Mobilfunk und Homepage-Pflege von Bord aus




Die phantastischen Möglichkeiten des  Mobilfunks zu nutzen ist eine Frage der Organisation! Im wesentlichen geht es hier um zwei Fragen:
  • Wie bearbeite ich die Homepage an Bord?

  • wie spiele ich das Ganze dann auf den Server?

Homepage offline, aber onboard

Zur Bearbeitung ist - logisch - ein geeigneter Notebook Voraussetzung. Ich hab einmal die Forderung aufgestellt, dass man den Notebook auch danach aussuchen soll, dass seine Betriebsspannung bei oder unter 12 Volt liegt. Das lässt sich in der Praxis nicht immer durchsetzen. Denn man wird in erster Linie den Computer danach aussuchen, was er leisten kann. Und dann wird oft die Auswahl so klein, dass man letztlich das nehmen muss, was auf dem Markt ist. Und Betriebsspannungen von oder unter 12 Volt werden bei Notebooks immer seltener. Man lasse sich auch durch das angebotene "Netzkabel für 12 Volt" nicht täuschen: Dahinter verbirgt sich häufig ein kleiner Inverter, der aus den 12 Bordvolt Wechselstrom macht, damit nach - sagen wir mal - 20 Volt transformiert werden kann (nur Wechselstrom kann "nach höher" verändert werden), um dann schließlich wieder 20-Volt-Gleichstrom herzustellen. Also nicht gerade elegant und stromsparend schon gar nicht!

An und für sich reicht ein Computer mit 200 MHz-CPU, wenn man nicht, wie ich, Videos an Bord bearbeiten möchte. Nein, nicht Videos zu Filmchen verarbeiten, sondern, um aus an Bord aufgenommenen Szenen Bilder fürs Internet rauszunehmen. Alle Bilder auf meiner Homepage, die von unterwegs stammen, stammen aus der Videokamera.

Warum kein Digital-Photoapparat? Klar, da könnte man auch Aufnahmen mit dem Notebook bearbeiten, ohne hohe Ansprüche an den Computer stellen zu müssen. Aber eine Digitalkamera liefert halt nur jeweils ein Bild, während man aus Videosequenzen genau das passende Bildchen aus Tausenden raussuchen kann, also wenn der Delfin gerade aus dem Wasser rauskommt, oder wenn die See gerade eine Schaumkrone hat. Selbstverständlich erreichen Videobilder bei weitem nicht die Qualität von Fotos, nicht einmal die von Digitalkameras. Aber, wie  ideal: Das ist fürs Internet völlig belanglos. Denn Fotos müssen bei unseren Übertragungsgeschwindigkeiten, auch beim häuslichen ISDN, so stark zu Lasten der Qualität komprimiert werden, dass es gleichgültig ist, was für ein Ausgangsmaterial benutzt wird. Mehr als 20 Kilobyte sollte kein Foto im Internet haben, sonst schlafen die Leute beim runterladen ein, oder klicken vor lauter Langeweile weiter.

Also, Video sollte der Notebook "können". Dazu braucht er neben einer erheblichen Grundschnelligkeit Hard- und Software, welche sicherstellt, dass der Computer 3,3 Megabyte pro Sekunde "aufnehmen" kann. Das geht nur über die sogenannte "Firewire"-Schnittstelle. Für Notebooks gibt es nunmehr für knapp 200.- DM diese Schnittstelle als PCMCIA-Karte, die einfach seitlich in das Kartenfach des Computers gesteckt wird. Die passende Software ist im Presi eingeschlossen, nämlich ULEAD 4.0, eine abgespeckte Profi-Software (6.0), die aber völlig zum Aufspielen und Runterspielen ausreicht, solange der Computer schnell genug ist. Und dazu muss er schon so 500 MHz leisten. Und die Festplatte sollte auch größer als die üblichen 6 Gigabyte haben. Ein solcher Notebook kostet bei der Metro nicht mehr als 4000.- DM. Das ist viel Geld, aber dafür kann die Maschine auch einiges.

Dass hierfür die Bilder von der Videokamera digital sein müssen, versteht sich von selbst. Wirklich gut eignen sich also nur Cameras mit DV-Format (Mini-DV), die es auch schon für 2000.- DM gibt. Man sollte darauf achten, dass die Kamera auch aufnehmen kann (was in Deutschland nur ausnahmsweise der Fall ist), denn dann kann man seine Filmchen auf den Computer spielen, dort schneiden und dann wieder auf die Kamera zurückspielen und so einen fertigen Film machen. Aber wie gesagt, letzteres Feature hat für die Homepage-Bedürfnisse keine Bedeutung.

Nachdem ich also ein paar Sekunden Film auf meinen Notebook gespielt habe, suche ich mit ULEAD die passenden Bildchen raus und speichere sie als BMP-Grafiken ab. Anschließend werden sie mit Fotopaint oder sonst einem Grafikprogramm zugeschnitten und zu einem kleinen JPG-Bild komprimiert. Eine ursprüngliche BMP-Datei mit 500 KB kann hiermit, immer noch ansehnlich, auf 20 KB zusammengepresst werden. 

Text wird in meinem Notebook mit Microsoft Frontpage bearbeitet und mit den komprimierten Bildern versehen. Schon ist die HTML-Seite fertig.

Der Reiz dieser Lösung besteht darin, dass erwähnenswerte Ereignisse an Bord schon Minuten später, und zwar bebildert, also richtig dokumentarisch, im Internet weltweit zugänglich sind. Das hat es in der Kommunikationstechnik bisher nicht gegeben.

Betrieb des Notebooks an Bord

Dass während der Maschinenlaufzeit, wo also meist Strom im Überfluss zur Verfügung steht, der Computer am Stromnetz hängen sollte, ist klar. Mit den eingebauten zwei Stunden Laufzeit aus dem Notebook-Akku kommt man dann recht weit. Und im Notfall kann man ja immer noch den Notebook über die Bordbatterie laufen lassen; er zieht so zwischen ein und drei Ampere.

Wenn übers Handy später ins Internet gegangen wird, die Zeit online also möglichst kurz gehalten werden soll - siehe unten - ist es besser, trotz höherem Stromverbrauch alle Stromsparfunktionen am Notebook auszuschalten, denn die Sparfunktion führt bei manchen Notebook-Tätigkeiten zur Trödelei und das können wir während der teuren Online-Zeit wirklich nicht gebrauchen.

Dass Notebooks vor Seewasser, überhaupt von Feuchtigkeit, geschützt sein müssen, ich glaube, versteht sich von selbst. Ich bediene meinen Notebook mit einer handelsüblichen "ausgewachsenen" Zusatztastatur (kostet um die 50.- DM) und über eine externe Maus (20.- DM). Das hat den Vorteil, dass ich mich nicht mit dem undefinierbaren Buttergefühl der Notebook-Tastatur rumschlagen muss und bei heftigen Schiffsbewegungen den Cursor viel zielgenauer führen kann als mit dem eingebauten Mausersatz, der nicht schlecht, aber doch recht gewöhnungsbedürftig und unpräzise ist. Außerdem muss ich mit meinen dreckigen Finger nich am teuren Notebook selbst rumhantieren.

Ganz was wichtiges: "Heutige Notebooks sind mechanisch recht stabil aufgebaut. Die Festplatte allerdings ist nach wie während der Laufzeit empfindlich gegen harte Stöße. Bei hoher Speed auf meinen Katamaran geht es richtig heftig zu, aber auch auf einem Einrumpfschiff gegenan würde der Computer schon mal einen Millimeter hochhopsen, zuviel G (=Erdbeschleunigung) für die Festplatte, wenn sie gerade auf Touren ist!" Das habe ich bei der Abfassung dieses Artikels geschrieben. Aber einer meiner aufmerksamen Besucher, Andreas Link, hat darauf hingewiesen - mit Recht wohl - , dass meine diesbezüglichen Sorgen unberechtigt sind - siehe seinen Besucherbrief vom 20.101!  

Unter diesen Bedingungen ist es ratsam, den Notebook auf einer sehr weichen Unterlage (Kissen, Schaumstoff oder ähnliches) zu betreiben. Allerdings dürfen hierbei keinesfalls die Lüftungsöffnungen am Gehäuseboden abgedeckt werden. Das könnte den Hitzetod für das gute Stück, jedenfalls für den Prozessor bedeuten.

 

Homepage wird geladen

Überspielt wird das ganze dann zum Server mittels eines handelsüblichen FTP-Programms. Ja, wenn ich eine Verbindung zum Server in Deutschland, USA, oder wo auch immer der steht, habe.

Ab da wird es schwieriger und gelegentlich kostenintensiver. Denn auf See gibt es keine Telefonleitung, in die ich das Modem meines Notebooks reinstöpseln kann. Hier hilft nur das Handy. Ich benutze ein einfaches NOKIA (mit Vertrag 199.- DM) zusammen mit DATASUITE 3.0, einer Software, die ein Modem simuliert. Das Handy wird nur an die serielle Schnittstelle des Computers (hat jeder) gehängt und los kann es gehen. Denkste!

Jetzt kommen wir zu dem Punkt, der mich bei der ganzen Sache am meisten aufregt und auch viel Geld gekostet hat: Klar, mit dem Handy komme ich nur ins Internet, wenn eine Telefonverbindung überhaupt hergestellt werden kann. Das ist aber nicht das große Problem, denn seit unserer Abfahrt in der Biskaya haben wir höchstens an vier Tagen keine Verbindung herstellen können. Schon bei vierzig Meilen zur Küste hat es annehmbare Kontakte gegeben.

Die eigentlichen Probleme liegen woanders. Häufig sind die Datenverbindungen im Ausland so "datenschwach", dass sie entnervt zusammenbrechen, nach Murphy's Gesetz natürlich immer dann, wenn man schon fast alles überspielt hatte und schon 20 Mark in der Kasse von Viag Interkom geklingelt haben. Erhebliche Schwierigkeiten habe ich auch mit meinem Provider T-Online gehabt. Und was ich da auf der Service-Line (aus dem Ausland gebührenpflichtig) erlebt habe, ist eine Geschichte für sich. Unter 10 Anrufen (mit Warteschleife, das ist vielleicht schmerzhaft!) landete ich nur selten bei jemand, der meine Fragen sachverständig beantwortet hat. Der tollste Rat einer Was-kann-ich-für-Sie-tun-Dame: "Gehen Sie halt ins Internet, dann werden Sie schon sehen, was passiert!"

Wenn man die Sache mit dem Internetzugang providermäßig im Griff hat und eine gute Funkverbindung ab Handy besteht, ist die Sache nicht mehr so problematisch. Man überlege sich jedoch vorher genau die Taktik, nach der im Internet gewühlt werden soll. Denn jede Minute kostet richtig Geld. Das liegt nicht nur an den hohen Telefongebühren, sondern auch an der niedrigen Übertragungsgeschwindigkeit von 9600 Baud unserer GSM-Handys - im Gegensatz zu den üblichen 56 KBaud per Draht oder 65 KBaud per ISDN. Trotzdem kann bei einiger Organisation in fünf Minuten die Homepage aktuell gehalten werden. Was sich bei mir als sehr praktisch erwiesen hat, ist das Screenshot-Programm HARDCOPY. Wenn ich also - online - eine Seite vor mir habe, die interessant sein könnte, suche ich nicht lange nach der Speichern-als-Taste, sondern drück die Pausentaste, die zum screenshotten umfunktioniert ist. Später lassen sich dann in Ruhe die Bildschirm-Spiegelungen sichten und bearbeiten, gegebenenfalls ausdrucken.

Ein anderes Thema ist der E-Mail-Verkehr. Auch das gehört zum Thema. Denn man freut sich über Post von der Homepage, will auch an den Besucher zurückmailen. Hier muss ich endlich mal was Positives über T-Online sagen. Deren Mail-Programm ist, für meine Zwecke gut geeignet. Denn da kann ich vorher sehen, welche Datenmengen auf dem Server rumliegen. Bei anderen Programmen kommt die Wahrheit erst raus, wenn nach 10 Minuten "Posteingang" immer noch nichts da ist. Ich hab schon - durchaus gutgemeinte E-Mails an mich mit 3 Megabyte auf dem T-Online- Server liegen sehen  - und gelöscht. Denn deren Empfang übers Handy könnte schon mal einen Tausender kosten - wenn die Datenverbindung mehr als zwei Stunden durchhalten würde. Ich kann es mir schlicht nicht leisten, E-Mails mit mehr als 50 KB per Handy runterzuladen. "Vernünftige" E-Mails unter 10K dagegen fallen auch im Dutzend nicht besonders ins Geld.

Ein besonderes Problem beim E-Mail-Empfang ist die Tatsache, dass manche lokalen Nummern - hier beispielsweise eine von T-Online angebotene Nummer in Tunis - zwar Internet-Zugang, auch Zugriff auf den Homepage-Server zulassen, nicht aber den Zugriff auf den T-Online-Mailserver. Um den anzusprechen, muss ich mit meinem deutschen Handy aus Tunesien in Frankfurt einwählen. Dann klappt es und zwar ziemlich schnell.

Bleibt noch die Frage nach der Nutzung von lokalen Prepaid-Karten, also zum Beispiel in Spanien ein Simm-Chip mit eigener spanischer Nummer und Gesprächsguthaben von so 50.- DM. Ist dieses ausgegeben, kann man bei gleicher Telefonnummer "nachladen". Kann ich nur empfehlen! Erstens hat man einen guten Überblick über seine Telefonausgaben und fällt nach der Rückkehr nach Germany beim Erhalt der Telefonrechnung nicht gleich vom Stuhl, zweitens kann man die lokalen Nummern für den Internetzugang mit Ortsgebühren, also nicht mit Auslandsgesprächen anwählen. Und vor allem: Alle die Freunde, die glauben einem was Gutes zu tun, wenn sie Dich im Ausland ausführlich nach Wetter und Bierpreisen befragen, blechen bei der Anwahl der ausländischen Telefonnummer voll selber, während der Inhaber eines deutschen Handys für den Freundesdienst selbst aufkommen muss.

Ja, aber es gibt doch überall Internet-Cafes? Richtig, aber die bringen uns nicht besonders weit. Großartig sind sie, wenn es darum geht, im Internet rumzustöbern oder E-Mails direkt am Terminal zu schreiben und zu versenden, auch zu lesen. Aber schon beim Versuch, eine Datei auf den Server zu schieben, wird man ausgebremst, meistens durch den Ladeninhaber. Die haben es nämlich nicht gerne, wenn Kunden auf den Cafeterminals eigene Dateien (und Viren?) ins Cafe spielen.

Da ist es schon besser, man kreuzt mit dem eigenen Notebook beim Hafenmeister auf, und bittet darum, ein paar Minuten an die Telefonleitung gehen zu dürfen. Zweckmäßigerweise besorgt man sich vorher schon den passenden Stecker vom Telefondraht in den Computer, denn da gibt es zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten.

Homepage-Pflege ohne Telefonverbindung

Wie die Katze bin ich bis jetzt um das heißeste Thema herumgeschlichen: Was tun, wenn eine Handyverbindung mangels Funkkontakt zur Küste unmöglich ist?

Satellitentelefon? Fehlanzeige. Denn bei Übertragungsraten von 2400 Baud können wir gar nicht so reich sein, um auch nur Text ins Internet zu schicken. Um auf hoher See, digitale Nachrichten, also E-Mails, zu übermitteln, gibt es, technisch gesehen, von Yachten "unserer" Größe aus nur eine praktikable Möglichkeit, nämlich der Funkweg: So wie man das schon eine Ewigkeit, also 40 Jahre lang, gemacht hat, über Kurzwelle. Zu diesem Thema hab ich auf dieser Homepage zwei interessante Ausführungen, nämlich die beiden Artikel Radiokommunikation auf Yachten von Peter Höbel, praktisch erfahren auf seiner PANDERA und von Alf Kruse zur richtigen Ausrüstung für Pactor .

Gut, aber, selbst, wenn man von unterwegs E-Mails verschicken könnte, ist man damit noch lange nicht im Internet oder auf der Homepage? Richtig, aber eine Dritte Person damit zu beauftragen, übermittelten Text (vielleicht auch Bilder?) ins Internet zu stellen, dürfte der einfachste Teil der Unternehmung "Homepage von Bord aus" sein.

Ich werde demnächst über meine persönlichen Erfahrungen mit Pactor von Bord aus berichten.

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