selbst dann
nicht, wenn man hektisch mit Handschuhen und Kunststoff-Spachtel die Kalkschnecken am
Propeller bearbeitet, also sich
körperlich richtig "reinhängen" nuß.
Jedenfalls: Dank des Freedivers konnte ich mir
heuer schon einen Werftaufenthalt "an Land" mit all den Kosten und der Aufregung
sparen.
Mobiler oder stationärer
Freediver?
Den Freediver gibt es in zwei
Ausführungen. Einmal als festmontierte "Luftpumpe" mit Atemschlauch
und Lungenautomat. So ein Gerät hätte ich gerne im Maschinenraum, wo der
Stromanschluß praktisch immer schon vorhanden ist. Der Freediver benötigt
runde 15 Ampere bei 12 Volt, sodass lediglich das Kabel je nach Entfernung zur
Batterie entsprechend dimensioniert sein muß.
Der eigens entwickelte Kompressor hat
die Größe in etwa einer Lichtmaschine, wobei es ziemlich unerheblich ist, wo
man ihn festschraubt. Dass man den Freediver natürlich nicht bei geschlossenem
Maschinenraum, gar noch bei laufender Maschine benutzt, ist eigentlich
selbstverständlich, denn die Luft, die er zum Taucher schickt, bezieht er ja
aus seiner unmittelbaren Umgebung also aus dem Maschinenraum. Ein weitere Grund für die Benutzung des
Freediver nur bei geöffnetem Maschinenraum ist die fehlende Wasserkühlung bei
fest montierte Pumpe.
Der
stationäre Freediver kann mit einem so
langen Atemschlauch ausgestattet werden, dass praktisch auch eine 15-Meter-Yacht
bis in die Bugspitze mittels Tauchen zu erreichen ist. Denn der erzeugte
Luftdruck der Pumpe reicht zwar zum Atmen in 10 Meter
Tiefe, doch läßt sich in
wenigen Meter Tiefe selbst dann noch gut atmen, wenn der Luftschlauch 15 oder 20
Meter lang ist.
Der Vorteil des stationären Freedivers ist,
dass, je nach Batteriekapazität, die Tauchdauer praktisch unbegrenzt ist. Sein
Nachteil: Er kann praktisch nur zum Arbeiten am Unterwasserschiff benutzt
werden. Andererseits ist ein stationärer Freediver dann vom Vorteil, wenn am
Ankerplatz so leichter Strom oder Seegang setzt, dass man zwar noch am
Unterwasserschiff arbeiten
kann, dass aber anderseits der Extrazug durch den im Wasser treibenden
Kompressor entfällt.
Einen größeren Spaßfaktor bietet der Freediver
dann. wenn die Pumpe an der Wasseroberfläche in einem Gummiring treibt und er
von einem mitgeführten Akku angetrieben wird. Damit lassen sich dann auch,
entfernt von der Yacht am Ankerplatz, richtige Schnorchelgänge übers Riff durchführen.
Verblüffend hierbei ist, dass der "mitgeschleppte" Freediver
subjektiv kaum behindert, ja fast weniger zu spüren ist, als ein umgeschnallte
Flasche.
Nur der "mobile" Freediver bietet auch
die Chance, einen eingeklemmten Anker zu klarieren. Selbstverständlich nur
dann, wenn er nicht tiefer als 10 Meter liegt. Möglicherweise ist es aber
schon die entscheidende Hilfe, überhaupt so tief runterzukommen, um sich ein
Bild von der Ankersituation zu kommen, wenn der Schlammhaken von der
Wasseroberfläche eben noch nicht auszumachen ist.
Der
Akku für den schwimmenden Kompressor - runde 5 Kilo schwer - reicht für ein fast einstündiges
Tauchen und kann sogar über einen Inverter und ein handliches mitgeliefertes
Ladegerät an Bord in wenigen Stunden nachgeladen werden. Mangels
Landstrom ist dies nicht besonders
elegant, weil die Spannung des Akkus 12 Volt wie der Bordstrom beträgt, aber
eben sehr unkompliziert, weil auf den meisten Yachten ein leistungsfähiger
Inverter heut fast schon zur Standardausrüstung gehört!
Der Behälter für die Luftpumpe und den Akku ist
übrigens wassergeschützt und verträgt schon einen "Seegang" bis ca
40 Zentimeter. Integriert in den Boden des gelben Kunststofftopfes ist eine recht
wirksame Wasserkühlung, die allerdings keinen geräuschdämmenden Effekt hat.
Das Knattern der Pumpe dringt unter Wasser sehr deutlich ans Ohr, was aber
auch den positiven Effekt hat, dass man recht gut mitbekommt, wenn die Laufzeit
des Akkus sich ihrem Ende nähert oder mangels Strom der Kompressor schließlich
stehenbleibt. Dann ist noch
genügend Zeit, ohne Panik aufzutauchen.
Tarierweste
Eine Rosine ist die zum Freediver als Zubehör
erhältliche Tarierweste, richtig professionell ausgestattet mit Schnellabwurf
für die notwendigen Bleibeutel. Dieses "Tiefschnorcheljacket",
wie von Freediver genannt, ist auch bei Arbeiten am Schiff eine große Hilfe.
Denn bei Arbeiten an der Kielsohle, selbst an der Schraube, 50 Zentimeter unter
Wasser, ist es eine große Hilfe, seinen Auftrieb auf "schwebend"
einzustellen um so eine Hand zum Festhalten weitgehend "einzusparen".
Unverzichtbares Zubehör beim
Langfahrtsegeln
Alles in allem: Ein Schiffszubehör, das ich
nicht mehr missen möchte, weil ich es zur Grundausstattung einer guten
Fahrtenyacht rechne.
Und der Preis? Der Freediver, in den
Motorenraum oder in einen sonstigen Raum fest eingebaut, kostet etwas über 900
Euro. Für das mobile Gerät mit dem dazugehörigen Akku (der übrigens
per Luftfracht verschickt werden darf) wird man runde 1250 Euro los, jeweils
ohne das Tiefschnorcheljacket. Teuer?
Hat man nur einmal sich das Aufslippen gespart,
hat sich der Freediver oft schon bezahlt gemacht. Weiter Informationen gibts
hier auf der Webseite vom Freediver
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