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Gerd's Karibik-Geheimtipps
Nachdem Gerd hier seine Atlantiküberquerung (Gerd's 1.Atlantiküberquerung)
geschildert hat, anschließend aus der Karibik (Gerd's Karibik-Infos) die letzten Infos geschickt
hatte, die keineswegs angetan waren, Appetit auf Westindien zu machen, so
möchte man sich nach den heutigen "Geheimtipps" am liebsten
gleich in den Flieger setzen, um dort drüben zu segeln - oder besser: Auf
eigenen Kiel die Jungferninsel zu besuchen. Ein Superrevier:
Liebe Freunde!
Mein letzter Bericht hörte in Antigua auf und ich flog
mit der Condor für eine Woche nach Frankfurt.
Zurück an Bord, nahm ich schnell Kurs auf St.Maartin, wo ich eine
Arbeitswoche eingeplant hatte. Das Antifouling war nach 10 Monaten noch
aktiv, aber da meine Rückreise nach Griechenland noch bis Oktober dauert,
wollte ich hier die Gelegenheit nutzen, es zu erneuern. Bei Bobby`s Marina in
Phillipsburg fand ich die preisgünstigste und mit Travellift gleichzeitig die
perfekteste Möglichkeit aus dem Wasser zu kommen. Im Ort war auch der größte
und preiswerteste Supermarkt der gesamten Karibik.
Leider habe ich auf der "Grotewind" nicht die Staumöglichkeiten wie auf einem
Katamaran, sonst hätte ich dort für den Rest der Reise eingekauft, statt in
den Bahamas 40 US$ für 24 Dosen Bier zu bezahlen.
Mit einem kurzen Stop auf Anguilla, wo ich mich leider von meinen Freunden
auf der "Seamonster" trennen mußte, segelte ich weiter zu den British Virgin
Islands. Auf dieses Gebiet war ich besonders gespannt, da ich vor 6 Jahren
schon einmal hier war und leider nur wenig gesehen hatte.
Für Fahrtensegler ein ungewöhnliches Revier, weil die Ziele meistens nur 5
Seemeilen entfernt sind. Man muss seine Trägheit überwinden, um für die kurze
Strecke die Segel zu setzen, aber es wird belohnt. Kaum Welle und leichte bis
mittlere Winde, sind die idealen Bedingungen um mit Vollzeug entspannt zu
segeln.
Die Anzahl der Yachten ist in den letzten Jahren kaum gestiegen und mit ein
wenig Planung findet man immer noch idyllische und nicht überfüllte
Ankerplätze. Natürlich machte ich auch den Abstecher nach Anegada zum
Lobsteressen. Nach einer Woche Buchtenbummeln endeten meine drei Monate
Einhandsegelei. Sie waren für mich seglerisch und mental sehr lehrreich, aber
auf Dauer möchte ich nicht ohne Ingrid an Bord sein.
Für die Strecke bis
Puerto Rico kamen meine ersten Gäste an Bord. Zu viert hatten wir zwei Wochen
Zeit für ca. 80 Meilen. Die Tage vergingen mit ein paar Meilen Segeln,
Schnorcheln, Sundowner und Wettkochen wie im Flug. Nur die Wahl des
Ankerplatzes war nicht so einfach, denn wir hatten 20 Knoten Wind aus Süd und
3 Meter Schwell aus Nord. Unruhig war es also fast überall.
Die US Virgins waren fast kein Unterschied zu den
BVIs, aber dann kam die
große Überraschung, die Spanish Virgin Islands.
Culebra und die kleine vorgelagerte Insel Culebrita waren ein Traum. Obwohl
nur 20 Meilen von St.Thomas entfernt, war hier absolute
Ruhe. Die Crews
scheuen wahrscheinlich den Törn zurück gegen den Passat. Deshalb scheiden
sich hier die Fahrtensegler von den Urlaubsseglern. Bis Nassau bekam ich
nur
noch vereinzelt Charterboote zu sehen. Auf Culebra konnten wir einem
schwedischen Seglerpaar helfen. Auf ihrer mehrjährigen Reise war nun ihr
zweiter Anlasser defekt und der erste unfachmännisch repariert worden. Voller
Verzweifelung wollten sie schon einen neuen aus Schweden bestellen. Mit etwas
Fett und einer isolierenden Unterlegscheibe war der Fehler schnell behoben.
Das glücklichen Gesichter von Sylvia und Egon waren der schönste Dank. Trotz
der guten Tat, wären wir anschließend beinahe noch auf ein Riff gelaufen.
Wegen der Reparatur waren wir etwas spät, mit der Sonne von vorne, an der
Riffeinfahrt. Gemeinerweise war auch noch die Backbordtonne 30 Meter
innerhalb des Riffes und nicht, wie im Handbuch eingezeichnet, am Rand. Mit
voll zurück konnten wir Schlimmeres verhindern und verließen uns ab sofort
nur noch auf die "Eyeball Navigation".
Die Ostküste von Puerto Rico war dann ein Vorgeschmack auf die
Flachwassernavigation in den Bahamas. Für einen Crewwechsel empfahl sich die
Marina Puerto del Rey. Sauber, freundlich und mit 1 Dollar/Fuß auch noch
wesentlich billiger, als San Juan. Mit einer Leihwagenvermietung ist hier
auch der richtige Ausgangspunkt für einen Besuch im Regenwald.
Mit meinen Gästen flog ich mal wieder nach Frankfurt und war eine Woche
später mit der neuen Crew zurück.
Mit Hanna und Uwe hatte ich die ideale Crew für die 450 Meilen zu den Bahamas
an Bord. Wir hatten vor 6 Jahren, bei einem erfolglosen Versuch Kap Hoorn zu
runden, schon drei Stürme gemeinsam abgewettert.
So etwas war hier zwar nicht
zu erwarten, aber eine Kaltfront im Norden hielt uns
erst mal noch auf Puerto
Rico fest. Für zwei Tage ankerten wir im ungemütlichen und dreckigem Hafen
von San Juan. Immerhin kostenlos
und ein Stadtbummel machte sogar im Regen
Spaß.
Mit der Kaltfront über der Monapassage machten wir uns auf den Weg. Wie
erwartet, mussten wir die ersten Stunden motoren. Mit der Front kam dann der
Regen, der Wind und flottes Segeln. Obwohl sich die Front zu einem Trog
entwickelte, kamen wir bestens vorwärts.
Nach nur drei Tagen und zwei Nächten
erreichten wir mit noch genug Tageslicht den Südrand der Caicosbank und
konnten uns hinter einer kleinen Felseninsel einen Ankerplatz suchen.
Über Caicos, Mayaguana,
Rum Cay und Long Cay segelten wir zu den
Exumas. Bei
Annäherung an die Riffe saß ich meistens in der Saling und war froh,
das ich
meine Masten mit Stufen ausgerüstet hatte. Hier in
Georgetown, auf Great
Exuma, ist das südliche Mekka der amerikanischen Fahrtensegler. Bis zu 500
Yachten liegen hier im Winter. Um 8 Uhr trifft sich alles auf Kanal 68 und es
gibt den Wetterbericht und viele nützliche Informationen. Der ganze Ort ist
auf die Segler eingestellt und scheint zum großen Teil von ihnen zu leben. Da
es auch einen Flughafen mit Verbindung nach Miami gibt, war hier mal wieder
Crewwechsel.
Die Exumas sind wohl das schönste
Revier, das ich bisher gesehen habe.
Wenn man sich erst mal an die nur 2 Meter türkisfarbenen Wassers unter dem
Kiel gewöhnt hat, kann man diese Inselkette genießen. Einsame Ankerplätze
wechseln mit kleinen Orten, vor denen sich sofort die Yachten sammeln.
Bei Staniel Cay konnten wir, wie James Bond, in die Höhle tauchen, die
Schauplatz im Film Thunderball war und vor Norman Cay
schnorchelten wir durch
eine alte DC 3, die vor ca 10 Jahren hier mit Rauschgiftschmugglern
notgewassert wurde.
Der Tagestörn nach Nassau endete dann leider mit Wind und steiler Welle von
vorne auf den letzten 12 Meilen.
In Nassau liegt die "Grotewind" jetzt für
100 DM am Tag an einem Steg und wartet auf meine Rückkehr am 8.Mai.
Resümee dieser Etappe. Je weiter nach Norden, umso schöner wurde es. Es
wundert mich, dass die meisten europäischen Segler dieses Revier im wahrsten
Sinne des Wortes, auf ihrem Weg zu den Bermudas, links liegen lassen. Ein
Grund ist bestimmt, dass es auch immer teurer wird je näher man den USA kommt.
Kein Grund ist die Sicherheitslage. Die Berichte über Yachtüberfälle durch
Drogenschmuggler gehören der Vergangenheit an und ich fühlte mich in den
Bahamas sicherer als auf den südlichen Karibikinseln. Unser Tiefgang von 1,85
Meter hat uns auch nicht behindert. Wir sind unter Ausnutzung der 0,80 Meter
Tide an alle schönen Ankerplätze gekommen, obwohl ich hier gerne einen
Katamaran gehabt hätte.
Für den 18. Mai ist die Abfahrt zu den Bermudas geplant.
Mast und Schotbruch
und raumen Wind wünscht Euch bis zum nächsten Mal,
Euer Gerd
zur
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