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Kurzwellensender auf Yachten: Einbau und Antenne
Hier wird nicht auf die die rechtlichen Probleme eingegangen, sondern nur
auf die technischen Gegebenheiten beim Senden von
Segelyachten aus, und zwar auf Kurzwellen, also auf einem Frequenzbereich
von 1.6 MHz bis 30 MHz.
Senden? Was ist beim Empfang? Die Frage stellt
sich kaum, weil alle auf Yachten verwendeten Kurzwellenen-Sender auch
hervorragende Empfänger (häufig besser als die sogenannten
Marine-Spezialempfänger) sind - genannt Transceiver
(gebildet "Transmitter" + "Receiver"). Und vor allem, weil
die Antennenfrage beim Empfang nicht so wichtig
ist. Alles, was sich als Empfangsantenne anbietet, ein Stück Draht, eine
Stabantenne, das isolierte Achterstag, die Reling,
ja sogar die Masse (Maschine) eignet sich zum Empfang des Kurzwellenbandes mehr
oder weniger gut.
Beim Senden ist dies ganz anders. Wenn eine Antenne nicht
"abgestimmt" ist, dann wird die gesamte Sendeenergie (meistens bis zu
100 Watt) nicht ausgestrahlt, sondern reflektiert, was im schlimmsten Fall zur
Zerstörung des Senders führen könnte, wenn nicht im modernen Sender
Schutzmaßnahmen eingebaut wären. Nur bei einer auf die Frequenz (nicht auf das
Frequenzband) abgestimmten Antenne wird die gesamte
Energie (Radio-Force) abgestralht. Das sogenannte Stehwellenverhältnis
(SWR), also das Verhältnis der ausgestrahlten Radioenergie zur
reflektierten Energie, sagt aber allein noch nichts aus über die Qualität der
Ausstrahlung.
Eine Sendeantenne muss also erstens abgestimmt und zweitens möglichst
effektiv sein. Aber auch bei der besten Antenne haben die "Ausbreitungsbedingungen"
für die jeweilige Wellenlänge das entscheidende Wort. Die Sendeenergie (Watt),
die der Laie für das wichtigste hält, spielt eine geringe Rolle, vor allem in
den oberen Frequenzen. Wenn das "Band nach Europa" tot ist, bringe ich
aus dem Pacific auch mit mehreren tausend Watt keine Message rüber, wenn
allerdings die Ausbreitungsbedingungen perfekt sind, dann kann ich auch mit
einem einzigen Watt, das kaum ein Glühlämpchen beheizen könnte, meine
Nachricht rund um die Welt (vor allem mit Pactor II).
Voraussetzung ist immer eine leistungsfähige Antenne (und eine gute
Erde). So ist es auch eine alte Weisheit unter den Funkern: "Der
beste Hochfrequenzverstärker ist immer noch eine gute Antenne!".
Ich habe als Amateurfunker acht Jahre auf dem
Wasser gelebt, gefunkt und deshalb auch eine Menge Erfahrungen als Segler und
(!) Funker mit Antennen auf dem Schiff sammeln können. Die erste ist eigentlich
diejenige: Lassen sie sich bei der Antennenauswahl nicht(!) von einem
Amateurfunker beraten, es sei denn, dieser ist auch(!) Segler! Amateurfunker
sind meist unglaublich hilfsbereite Menschen (ihr Aushängeschild ist der
sogenannte Ham-Spirit), für die das Funken der
wichtigste Lebensinhalt ist. Und für eine gute Antenne würden sie so ziemlich
alles opfern. Einer guten Antenne hat sich nach ihrem Verständnis vom Hobby so
ziemlich alles unterzuordnen. In unserem Fall bedeutet dies, dass ein
begeisterter Amateurfunker (wiederum: Wenn er kein Segler ist...) das Rigg
auf unserer Yacht nur als Störfaktor für "seine" Antenne ansieht und
uns zu Antennenlösungen rät, die vielleicht das sichere, jedenfalls das
bequeme, Segeln beeinträchtigen. Wir wollen ja das Rigg von weiterem
"Drahtzeugs" freihalten, ist die normale Takelung
schon kompliziert genug. Ich erinnere zum Beispiel an die Backstagen: Nicht
gerade beliebt, weil mit zusätzlichem Aufwand verbunden und immer im
Wege!
Wir müssen uns also nach einem möglichst guten
Kompromiss umsehen, der mit möglichst wenigen Änderungen am Rigg
verbunden ist. Und der kann auf den meisten Yachten nur lauten: Achterstag
oder allenfalls achtern eine Stabantenne!
Das oben und unten isolierte Achterstag ist eine
(in den Augen von Funkamateuren nicht gerade ideale) Langdrahtantenne,
die auf dem Wasser unter Umständen phantastische Leistungen erzielen kann, weil
der Abstrahlwinkel sehr flach ist und deshalb
große Reichweiten erzielt werden (können). Dazu besitzen wir ( Funkamateure
kennen diesen Zustand gar nicht, es sei denn, sie wohnen direkt an der Küste)
mit dem umgebenden Meer die beste "Erde",
die man sich vorstellen kann, was sich äußerst positiv auf die Sendeleistung
auswirkt. Und, das ist das Wichtigste, der Eingriff ins Rigg ist gleich
"Null". Die Achterstag-Antenne ist
schon vorhanden, wenn die Werft oben und unten einen Isolator
angebracht hat. Die Länge ist ebenfalls mit 10 bis 20 Meter bestens. Allerdings
hängt die Abstimmung einer Antenne mit dem
Verhältnis von Antennenlänge zur Wellenlänge (auf der wir senden) ab. Es
leuchtet ein, dass man die Länge des Achterstags mechanisch nicht einfach
verändern kann. Dies geschieht mit Hilfe einer Matchbox
(per Hand oder - teuer - automatisch), die sich unmittelbar unter dem Ende des
Achterstags, also da, wo die Zuleitung aus dem isolierten Abschnitt des
Achterstags durchs Deck geführt wird, befinden sollte.
Auf einem Katamaran gibt es nun das klassische
Achterstag meist nicht, sodass wir stattdessen eine der beiden nach hinten
führenden Verstagungen benutzen können, wenn oben und unten eine Isolator im
Stag enthalten ist. Es sollte genau so gut funktionieren wie das Achterstag.
Leider lehnt meine Werft es ab, mir ein solches Stag einzubauen - aus
Sicherheitsgründen, sagt sie. Ich kann die Bedenken zwar nicht nachvollziehen,
aber ich werde mich fügen müssen. In solchen Fällen bleibt nichts anderes
übrig, auf eine Stabantenne auszuweichen (eine Dipolantenne
kann man auf einer Sloop nur am Ankerplatz empfehlen). Leider ist es damit aber
nicht getan, achtern eine "Peitsche" mit sieben Metern Länge
hinzustellen. Unter diese Antenne muss ein "elektronisches"
Gegengewicht eingebracht werden,. Es wird hierzu empfohlen, am Fußpunkt der
Antenne, unter dem Deck, ins Laminat Alufolie oder
Hühnerdraht (die Fläche ist entscheidend!) von
mehreren Quadratmetern einzubringen und diese Folie galvanisch z.B. mit einem
entsprechend sendetechnisch wirkungsvollen "Gegengewicht",
also zum Beispiel der Maschine zu verbinden. Die beliebten
"Erdschwämme" sind nicht ideal, zur Not tut es auch die Reling!
Man sieht schon, der Aufwand
wächst gewaltig, wenn man nicht auf das Achterstag zurückgreifen kann.
Bei beiden erwähnten Antennen ist die Installation eines KW-Transceivers
höchst einfach. Unter dem Deck, unmittelbar unter der Antenne (Achterstag,
Stabantenne) wird eine - automatische - Matchbox installiert und von dort das Antennenkabel
zum Transceiver gelegt. Der Transceiver wird mit einer entsprechend dimensionierter
Stromversorgung möglichst kurz ans Bordnetz angeschlossen, wobei zu
beachten ist, dass die Stromspitzen bis zu 30 Ampere
beantragen.
Nahezu alle Amateurtrancseiver (Icom, Kenwood, Yaesu)
sind von Haus aus auf 12 Volt ausgelegt, sodass es
auf einer Yacht keine Probleme gibt, wenn man sich nicht von der Werft
überreden lassen hat, 24 Volt zu nehmen. Außerdem haben fast alle diese
(technisch hervorragenden und modernen) Geräte die Möglichkeit, auf allen
Frequenzen von 1.6 bis 30 MHz durchgehend(!) zu empfangen und(!) zu senden, wenn
die Verkäuferfirma einen geringfügigen Eingriff durchführt. Mal ist es ein
kleiner Schalter, mal ein Widerstand, der zu ändern oder zu entfernen ist - und
schon steht einem die gesamte Kurzwelle offen. Damit kann man, rein technisch
gesehen, auf allen KW-Amateurbändern oder auf den Seefrequenzen ("Single
Side Band") empfangen und senden, also an den verschiedenen Diensten
teilnehmen. Noch besser ist ein Frequenzbereich bis runter zu 500 KHz, denn auf
518 KHz sind die Navtex-Ausstrahlungen. Die meisten Transceiver erreichen
allerdings empfangsseitig diesen Bereich ohnehin.
Ein guter Amateur-Transceiver kostet in der Größenordnung (!) von 3000.-
DM, hinzu kommt eine automatische Matchbox, auch "Antennenanpaßgerät"
genannt (Kenwood, Yaesu, Smarttuner- SG-230), die wiederum 1000 bis 1500.- DM
kostet. Es ist übrigens sinnvoll, Sender und Antennentuner von der gleichen
Firma zu nehmen, weil nur so gewährleitet ist, dass sich beide
"verstehen". Dies gilt nicht für das in letzter Zeit hochgelobte
Anpassgerät SG 230.
Ich habe auf meinem letzten Südseetörn einen TS50
von Kenwood, kaum größer als ein Autoradio, mit Matchbox dabeigehabt,
der in einer Sonderaktion noch vor kurzem für 1399.- DM (ohne Matchbox)
angeboten worden war. Ich war damit hochzufrieden und habe Gespräche rund um die
Welt geführt.
Im letzter Zeit hat Pactor II viel von sich reden gemacht. Dies ist eine
Möglichkeit über Kurzwellenfunk zwischen Erdstationen (also nicht über die
Satelliten) E-Mails zu versenden und zu empfangen. Alles deutet daraufhin, dass
diese Möglichkeit mit vertretbaren Gebühren bald auch Nicht-Funk-Amateuren
legal offen steht. Was man zusätzlich zum Kurzwellensender an Gerätschaften
benötigt, wird demnächst Pactor-II-Spezialist Alf Kruse DF7ML hier erklären.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die ansonsten hervorragenden
Amateurfunk-Transceiver sich mehr oder weniger gut für Pactor II eignen. Der
oben erwähnte TS 50 beispielsweise hat auf seiner Frequenzanzeige nur eine
Stelle hinter dem Komma, was zu Zeiten der Analog-Technik ein hervorragender
Wert gewesen wäre, für Pactor II wegen der erforderlich ganz exakten
Abstimmung nur unzulänglich ausreicht. Aber auch zu diesem preiswerten Gerät
liegen sehr positive Erfahrungsbeicht mit Pactor II vor.
Bobby Schenk, DK8CL
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